Der Frauenkirchener Winzer Josef Umathum hat die autochtone ungarische Sorte in einer seiner besten Lagen, auf dem Hackelsberg in Jois ausgepflanzt. Dort wächst der Lindenblättrige auf historischem Boden. Die Weingärten auf dem Hackelsberg und dem benachbarten Jungenberg sind einst in klösterlichem und adeligem Besitz gewesen. Weinbau wurde hier, alten Urkunden zufolge, bereits im Jahr 1214 betrieben.

Seeklima trifft auf Schieferboden
„Das sind natürlich ganz besonders wertvolle Lagen“, erklärt Josef Umathum, „sie haben einerseits thermische Winde vom Neusiedlersee und andererseits findet man hier Schieferboden, das ist eine einzigartige Konstellation und ergibt einen besonders würzigen Geschmack in den Weinen.“ Hier auf der Westseite des Neusiedlersees an den Ausläufern des Leithagebirges gedeihen auch die roten Rebsorten Blaufränkisch und Blauer Burgunder gut.
Leicht im Alkohol
Was gerade auf diesen exponierten Hanglagen für den Lindenblättrigen spricht, hat vor etwa hundert Jahren dazu beigetragen, dass die Rebsorte im Burgenland verschwunden ist. Die Trauben lagern wenig Zucker ein.
Sendungshinweis
„Pannonische WeinKULTour“, 27.8.2022, 19.20 h, ORF 2 Burgenland
In den 1920er Jahren haben die Weinbauern deshalb auf andere Sorten gesetzt. In heißen und trockenen Sommern wirkt der einstige Nachteil positiv aus. Das führt zu niedrigerem Alkoholgehalt und einer, wie Josef Umathum sagt, „reschen, frischen Säure.“ Gerade in Zeiten des Klimawandels wird das nun zu einem Vorteil. Vor den Auswirkungen zu intensiver Sonneneinstrahlung bewahrt der Biowinzer seine Reben mit einer Art Sonnenschutz aus Gesteinsmehl. Diese Schutzschicht wird vom Regen einfach wieder abgewaschen und tut dadurch sogar dem Boden gut.

Königlicher Speisebegleiter
Der Lindenblättrige war zur Zeit der österreichisch-ungarischen Monarchie ein beliebter Tafelwein bei königlischen Banketten. Seinen Namen hat er nicht nur wegen der Form der Blätter, die Lindenblättern ähneln. Weinakademiker Georg Schweitzer beschreibt den Wein so: „Goldgelbe Farbe, im Duft leichte Birnenaromatik und Lindenblüten.“ Er empfiehlt den Wein als Geheimtipp vor allem zu etwas deftigeren Speisen aus der typisch pannonischen Küche.