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Wirtschaft

Handel: Hoffen auf Ausgleichszahlungen

Covid-19 macht auch der Wirtschaft zu schaffen. Obwohl die Geschäfte jetzt im zweiten „Lockdown light“ offen halten dürfen, fehlen Frequenz und Umsatz. Besonders zu spüren ist das im Einzelhandel. Ohne Ausgleichszahlungen dürfte es für so manchen Betrieb im Burgenland eng werden, befürchtet die Standesvertretung.

Die Lage für den Handel ist derzeit extrem schwierig. Besonders betroffen ist der Einzelhandel. „Die Schulen haben geschlossen – die HTL hat zu. Wir haben keine Frequenz. Die wichtigsten Einkäufe werden vielleicht am Vormittag getätigt und am Nachmittag ist meistens überhaupt nichts los“, so Caroline Drexler, die eine Buchhandlung in Pinkafeld betreibt.

Buchhandlung, Pinkafeld
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Auch der Buchhandel ist von der Lockdown-Situation betroffen

Weniger Frequenz

Ähnliches hört man auch in verschiedenen Modefachgeschäften in den burgenländischen Einkaufsstädten. Sogar das EO in Oberwart verzeichnet derzeit einen massiven Rückgang bei der Kundenfrequenz, sagte Center-Managerin Alexandra Wieseneder. „Es ist Fakt, dass wir seit letzten Dienstag verstärkt eine Reduktion der Besucher spüren – also sicher um rund 20 Prozent – bedeutet weniger Frequenz und auch weniger Umsatz für viele Handelspartner. Ein Einkaufszentrum steht für Erlebnis und das ist eben die Kombination: Handel, Gastronomie und Dienstleistung. Jetzt fällt die Gastronomie weg“, so Wieseneder.

Betroffen vom zweiten Lockdown ist auch der Getränkehandel. „Es ist dramatisch, weil wir stark mit der Gastronomie verbunden sind. Das ist jetzt natürlich alles geschlossen“, so Alexander Böcskör, der einen Getränkefachmarkt in Pinkafeld betreibt.

Getränkehandel, Pinkafeld
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Getränkefachmarkt in Pinkafeld

Handel fordert Unterstützung

Im Handel läuten deshalb die Alarmglocken, sagte Andrea Gottweis, die zuständige Spartenobfrau in der Wirtschaftskammer. „Die Umsatzrückgänge in den betroffenen Sparten sind enorm – zwischen 50 und 90 Prozent des Umsatzes. Wir fordern gerade für diese Branchen eine entsprechende Unterstützung – 40 Prozent vom verlorenen Umsatz, Fixkostenzuschuss – das wäre die aktuelle Forderung“, so Gottweis.

Derzeit sind im burgenländischen Handel 18.600 Menschen beschäftigt – bislang gab es kaum coronavirusbedingte Kündigungen. Ohne staatliche Unterstützung wird man diesen Beschäftigungsstand aber nicht halten können, befürchtete Gottweis.

Nemeth: „Augenmaß nicht verlieren“

Zu Gast in „Burgenland heute“ war Wirtschaftskammerpräsident Peter Nemeth. Grundsätzlich würde sich das Burgenland nicht von anderen Bundesländern unterscheiden – Gastronomie und Hotellerie haben geschlossen, in einigen Branchen gibt es keinen Handwerker – in anderen ist es nötig, dass gearbeitet wird – und im Handel gäbe es massive Umsatzrückgänge, so Nemeth.

In Bezug auf Umsatzentgangsersatz und Fixkostenzuschuss, dürfe man das Augenmaß aber nicht verlieren, so Nemeth. „Es kann nicht sein, dass einige Branchen hier – jetzt nehme ich mich an, als Autohandel – einen 40-prozentigen Umsatzersatz bekommen würden – ich glaube, hier wird man mit einem Fixkostenzuschuss in einer besonderen Form das Auslangen finden müssen“, so der Wirtschaftskammerpräsident.

Gespräch mit Wirtschaftskammerpräsident Peter Nemeth

Peter Nemeth, Präsident der Wirtschaftskammer Burgenland, spricht über die Folgen des Lockdowns für die Wirtschaft.

Nemeth meinte, dass das Jahr 2021 ein schwieriges Jahr werden würde, aber er das mittlerweile nicht mehr so düster sehen würde. Die Menschen hätten sich an die neue Situation gewöhnt und viele Maßnahmen würden vielen Unternehmen das Überleben sichern, so Nemeth. Er glaubte, dass sich die Wirtschaft im Frühjahr 2021 wieder beleben würde.