Maulbeeren
ORF/Nicole Aigner
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Uschi hoch zu Beet

Beerenkräfte mit süßen Früchtchen

Nach und nach werden im Sommer die Beeren reif. Von den ersten Erdbeeren über Stachelbeeren bis hin zu Himbeeren oder Brombeeren. Auch neue Sorten und Züchtungen, die eine Reihe von Vorteilen bringen, etablieren sich zusehendes. Gleichzeitig erlebt die Maulbeere eine Renaissance.

Maulbeeren gehören zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt. Schon die alten Griechen und Römer wussten die Früchte zu schätzen. Sowohl in der Bibel als auch in einem 5.000 Jahre alten chinesischen Buch über Ackerbau und Heilpflanzen wird der Maulbeerbaum erwähnt. Auch das Bild der Dörfer im Burgenland war einst von Maulbeerbäumen geprägt.

Beerenfrüchte mit Geschichte

Noch bis in die 1970er-Jahre gab es fast keinen burgenländischen Garten ohne einen Maulbeerbaum. In manchen Gegenden fuhr man früher durch lange Maulbeerbaum-Alleen gefahren. Die „Kopfholzwirtschaft“ war einst typisch für das Burgenland. Neben der Kopfweide, die für das Handwerk der Korbflechterei gebraucht wurde, gab es auch Kopf-Maulbeeren. Die speziell in Form geschnittenen Maulbeerbäume lieferten Blattmaterial als Futter für die Seidenraupenzucht.

Maulbeeren
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Maulbeeren reifen unterschiedlich

Der ursprünglich aus Westindien stammende Maulbeerbaum wurde für diesen Zweck schon im sechsten vorchristlichen Jahrhundert über Konstantinopel nach Südosteuropa und später bis nach West- und Zentraleuropa gebracht. Maria Theresia ließ Maulbeerbäume kultivieren, um von den teuren Seidenimporten aus China unabhängig zu werden. Als die Kunstseide erfunden wurde, geriet auch der Maulbeerbaum als Raupenfutterbaum in Vergessenheit. Eine Hochzeit erlebte das Maulbeergewächs noch einmal ab den 1930er-Jahren, weil es im Zweiten Weltkrieg großen Bedarf an Fallschirmseide gab. Die wenigen verbliebenen Kopf-Maulbeeren, die heute noch zum Beispiel in Eisenstadt stehen, sind ein Relikt dieser Seidenraupenzucht.

Die Renaissance der Maulbeere

Die „Kräuterhexe“ Uschi Zezelitsch hat den Maulbeerbaum im Garten ihrer Großmutter noch in lebendiger Erinnerung. Warum dieser und viele andere Maulbeerbäume umgeschnitten wurden, hatte mit der Tatsache zu tun, dass die Früchte mühsam zu ernten sind, weil sie erst nach und nach reif werden. Außerdem machen die dunklen Beeren hartnäckige Flecken. Aber sie sind ausgesprochen gesund. Botanisch verwandt sind Maulbeeren übrigens mit der Feige. Die bekanntesten Sorten sind schwarz, rot und weiß. Getrocknet schmecken die Beeren intensiver und eignen sich gut für Müsli oder als Zutat für Kuchen und Chutneys.

beeren
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Die Jostabeere ist eine Kreuzung aus schwarzer Johannisbeere und Stachelbeere

Maulbeeren sind, wie alle Beeren, sehr gesund. Sie wirken sich positiv auf Herz- und Kreislauferkrankungen, den Cholesterin- und Blutfettspiegel, Bluthochdruck und Entzündungen aus. Vor allem die dunklen Früchte sind bekannt für einen hohen Anteil an Antioxidantien. Nicht nur die Beeren, auch die Blätter sind als Tee in der Hausapotheke verwendbar.

Sendungshinweis

„Radio Burgenland Vormittag“, 27.6. und 4.7.2023

Im aktuellen „Uschi hoch zu Beet“-Podcast gibt es viele Tipps rund um diese historisch interessanten Früchte. Zudem stellt die Zezelitsch neue Beeren vor und gibt Tipps, wie mit kluger Planung den ganzen Sommer über Beeren im eigenen Garten oder auf dem Balkon geerntet werden können.

Die neuen Beeren

Die japanische Weinbeere ist mit der Himbeere und der Brombeere verwandt und kommt aus Asien. Der Strauch wird ziemlich ausladend und hat bis zu drei Meter lange Triebe. Die Früchte sind orange bis weinrot und können ab Juli vom Strauch genascht oder weiter verarbeitet werden.

Die Taybeere ist eine Kreuzung aus Him- und Brombeeren. Taybeeren stammen aus Schottland und schmecken leicht herb.

Die Maibeere kommt aus Sibirien. Sie startet früh, blüht früh und ist ein begehrtes Bienenfutter. Erntereif ist sie, wie der Name sagt, ab Mai. Die länglichen Früchte ähneln von der blauen Farbe her Schlehen. Die Sträucher brauchen allerdings viel Platz im Garten.

Die Jostabeere ist eine Kreuzung aus schwarzer Johannisbeere und Stachelbeere. Geschmacklich liegt sie ebenso zwischen den beiden Verwandten. Sie ist stachellos, sehr ertragreich und bleibt meistens von Mehltau verschont.

Kiwi-Beeren gehören zu den Lieblingen von Zezelitsch. Es handelt sich um Mini-Kiwis, die tatsächlich zu den Beeren gezählt werden. Bei uns werden sie im Herbst geerntet – und zwar bis Ende Oktober. Die Schale ist ganz zart und so können die kleinen Früchte „von der Hand in den Mund“ wandern. Wer Kiwi-Beeren anbauen möchte, braucht eine männliche und eine weibliche Pflanze und ein hohes, stabiles Klettergerüst.