LKW verpixelt
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Chronik

Fünf Jahre Flüchtlingstragödie Parndorf

Am Donnerstag jährt sich zum fünften Mal die Flüchtlingstragödie von Parndorf, als 71 Flüchtlinge in einem Kühl-Lkw auf der A4 bei Parndorf tot aufgefunden wurden. Sie erstickten schon einen Tag davor auf ungarischem Staatsgebiet, am 26. August. Entdeckt wurde der Lkw einen Tag später, vor fünf Jahren, am 27. August 2015.

Gegen 11.30 Uhr entdeckte ein Mitarbeiter der Autobahninspektion Parndorf den abgestellten Kühl-Lkw in einer Pannenbucht auf der Ostautobahn (A4). Der Mann bemerkte eine Flüssigkeit, die aus dem Lastwagen tropfte. Er verständigte die Polizei. Zu diesem Zeitpunkt war die Tragweite dieser Entdeckung noch niemandem bewusst. Wenige Stunden später war aber klar: Der Lkw war ein Schlepperfahrzeug. Es trat Verwesungsflüssigkeit aus. Zuerst wurde von Dutzenden, dann von rund 30 Toten gesprochen – mehr dazu in 71 Flüchtlinge im Schlepper-Lkw gestorben.

Hans Peter Doskozil und Johanna Mikl Leitner
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Der damalige Landespolizeidirektor Hans Peter Doskozil und die damalige Innenministerin Johanna Mikl-Leitner bei der Pressekonferenz vor fünf Jahren

Schließlich wurden 71 Tote aus dem Lkw-Laderaum geborgen – 71 Menschen, die auf der Flucht vor Krieg und Terror ihr Leben lassen mussten. Die Menschen erstickten in dem luftdicht abgeschlossenen Lkw bereits kurz nach Beginn der Fahrt in Ungarn qualvoll.

Hauptangeklagte 2018 verurteilt

Alle Versuche, sich durch Klopfen bei den Schleppern bemerkbar zu machen, blieben erfolglos. Nach den Schleppern wurde gefahndet und schon bald gab es erste Festnahmen. Im Juni 2018 wurden die Hauptangeklagten in Ungarn zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt – mehr dazu in Urteile im A4-Prozess. Bei der Berufungsverhandlung im Vorjahr wurden die Urteile verschärft: Die vier Haupttäter mussten wegen Mordes lebenslang ins Gefängnis – mehr dazu in A4-Drama – Lebenslang für Hauptangeklagte.

Spurensicherung
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71 tote Flüchtlinge wurden aus der LKW-Ladefläche geborgen

ÖVP: Stärkung des EU-Außengrenzschutzes

Die ÖVP fordert angesichts des Jahrestags dieser Tragödie „weiterhin einen konsequenten Kampf gegen die Schlepperei“. „So etwas darf sich nie mehr wiederholen, deshalb muss der Kampf gegen die illegale Migration und organisierte Schlepperei entschlossen fortgesetzt werden“, so der geschäftsführende Landesparteiobmann Christian Sagartz. Er fordert auch eine Stärkung des EU-Außengrenzschutzes.

Grüne für Aufnahme junger Flüchtlinge

Burgenlands Grüne fordern mehr humanitäres Engagement Österreichs in der internationalen Flüchtlingspolitik. Die Bundesregierung müsse alles tun, die Wiederholung von Tragödien wie 2015 bei Parndorf mit 71 Opfern zu vermeiden, so Klubobfrau Regina Petrik. Ein „Zeichen guten Willens“ wäre die Aufnahme Minderjähriger aus Flüchtlingslagern in Griechenland, erneuerte sie eine Forderung der Bundespartei.

Doskozil fordert nachhaltige Strategie der Bundesregierung

Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) pocht weiterhin auf Verfahrenszentren außerhalb der europäischen Grenzen und einen effektiven Schutz der EU-Außengrenze. „Die Balkanroute ist und war nie geschlossen und der Außengrenzschutz ist nicht der, den wir uns vorstellen. Das beweisen auch die derzeitigen Aufgriffe an den burgenländischen Grenzen – die Zahlen steigen wieder.“ Die Bundesregierung sei gefordert, endlich die Lehren aus dem Jahr 2015 zu ziehen und eine nachhaltige Strategie zu entwickeln. „Damit sich solche dramatischen Ereignisse in Österreich nicht mehr wiederholen können", so Doskozil.