Salzlacken im Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel vertrocknen zunehmend und stehen vor dem Aussterben, wenn der Grundwasserspiegel nicht dringend stabilisiert wird
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Umwelt

Gleichgewicht im Nationalpark in Gefahr

Die einzigartigen Salzlacken im Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel drohen zu versteppen. Ursache: der sinkende Grundwasserspiegel. Die Entnahme von Grundwasser soll künftig kontrolliert werden, so der Rechnungshof. Die Landwirte sehen im Klimawandel das Hauptproblem.

Viele Salzlacken im Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel sind derzeit fast oder komplett ausgetrocknet. Zu dieser Jahreszeit ist das grundsätzlich nichts Ungewöhnliches. Das Wasser ist heuer allerdings bereits im Frühjahr verschwunden – und das sei alarmierend, sagte Nationalparkdirektor Johannes Ehrenfeldner. Der Grundwasserspiegel in der Region sinkt zunehmend. Die Salzlacken versteppen dadurch immer mehr.

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Salzlacken im Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel vertrocknen zunehmend und stehen vor dem Aussterben, wenn der Grundwasserspiegel nicht dringend stabilisiert wird
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Die Salzlacken im Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel gelten als einzigartig
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Weil es im Winter immer weniger Niederschläge gibt, trocknen viele Lacken bereits im Frühjahr aus
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Nationalparkdirektor Johannes Ehrenfeldner befürchtet eine zunehmende Versteppung der Lacken
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Die Lacken sind wichtiger Lebensraum für Pflanzen im Nationalpark
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Diese Lacke bei Illmitz (Bezirk Neusiedl am See) ist fast ausgetrocknet
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In der Region gibt es rund 5.000 Feldbrunnen wie diesen
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Vor allem Mais- und Weinkulturen werden laut Rechnungshof mit Grundwasser bewässert
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Josef Kracher von der Brunnengesellschaft Apetlon (Bezirk Neusiedl am See) sagt, dass der Grundwasserspiegel heuer nur etwas tiefer sei als sonst

Wenig Niederschlag und viele Brunnen

Für diese Entwicklung gibt es zwei Ursachen: Einerseits bleiben im Winter große Niederschlagsmengen seit Jahren aus. Andererseits werden in den Sommermonaten Kulturen wie Mais und Zuckerrüben aus mehr als 5.000 Feldbrunnen mit Grundwasser bewässert.

Als man damals auf diese Kulturen setzte, habe man im Grunde die Naturlandschaft weitgehend unberücksichtigt gelassen – und die ersten Anzeichen, dass sich das System nicht mehr im Gleichgewicht befindet, seien die Salzlacken gewesen, sagte Nationalparkdirektor Ehrenfeldner.

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Grafik über die Entwicklung der Salzlacken in der Region Nationalpark Neusiedlersee-Seewinkel
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Die Anzahl der Salzlacken in der Region ist über die Jahre drastisch gesunken
Grafik über die Entwicklung der Salzlacken in der Region Nationalpark Neusiedlersee-Seewinkel
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23.720 Hektar wurden im Jahr 2018 laut Rechnungshof mit Grundwasser bewässert
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Den Großteil der Anbauflächen machen Mais- und Weinkulturen aus

Grundwasserstand leicht unter dem Durchschnitt

Josef Kracher ist Winzer und Obmann der Brunnengenossenschaft Apetlon (Bezirk Neusiedl am See). Der Grundwasserstand sei derzeit etwas tiefer als im Durchschnitt. Kracher sieht eine Hauptursache in den vielen brachliegenden Flächen. Das Gras auf den Wiesen würde das Regenwasser aufnehmen – der Niederschlag gelangt somit nicht mehr in das Grundwasser. Dass die Landwirte mehr Wasser entnehmen als sie dürften, schließt er aus.

Johannes Ehrenfeldner im Gespräch

Im „Burgenland heute“-Interview mit Elisabeth Pauer nahm Nationalparkdirektor Johannes Ehrenfeldner auch zu einer Wasserzuleitung zum See Stellung

Es würden natürlich Jahre vorkommen, wo man einen Monat lang wirklich durchgehend bewässern müsse. Diese seien aber zum Glück noch in der Minderheit – überhaupt, wenn man das heurige Jahr hernehme, wo man zwei Wochen gar nichts habe bewässern müssen, weil es immer wieder Niederschläge gegeben habe. Davon, die Wasserentnahme behördlich zu kontrollieren, hält Kracher nichts. Das wäre ein unnötiger bürokratischer Aufwand.

Fest steht jedenfalls, dass die Versteppung zunimmt. Gab es Mitte des 19. Jahrhunderts noch 130 Salzlacken im Seewinkel, sind es jetzt weniger als 50. Und ihre Zahl droht weiter abzunehmen. Um dem entgegenzuwirken, werde es ein Bündel an Maßnahmen brauchen, so Nationalparkdirektor Ehrenfeldner.

LWK: Wasserstand und Grundwasser hängen nicht unmittelbar zusammen

Von der burgenländischen Landwirtschaftskammer hieß es am Freitag dazu, dass der Wasserstand des Neusiedler Sees und das Grundwasser nicht unmittelbar zusammenhängen würden. Die Brunnen seien wasserbehördlich bewilligt und müssten alle zehn Jahre neu beantragt werden. Die Wasserentnahme werde kontrolliert und bei einer zu hohen Entnahme gebe es umfangreiche Sanktionen, so Kammerdirektor Otto Prieler.