Commerzialbank Zemmendorf
ORF/Spieß
ORF.at/Michael Baldauf
Commerzialbank

Zimmermann: Klikovits bereits 2018 befragt

In der Causa rund um die Commerzialbank Mattersburg kommen immer mehr Ermittlungsdetails ans Licht. Die Ex-Bankvorständin Franziska Klikovits wurde bereits im Jahr 2018 einvernommen – im Zuge von angeordneten Kontoöffnungen bei der Firma Zimmermann – einem Kunden der Commerzialbank. Ex-Bankchef Martin Pucher hingegen soll sich 2005 eine eigene Tankstelle bauen haben lassen.

Am 4. Juli 2018 führte die Steuerfahndung Hausdurchsuchungen und Kontoöffnungen bei der Zimmermann GmbH und in privaten Wohnungen der Geschäftsführer in Mattersburg durch. Bei einer Außenprüfung des Finanzamtes Eisenstadt wurden Unregelmäßigkeiten festgestellt – der Verdacht der Abgabenhinterziehung und der Geldwäsche lag vor. Der Dachdecker und Spenglerei-Unternehmer war Sponsor des SV Mattersburg, Kunde der Commerzialbank und Mitglied im Bank-Aufsichtsrat.

Einvernahmeprotokoll aus 2018

Er stellte – wie bereits berichtet – mehr als 400 fiktive Rechnungen aus und erwirtschaftete so Umsätze in der Höhe von rund 10 Millionen Euro. Das Geld wurde bar auf ein bestimmtes Konto der Commerzialbank Mattersburg einbezahlt. Dazu wurde auch Franziska Klikovits, Ex-Vorständin und Beschuldigte in der Causa Commerzialbank, in ihrer Einvernahme am 4. Juli 2018 befragt: „Bei der Kontonummer handelt es sich um ein internes Verrechnungskonto der Commerzialbank Mattersburg. Einzahlungen von Kunden auf dieses Konto sind nicht möglich. Erfolgt eine Bareinzahlung dann wir die Bareinzahlung über dieses zwischengeschaltete Verrechnungskonto an das begünstigte Konto weitergeleitet.“ Weitere Nachfragen zu diesem Konto oder den regelmäßigen Bareinzahlungen von Zimmermann wurden – laut den Unterlagen, die dem ORF Burgenland vorliegen – nicht gestellt. Zum persönlichen Verhältnis zu Zimmermann sagte Klikovits: „Ich bin Mitglied des Vorstandes der Commerzialbank Mattersburg und bin deshalb für die Kreditgeschäfte von Herrn Zimmermann zuständig, ansonsten fremd.“

Bis heute kein Abschlussbericht

Bei der Hausdurchsuchung wurden dutzende Ordner und Unterlagen sichergestellt. Die Staatsanwaltschaft Eisenstadt bekam vom Finanzamt Zwischenberichte – einen Abschlussbericht gibt es laut der Staatsanwaltschaft Eisenstadt bis heute nicht. Von der Steuerfahndung hießt es am 20. März auf Nachfrage der Staatsanwaltschaft: Die Außenprüfung sei nach wie vor nicht abgeschlossen. Ebenso wie auch die Auswertung der Firmendaten: „Da es sich dabei um eine sehr große Datenmenge handelt, streikt immer wieder die unserer IT-Abteilung für die Aufbereitung der Daten zur Verfügung stehende Software und verzögert sich dadurch auch eine entsprechende Auswertung durch den Außenprüfer.“

Der Zimmermann-Akt und die Zuständigkeit liegen mittlerweile bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft in Wien. Eine Insolvenz der Zimmermann GmbH ist in naher Zukunft zu erwarten. Es gibt Gespräche, sagte ein Sprecher des Unternehmens.

Eigene Tankstelle für Ex-Bankchef Pucher

Ex-Bankchef Martin Pucher soll sich 2005 eine eigene Tankstelle bauen haben lassen, um dort Treibstoff für „schlechte Zeiten“ zu lagern. Das gehe aus der Einvernahme eines Mattersburger Unternehmers hervor, berichtete der „Kurier“ am Freitag. Dieser gab an, die Tankstelle für Pucher auf seinem Firmengelände errichtet zu haben.

Der Zapfhahn für Super 95-Treibstoff in der Tanköffnung eines PKWs
APA/HANS KLAUS TECHT

Offiziell habe er die Tankstelle für sein Unternehmen benötigt. „Wenn ich gesagt hätte, dass die Tankstelle für Pucher zur Hortung von Treibstoff dient, hätten alle geglaubt, dass ich blöd bin“, sagte der Unternehmer laut „Kurier“. Auf den Kosten von rund 400.000 Euro sei er aber sitzen geblieben, obwohl der Ex-Bankchef ursprünglich zugesagt habe, die Errichtung zu finanzieren.

„Geldbündel aus einer Schreibtischlade gefischt“

Außerdem soll der Unternehmer ausgesagt haben, dass er in Tranchen rund 70.000 Euro von Pucher erhalten habe. Der Ex-Bankchef habe die Geldbündel in der Commerzialbank Mattersburg aus einer Schreibtischlade gefischt. Der Unternehmer sei damit ins Erdgeschoß der Bank gegangen und habe die Beträge auf sein Kreditkonto eingezahlt, den Beleg habe er Pucher gebracht.

Der Kredit sei für eine Firma gewesen, deren Geschäftsführung er übernommen habe, nachdem Pucher ihm den Posten angeboten hatte, sagte der Unternehmer laut „Kurier“. Persönlich habe er von dem Konto nie etwas abgehoben.