Land-Art-Projekt „Die Grube“ in Breitenbrunn
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Kunst

Noevers „Die Grube“ unter Denkmalschutz

Der ehemalige Direktor des MAK, Peter Noever, hat im Laufe der Jahrzehnte in Breitenbrunn das weltweit beachtete Land-Art-Projekt „Die Grube“ geschaffen. Nun wurde das gesamte Ensemble, dessen Ursprung ein 200 Jahre alter Weinkeller ist, unter Denkmalschutz gestellt.

Als einzigartiges Gesamtkunstwerk wird Noevers Projekt in dem Bescheid des Bundesdenkmalamtes bezeichnet: „Tatsache ist, dass Peter Noevers Breitenbrunner Anlage, eingespannt zwischen dem von der Natur überwucherten (Grasdach) historischen Weinkeller und den durch jungtertiäre Ablagerungen entstandenen, jedoch durch den Abbau von menschlicher Hand geformten Steinbruchwänden eine geniale Schöpfung darstellt, die die Grenzen von Architektur und Skulptur sprengt, aber auch Natur und vom Künstler Geschaffenes miteinander verwebt und gleichzeitig voneinander absetzt, ohne der Nähe oder der Distanz eine Präferenz zu geben.“

Impressionen vom Land-Art-Projekt „Die Grube“

Peter Noever erläutert Eckpfeiler seines Kunstverständnisses.

Alter Weinkeller als Beginn von moderner Kunst

Noevers künstlerischer Antrieb lässt sich als Kampf gegen das Mittelmaß charakterisieren. Das allgemeine Mittelmaß führe zum Verderben, so Noever. Ende der 1960er Jahre kaufte er in Breitenbrunn einen tief unter der Erde liegenden, alten Weinkeller. Um ins Freie zu gelangen, ließ er eine acht Meter tiefe Grube graben und öffnete die Sandsteinmauer hin zu einem riesigen Erdtrichter. In Folge erschloss er mit einem 70 Meter langen Gang den stillgelegten Sandsteinbruch. Die Treppen in Flügelform komplettieren diese spektakuläre Landschaftsintervention.

Fotostrecke mit 13 Bildern

Land-Art-Projekt „Die Grube“ in Breitenbrunn
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Die Grube
Land-Art-Projekt „Die Grube“ in Breitenbrunn
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Gang zum Steinbruch
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Eingang zum alten Weinkeller
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Die Grube
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Die Grube
Land-Art-Projekt „Die Grube“ in Breitenbrunn
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Peter Noever im Gespräch mit Walter Schneeberger im Gang zum Steinbruch
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Gang mit Treppe in Flügelform
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Wohnhaus
Land-Art-Projekt „Die Grube“ in Breitenbrunn
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Im Haus gibt es keine Fenster mit Blick auf die Ortschaft
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Wohnhaus
Land-Art-Projekt „Die Grube“ in Breitenbrunn
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Modernes Plumpsklo
Land-Art-Projekt „Die Grube“ in Breitenbrunn
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Installation aus 36 Betonwürfeln
Land-Art-Projekt „Die Grube“ in Breitenbrunn
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Installation aus 36 Betonwürfeln

Noever setzt sich intensiv mit der Beziehung von Mensch und Natur auseinander – und mit Grundfragen der Architektur. „Gute Architektur heißt, dass man extremen, absolut extremen Architekten die Chance geben muss, Dinge in die Welt zu setzen“, meinte Noever. Das Burgenland sei das einzige Bundesland in Österreich, dass die Künstler in den 1960er und 1970er Jahren wie ein Magnet angezogen habe, weil es das freiste Land gewesen sei.

Land-Art-Projekt „Die Grube“ in Breitenbrunn
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Klosettanlage mit Betonplateau

„Eleganteste Freilufttoilette aller Zeiten“

Der heute 78-jährige Noever ist Designer und Ausstellungsmacher, aber kein Architekt. Doch er baute dennoch. Auf dem Areal in Breitenbrunn entstand 1983 eine Klosettanlage mit Betonplateau: Darin gibt es ein Doppelplumpsklo mit Blick in den Himmel, Wasser fließt nur, um die Hände zu waschen. Von einem Architekturkritiker wurde es als eleganteste Freitoilette aller Zeiten bezeichnet. Auf Noevers riesigem Grundstück findet sich auch eine Installation von 36 Betonwürfeln: Natur und Beton fließen dabei ineinander – aus den Hohlräumen wachsen Weichselbäume.

Betonwürfel mit Weichselbäumen
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Betonwürfel mit Weichselbäumen

Gegen stilistische Beliebigkeit

Das Freizeitdomizil ist als Kubus XXXVII (Nr. 37) quasi eine Wohnskulptur, die funktional und spartanisch eingerichtet ist. Es gibt keine Fenster mit Blick in die Ortschaft. Noever vermeidet den Ausblick auf stilistische Beliebigkeit. Die Provinz definiere sich ja darin, dass man immer versuche, das zu haben, was es woanders gebe, sagte der Designer. Damit schneide man jede Entwicklung ab. Der Hauptplatz von Breitenbrunn etwa könnte auf der ganzen Welt stehen, so Noever: „Ein bisserl Beton, ein bisserl Glas und ein bisschen Unsinn.“ Das sei nicht notwendig, es gebe im Burgenland genügend Leute, die es anders machen könnten.

Land-Art-Projekt „Die Grube“ in Breitenbrunn
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Walter Pichlers Sitzgruben

Auch der Universalkünstler Walter Pichler hinterließ in Breitenbrunn Spuren. Acht im Boden versenkte Sitzgruben waren die erste Intervention im Gelände: Die Gruben aus Beton sollen zum meditativen Verweilen, Diskutieren und Feiern unter der pannonischen Sonne einladen. Noever will nun die Grube auch verstärkt für Veranstaltungen öffnen – Gelegenheit zur Besichtigung gibt es schon am Sonntag, dem Tag des Denkmals, ab 10.00 Uhr.

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