Wirtschaft

Direktvermarkter müssen kreativ werden

Eier, Milch oder Fleischprodukte holen sich die Menschen derzeit eher im Supermarkt als beim heimischen Bauern. Um die Umsatzeinbußen möglichst gering zu halten, haben einige Direktvermarkter neue Strategien entwickelt.

Innerhalb von einer Woche hat die Familie Pöll – die zu ihrer Landwirtschaft mit 15.000 Legehühnern auch noch den Bauernladen im Pinkafeld (Bezirk Oberwart) betreibt – mit einem eigenen Verkaufsstand einen Eierverkauf im Ort eingerichtet. Die Umsatzeinbußen betragen derzeit bis zu 70 Prozent. Der Verkaufsstand und das Lieferservice vom Bauernladen können aber nur einen kleinen Teil der Verluste abfedern.

Direktvermarkter werden wegen der Coronaviruskrise jetzt noch kreativer als bisher
ORF
Der Verkaufsstand ist direkt an der Durchzugsstraße angesiedelt worden

Gastro- und Hotelbetriebe fallen als Kunden aus

Zu den klassischen Kunden würden vor allem Hotellerie, Gastronomie, Buschenschenker und Bauernläden bis hin zum Endkonsumenten zählen. Der Einbruch sei aber voll da, sagte Landwirt Rene Pöll. Viele Bereiche, etwa die Hotellerie oder die Gastronomie und alles, was damit zusammenhänge, würden komplett stehen. Auch in den Läden sei es eher so, dass sich die Kunden mehr oder weniger nicht hintrauen würden. Darum habe man sich einfach Alternativen einfallen lassen, so Pöll.

Ähnlich ergeht es dem Familienbetrieb Koch in Markt Allhau (Bezirk Oberwart). Neben den rund 40 Milchkühen betreiben sie ein sogenanntes Bauerncatering mit landwirtschaftlichen Produkten aus der umliegenden Region. Die Busse stehen derzeit aufgrund der Cornonaviruspandemie allerdings still. Auch die Milch darf nicht mehr von der Sammelstelle direkt neben den Stallungen abgeholt werden. Wie ihre Partnerbetriebe vermarkten sie ihre Produkte nun in einer neu errichteten Verkaufsstelle ab Hof.

Direktvermarkter werden wegen der Coronaviruskrise jetzt noch kreativer als bisher
ORF
Der Verkaufsstand der Familie Koch befindet sich direkt am Bauernhof

Aus anderen Bundesländern würde man hören, dass die Molkereien es nicht mehr wollen würden, dass Kunden den Milchraum betreten, sagte Milchbauer Martin Koch. Um darauf vorbereitet zu sein, und um die Sicherheit für alle zu gewährleisten, habe man sich eine Punschhütte ausgeborgt und den Verkauf dorthin verlagert, so Koch. Alle Produkte können wie bei der Familie Pöll in Markt Allhau kontaktlos erstanden werden. Der Einkauf wird in einer Liste vermerkt und mittels Erlagschein abgerechnet.

Produkte aus 70 bäuerlichen Betrieben der Region

Das Schmankerl Eck in Güssing bietet in Zeiten des Coronavirus ein direktes Lieferservice in die Gemeinden des Stremtals an. Kunden können frische Ware von den rund 70 bäuerlichen Betrieben bestellen. Damit will man sich vom Großhandel abheben. Es gebe derzeit hauptsächlich Lagergemüse, das frische würde jetzt schön langsam anfangen, sagte Biobäuerin Ida Traupmann. „Wir verkaufen saisonales Gemüse, das ist ganz wichtig und damit kann man auch ganz viel machen“ so Traupmann.

Direktvermarkter werden wegen der Coronaviruskrise jetzt noch kreativer als bisher
ORF
Das Schmankerl Eck in Güssing bietet auch einen Lieferservice an

Der Lieferservice wird unter anderem auch von der Stadtgemeinde Güssing und vom örtlichen Taxiunternehmen unterstützt. Die regionalen Bestellungen würden jetzt immer mehr, weil eben auch die Möglichkeit dazu bestehe, so Taxiunternehmer Patrick Poten. Die heimischen Landwirte wollen mit ihren neuen Angeboten nicht nur einen kleinen Teil ihrer Verluste wettmachen, sondern auch zeigen, wie hoch der Versorgungsgrad in der Region ist.