Jüdisches Museum in Eisenstadt
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„Menschen mit Geschichte(n)“

Jüdisches Leben einst im Burgenland

Die jüdische Welt ist im Ausnahmezustand. Nach den Terrorangriffen der Hamas in Israel sind Jüdinnen und Juden praktisch weltweit Ziel von Attacken. Im Burgenland ist die Zahl der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger sehr gering. Einst gab es aber auch hier viele blühende jüdische Gemeinden.

Schon im 13. Jahrundert gibt es schriftliche Aufzeichnungen, dass sich erste Juden und Jüdinnen auf heute burgenländischem Gebiet ansiedelten. Nach ihrer Ausweisung aus Wien unter Kaiser Leopold I. in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts fanden sie Zuflucht unter der Schutzherrschaft der Familie Esterhazy im Nord- und Mittelburgenland und unter der Familie Batthyany im Südburgenland. Damit begann in dieser Region ein blühendes jüdisches Leben.

Jaron Engelmayer, Oberrabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Wien
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Oberrabbiner Jaron Engelmayer

„Wir haben alle Infrastrukturen gehabt, einer sehr religiösen jüdischen Gemeinde. Die hatten eigene Schulen, die hatten Rabbinate betrieben, die hatten ein eigenes Schächtwesen gehabt, mit koscher Versorgung. Also es war alles vorhanden“, erzählte Jaron Engelmayer, Oberrabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Wien.

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Altes Judenviertel in Eisenstadt im Jahr 1931
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Jüdisches Viertel in Eisenstadt im Jahr 1931
Altes Judenviertel in Eisenstadt
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Jüdisches Viertel in Eisenstadt im Jahr 1931
Altes Judenviertel in Eisenstadt im Jahr 1931
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Jüdisches Viertel in Eisenstadt im Jahr 1931
Jüdische Kinder 1931
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Jüdische Kinder 1931

Keine jüdische Gemeinde mehr im Burgenland

Jüdische Kultur und Traditionen wurden gepflegt. In Eisenstadt etwa wurde am Shabbat, dem wöchentlichen Ruhetag, von Freitagabend bis Samstagabend die Gasse zum jüdischen Viertel mit einer eisernen Kette abgesperrt. „Shabbat ist ein Ruhetag, an dem wir uns vor allem allen kreativen Werktätigkeiten enthalten. Das heißt, wir verändern die Welt nicht mehr und lassen sie so stehen, wie sie ist. Wir befassen uns nicht mit kreativen, schöpferischen Tätigkeiten. So wie die Welt am Freitagnachmittag ist, so bleibt sie mal stehen bis Shabbatabend.“

Sendungshinweis

„Menschen mit Geschichte(n)“, 13.11.2023, ORF 2 Burgenland

Seit der systematischen Verfolgung, Enteignung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung ab 1938 unter den Nazis gibt es im Burgenland keine jüdische Gemeinde mehr. Zeugen dieser blühenden jüdischen Geschichte sind heute die Friedhöfe und die Synagogen in Eisenstadt, Kobersdorf und Stadtschlaining, letztere war auch Teil der Jubiläumsausstellung auf Burg Schlaining.