Auch beim Wein gilt die alte Weisheit, dass das Ganze mehr ist als die Summe der einzelnen Teile. So genannte Prestige-Cuvees sind Aushängeschilder für große Weingüter. Weinakademiker Georg Schweitzer beschrieb eine der mittelburgenländischen Rotwein-Cuvees als besonders vielschichtig: „Da ist mehr drinnen, Cassis, schwarze Beeren, Kirsche und Würze. Ein Blend aus mehreren Rebsorten. Wo kommt das her? Aus dem Mittelburgenland, da hat das Tradition.“
Die Kunst des Cuvetierens
Für den Weinexperten ist es spannend, herauszufinden, welche Rebsorten hier vereint sind. Georg Schweitzer ortet Blaufränkisch, Cabernet Sauvignon, eventuell Syrah. Diese, wie er sagt, „Verheiratung mehrerer Rebsorten, aus eins und eins drei zu machen, ist die hohe Kunst des Kellermeisters.“ Diese Kunst liegt dem Deutschkreutzer Winzer Clemens Reisner sozusagen in den Genen. Sein Großvater war der bekannte Rotweinpionier Hans Igler. „Etwas Neues aufzubauen ist immer schwierig, aber auch in Fußspuren zu folgen, ist nicht einfach. Weil man versucht, einerseits die Tradition ehren, aber trotzdem darf man nicht verlieren, was man selbst erreichen will.“
Sendungshinweis
„Pannonische WeinKULTour“ 24.9.2022, 19.20 Uhr, ORF 2 Burgenland
Platz für hunderte Barriquefässer
Über drei Generationen ist der Familienbetrieb von einem auf 36 Hektar gewachsen. Seit bald zwei Jahrzehnten ist der Schaflerhof neben dem Schloss Deutschkreutz der Sitz des Weinguts. Das ursprünglich für die Schafzucht genützte Wirtschaftsgebäude war nach dem zweiten Weltkrieg in Besitz der Gemeinde. 1960 hat der Künstler Anton Lehmden das gesamte Anwesen gekauft und das Renaissanceschloss restauriert. Der 2018 verstorbene Maler gestaltete auch Etiketten für die Weine von Familie Igler-Reisner.
Bevor die Weine in die Flasche kommen, reifen sie im Fass. 600 bis 800 Barriquefässer lagern im Schaflerhof. Das Ausgangsmaterial für kreative Kompositionen. „Grad bei den Cuvées kann man viel probieren. Man kann zwei Sorten, vier Sorten, sieben Sorten zusammenfassen und das Beste von jeder Sorte hineingeben. Aber es ist immer das Wichtigste, gerade wenn man kräftige Cuvees macht, dass man die Harmonie nicht außer acht lässt.“ Sein Credo ist, Weine zu machen, die ihm selbst schmecken.