Das Turmhaus in Unterrabnitz ist seit fünf Jahrzehnten Symbol für sommerliches Arbeiten an der Kunst und an sich selbst. 1971 trafen sich die Künstlerinnen und Künstler zum ersten Mal zu den Rabnitztaler Malerwochen. Gründer Harro Pirch war damals 30 Jahre alt. Seine Idee war es, „nebeneinander miteinander zu sein“.
Es sei ihm darum gegangen, in den ländlichen Raum etwas zu bringen, das nicht vorhanden gewesen sei, erzählte Pirch. Denn als er ins Burgenland gekommen sei, sei ihm das Galerie-Leben und die Gemeinschaft mit seinen Kollegen abgegangen.
Lebendige Künstlergemeinschaft
Diese Künstlergemeinschaft ist bei den Malerwochen auch nach 50 Jahren noch lebendig, wie das Bild, das sich dem ORF-Team bei seinem Besuch bot, zeigte: Im Vorgarten brachte Bildhauer Daniel Bucur Holz in Form. Im Garten näherte sich Maler Manfred Leirer konsequent einem seiner Lieblingsmotive: dem Huhn. Unterdessen schrieb Gerhard Altmann an seinen Unterrabnitzer Tagebüchern und Florian Lang schnitt winzige Szenen aus Zeitungen für seine Collagen aus.
Wegen der Coronavirus-Krise war heuer der Deutsche Bernd Romankiewicz der einzige internationale Gast. Der langjährige Teilnehmer der Malerwochen stellte heuer die Iris in den Mittelpunkt seiner Arbeit. Blumen schätzt auch Constanze Pirch und verwendet sie in ihren dekorativen Ornamentbildern.
Für Leirer ging Kindheitstraum in Erfüllung
In den 1970er-Jahren waren manche Teilnehmer von heute noch Kind in Unterrabnitz und bewunderten die Kunstschaffenden – wie etwa Manfred Leirer, der Jahre später selbst teilnehmen durfte. Für ihn sei damit ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen: „Wenn du ein talentierter junger Bursche bist, der auf die Kunstakademie gehen möchte und den Weg dorthin auch schafft und Abschlüsse macht und dann wird man da eingeladen – also das ist einer der größten Momente, die man als junger Mensch haben kann.“
Die Rabnitztaler Malerwochen seien mittlerweile ein kulturelles Highlight im Burgenland und hätten in Wirklichkeit einen Namen – und das sei Harro Pirch, sagte der für Kulturagenden zuständige Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ).
Pirch: Arbeiten im Paradies
Hausherr Pirch arbeitete bei unserem Besuch – wie seit vielen Jahren – mit seinem Kollegen, dem Aquarellisten Gustav Just, in einem Raum. In fünf Jahrzehnten hat sich viel verändert, doch eines ist gleichgeblieben, sagte Pirch: „Hineinfallen in ein Paradies und arbeiten.“ Eine einzige große Vernissage wird es wegen der Coronavirus-Pandemie und den geltenden Vorschriften nicht geben. Pirch lädt aber an drei aufeinanderfolgenden Tagen dazu ein, die Ausstellung zu besichtigen, und zwar am 30. und 31. Juli und am 1. August.