Auf dem Bild sieht man eine Leitplanke entlang einer Straße mit Begrenzungspfeilern und einer Sperrlinie
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Umwelt

Bodenversiegelung nimmt weiter zu

In den vergangenen fünf Jahren sind im Burgenland auf einer Fläche von etwa 510 Fußballfeldern Straßen gebaut worden. Das sagt der Verkehrsclub Österreich VCÖ, der sich gemeinsam mit der Hagelversicherung für eine Stärkung der Ortskerne einsetzen will.

Das Burgenland ist Österreichs Spitzenreiter, wenn es um versiegelten Boden pro Einwohner geht. Auf jeden Burgenländer und jede Burgenländerin kommen 522 Quadratmeter Straßenverkehrsflächen. Das bedeutet mit großem Abstand Platz eins im Bundesländervergleich. Der österreichweite Durchschnitt liegt bei 223 Quadratmetern, so die aktuellen Zahlen des VCÖ.

Jedes Jahr werden rund 100 Fußballfelder verbaut

Die Untersuchungen des VCÖ ergaben auch, dass die Bodenversiegelung weiter zunimmt: in den vergangenen fünf Jahren sind im Burgenland 306 Hektar mit Straßenverkehrsanlagen verbaut worden – also jedes Jahr eine Fläche von rund 100 Fußballfeldern. In Summe nehmen Straßen und Parkplätze im Burgenland schon eine Fläche von 156 Quadratkilometern ein. Das entspricht fast der vierfachen Fläche des Gemeindegebietes von Eisenstadt. Bodenversiegelung heizt unser Klima auf, die Folge sind schwere Unwetter.

Straßenverkehr in Trausdorf
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306 Hektar an Fläche sind in den vergangenen fünf Jahren mit Straßen bebaut worden

Ortskerne und Nahversorger stärken

Der VCÖ ruft gemeinsam mit der Hagelversicherung daher nun auf, Projekte und Konzepte beim VCÖ-Mobilitätspreis einzureichen, die die Ortskerne und die Nahversorgung stärken. Während Supermärkte und Einkaufszentren auf der grünen Wiese durch ihre Verkaufsflächen und Parkplätze viel Boden versiegeln und viel Autoverkehr verursachen, vermeidet die Stärkung der Ortskerne und der Nahversorgung Bodenversiegelung und Autoverkehr, so die Argumentation.

Der VCÖ und die Österreichische Hagelversicherung setzen beim diesjährigen VCÖ-Mobilitätspreis einen Schwerpunkt auf Projekte für eine flächensparende Verkehrs- und Siedlungsentwicklung. Noch bis 17. Juni können Projekte und Konzepte eingereicht werden.

Dorner betont hohen Stellenwert des Naturschutzes

Infrastrukturlandesrat Heinrich Dorner (SPÖ) verwies zum Thema Bodenversiegelung darauf, dass mehr als ein Drittel des Burgenlandes unter Naturschutz stehe. Das sei österreichweit einzigartig und zeige, welchen Stellenwert der Naturschutz im Burgenland einnehme, so Dorner. Zudem habe man bei bestimmten Vergleichszahlen einige Faktoren außer Acht gelassen. Die Ausgangslage sei im Burgenland speziell beim Verkehr eine andere als in anderen Bundesländern mit großen Städten. „Das Burgenland ist das ländlichste aller Bundesländer mit Städten mit vergleichsweise geringer Einwohnerzahl. Viele Pendlerinnen und Pendler sind auf das Auto angewiesen. Es braucht daher einen Mix aus modernen Straßen und öffentlichen Verkehrsmitteln – mit starkem Fokus auf klimafreundlichen Akzenten“, so Dorner in einer Aussendung.

Bodensparende Maßnahmen werden durchgeführt

Dorner verwies außerdem darauf, dass bodenverbrauchsparendes Bauen bereits in der letzten Wohnbauförderungsnovelle einen Schwerpunkt eingenommen habe. Wird ein bestehendes Objekt etwa erneuert, werden dadurch entstandene Abrisskosten teilweise gefördert. Auch der Althausankauf und Sanierungsmaßnahmen bei Althäusern würden nun höher gefördert. Beim Thema Bodenversiegelung soll ein umfassendes Leerstandsmanagement dazu beitragen, dass der Verringerung der Bodenkapazitäten Grenzen gesetzt werden. Eine Entsiegelungsprämie sowie eine Aufforstungsprämie sollen geprüft werden, um die Versiegelung weiter zurückzufahren.

Grüne kritisieren Raumplanungsgesetz

Das erst seit einem Jahr gültige neue Raumplanungsgesetz lasse echte Lösungen vermissen, kritisierte Grünen-Landessprecherin Regina Petrik. Im Burgenland sei man nach wie vor trauriger Spitzenreiter beim Zubetonieren. Petrik forderte, dass endlich die Obergrenze von 2,5 ha Versiegelung pro Tag und Abriss- und Entsiegelungskautionen gesetzlich festgelegt werden. Kritik kam auch zur geplanten Verbreiterung der S4-Mattersburger-Schnellstraße sowie zum angedachten Neubau des Krankenhauses in Gols (Bezirk Neusiedl am See).