Vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit war das Tragen eines Kopftuches nicht nur ein Schutz vor Wind und Wetter, sondern auch ein frühchristliches Gebot. Es war ein Zeichen der Ehrbarkeit und der Sitte, den Kopf zu bedecken. „Bei uns wurden Frauen eher als unehrsam angesehen, ohne Kopftuch“, so Kulturhistorikerin Elke Ferderbar.
Regeln und Traditionen rund um das Kopftuch
Frauen haben Kopftücher getragen, spätestens ab dem Zeitpunkt, ab dem verheiratet waren. Es gebe den Brauch des „Schleier abtanzens“, bei dem Bräuten der Schleier abgenommen und das Kopftuch aufgesetzt wird. Dann ist sie „unter die Haube“ gekommen, so Ferderbar. Im Mittelalter mussten Prostituierte auch ein Kopftuch tragen, dass gelb sein musste. Im Burgenland gab es auch Ordnungen und Regeln, wer welches Kopftuch zu tragen hatte. Im Mittelburgenland wurden eher weiße Kopftücher getragen, mit Lochstickerei. Im Seewinkel waren die Kopftücher eher dunkelschwarz, mit bunter Stickerei am Rand.
Sendungshinweis
„Menschen mit Geschichte(n)“, 20.11.2023, ORF 2 Burgenland
Die Kinnbindung, wie sie bei der verstorbenen Königin Elizabeth II. zu sehen war, war lange Zeit die mondäne, noble Art, ein Kopftuch zu tragen. Die Bindung im Nacken hatte praktische und traditionelle Gründe, wie heute noch bei vielen Volkstanz und Tamburizza Gruppen zu sehen ist. Die berüchtigte „Kopftuchmafia“, die es in jeder Ortschaft gab, ist heute wieder berühmt, vor allem durch das Buch und den Film des Kabarettisten Thomas Stipsits. Ferderbar erinnerte sich an ein Bild von ihrer Urgroßmutter und ihren Nachbarinnen, wie sie draußen vor der Gasse auf einer Bank sitzen, mit Kopftüchern. „Das heißt, für mich war das ganz typisch. Das war die Kopftuchmafia“, sagte Ferderbar.