Schutzmaßnahmen gegen Vogelsterben
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Chronik

Vogelsterben: Land plant Schutzmaßnahmen

Im Burgenland ist Untersuchungen zufolge in den vergangenen zwei Jahrzehnten der Vogelbestand in der offenen Agrar-und Kulturlandschaft um rund 40 Prozent zurückgegangen. In einem Projekt in Zusammenarbeit mit BirdLife Österreich will man Maßnahmen setzen, um diese negative Entwicklung zu stoppen.

Das Projekt „Vogelsterben im Burgenland – Analyse und Schutzmaßnahmen“ ist auf eineinhalb Jahre angelegt, 120.000 Euro sind dafür vorgesehen, so Landeshauptmannstellvertreterin Astrid Eisenkopf (SPÖ) am Donnerstag. In landwirtschaftlich intensiv genutzten Flächen in West- und Mitteleuropa seien Vögel schon seit geraumer Zeit im Rückgang begriffen, erläuterte Gabor Wichmann, Geschäftsführer von der Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich, anlässlich der Präsentation in Rust: „Seit dem Jahr 1998 zeigen wir mit dem sogenannten Farmland Bird Index (FBI) die Entwicklung der Vogelpopulationen in Österreich auf. Seither ist der Wert um 43,7 Prozent gefallen und liegt daher im bisher schlechtesten Jahr 2018 bei nur mehr 56,3 Prozent.“ Bei Grauammer und Girlitz sei nur noch jeder neunte bis zehnte Vogel vorhanden. Besonders in Kulturen wie etwa Weingärten sei der Vogelbestand zurückgegangen. Brache Flächen und Hecken könnten hier dagegen halten. In Siedlungen können Gemeinden und Privatpersonen aktiv werden.

Schutzmaßnahmen gegen Vogelsterben
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Gabor Wichmann (GF Birdlife), Landeshauptmannstellvertreterin Astrid Eisenkopf (SPÖ) und Michael Dvorak (Projektleiter)

Bestandsaufnahme als erster Schritt

„In einem ersten Schritt werden wir ausarbeiten, welche Vogelarten im Burgenland Bestandsrückgänge aufweisen und schutzbedürftig sind“, beschrieb Projektleiter Michael Dvorak die Vorgangsweise. „Dabei werden wir uns ansehen, ob die Bestandssituation dieser Arten in den Europaschutzgebieten wie Neusiedler See-Seewinkel, Hansag oder auf der Parndorfer Platte günstiger ausfällt.“

Vogelrefugien – Gebiete, in denen sich die Kulturlandvögel noch halten konnten – sollen zukünftig die Grundlage für die Auswahl von Regionen und Gebieten wie etwa ÖPUL-Projektbereiche sein, in denen Schutzmaßnahmen gezielt und gebündelt anzuwenden sind.

Sofortmaßnahmen für am stärksten gefährdete Vögel

Der zweite Schritt umfasse Sofortmaßnahmen für die im Moment am stärksten gefährdeten und schutzbedürftigsten Vogelarten im Kulturland, „explizit für Kiebitz, Grauammer, Finken und Schwalben“, so Dvorak. Dabei soll eng mit Bewirtschaftern, Eigentümern und Gemeinden zusammengearbeitet werden, aber auch mit Privatpersonen: „Es gibt viele Möglichkeiten in Siedlungen, kleinere, wilde Ecken einzurichten. Das kann jeder im Garten machen. Gemeinden haben es besonders in der Hand: kleineres Abstandsgrün oder Kreisverkehre, wo man einen Flecken hat, wo man wilde Natur einrichten könnte.“

Zudem sei angedacht, im Burgenland tätige Vereine und Organisationen wie BERTA (Burgenländische Einrichtung zur Realisierung Technischer Agrarprojekte) in der Umsetzung von Maßnahmen, die über diesen Projektrahmen hinausgehen, mit einzubeziehen.

Mithilfe des Projektes soll auch die Akzeptanz für Schwalben und ihre Nester in der Nähe des Menschen wieder erhöht werden. Im Burgenland gibt es gerade noch 3.500 Rauchschwalbenpaare und rund 2.000 Mehlschwalbenpaare.

Schwalben in Montecuccoli-Kaserne
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Die Akzeptanz für Schwalben und ihre Nester in der Nähe des Menschen soll wieder erhöht werden

Um die Schutzmaßnahmen gegen das Vogelsterben im Burgenland in der breiten Öffentlichkeit zu verankern, soll es in regelmäßigen Abständen Beiträge in Social-Media-Kanälen geben, kündigte Eisenkopf an. Weiters sollen Exkursionen und Präsentationsabende mit Tipps und Ratschlägen zum Vogelschutz „rund ums Haus“ erfolgen.