Er ist völlig unscheinbar – der Herrentisch mitten im Wald von Ritzing im mittleren Burgenland. Positioniert zwischen zwei Grenzsteinen, im Niemandsland zwischen Österreich und Ungarn. Eine gemeinsame Grenzwanderung der Ensemblemitglieder dorthin war Ausgangspunkt der künstlerischen Erarbeitung von „Freiheitsdurst“.
Ein besonderer Ort mitten im Wald
Tatsächlich soll am Herrentisch vor rund 100 Jahren eine Frau eine Schank betrieben haben, bei der Menschen und Herrschaften von diesseits und jenseits der Grenze zusammenkamen. Konstantin Milena Vlasich schrieb um diese Geschichte herum eine Legende. „Das ist für uns so ein Grenzgang, es geht um Freiheit der Gedanken, aber auch quasi um diesen Rückzugsort mitten im Wald für Leute, die der Zeit ein bisschen entfliehen wollen, in der sie leben“, so der Autor.
Doch sind es nicht nur Mythen oder erdachte Geschichten, die in „Freiheitsdurst“ aufgezeigt werden. Der Tisch kann auch im Kontext von Flüchtlingswellen und coronavirusbedingten Grenzschließungen als Symbol für eine politische Entwicklung gesehen werden, in der europäische Werte in Vergessenheit geraten sind.
Internationales Ensemble
Es ist auch kein Zufall, dass Konstantin Vlasich für seine szenische Lesung „Freiheitsdrang“ Ensemblemitglieder aus unterschiedlichen Gebieten und Ländern ausgesucht hat. Regisseur Weinberger-Bara kommt aus Rumänien. Ebenso wie der Schauspieler Cosarca. Die Schauspielerin Isabella Knöll aus Oberösterreich, Filmemacherin Katharina Schranz, Chellistin Anna Maria Niemiec und Konstantin Milena Vlasich aus dem Burgenland.
Sendungshinweis
„Burgenland heute“, 23.10.2020
„Freiheitsdurst“ ist eine avantgardistisch anmutende, grenzübergreifende Geschichte, in der nicht nur Länder und Sprachen verschmelzen, sondern auch verschiedene Kunstformen ineinandergreifen. Premiere war am 23. Oktober in der KUGA in Großwarasdorf.