Ludwig Stössel: Schauspieler in Hollywood

„Von Burgenland nach Hollywood“ ist der Diplomarbeitstitel des Rotenturmer Geschichte- und Lateinlehrers Thomas Ziegler. Sie beschäftigt sich mit der Schauspielkarriere von Ludwig Stössel. Er wurde 1883 geboren und wirkte in mehr als 150 Hollywoodproduktionen mit.

Stössel wurde 1883 in Lockenhaus geboren und zählte zu den beliebtesten Bühnendarstellern seiner Zeit. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft wurde er, wie viele Künstler, von den Nationalsozialisten verfolgt und landete schließlich in Hollywood, wo er in mehr als 150 Produktionen mit wirkte. Die bekannteste war „Casablanca“. Ingrid Bergman und Humphrey Bogard geben in Casablanca ein Traumpaar ab. Im Vordergrund ihrer Romanze steht die Propaganda gegen das nationalsozialistische Deutschland.

Unvergessener Auftritt

Die meisten Nebendarsteller im Film sind gerade davor geflüchtet. Der aus Lockenhaus stammende Stössel ist einer davon. Sein einminütiger Auftritt in „Casablanca“ ist eindringlich und unvergessen. „Der Film Casablanca lebte ja von den Exil-Erfahrungen, die man dort in Marokko macht. Natürlich war das umso besser für das Drehbuch, wenn das Leute übernommen haben, die selbst solche Exilerfahrungen hatten - dazu gehörte auch Ludwig Stössel“, sagt Ziegler.

Ludwig Stössel

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Ludwig Stössel in seiner Rolle in „Casablanca“

Von Lockenhaus nach Graz

Der Lehrer Thomas Ziegler aus Rotenturm wurde im Zuge seiner Recherchen für seine Diplomarbeit zu Stössel im Filmarchiv Austria fündig. Im Alter von zirka zehn Jahren übersiedelte der Schauspieler mit seinen Eltern von Lockenhaus nach Graz, wo er seinen ersten Schauspielunterricht bekam. „Lange Zeit hat er nur an Provinzbühnen kleinere Rollen bekommen. Sein richtiger Durchbruch war erst in den späten 1920-Jahren in Berlin. Vorher war er mehr oder weniger ein Komödiant und ist dann mehr zum Charakterdarsteller geworden“, so Ziegler.

Teufel im Jedermann

Stössel bekam zum Beispiel die Rolle des Teufels im „Jedermann“ bei den Salzburger Festspielen unter der Regie von Max Reinhard. Komödiant blieb er weiterhin, vor allem in Operetten. „Er war da weniger in Gesangsrollen zu sehen, aber er war als Komödiant zu sehen. Er hat die Handlung vorangebracht. Er war zwar nie im Mittelpunkt der Handlung, aber immer im Mittelpunkt des Witzes“, erklärt Ziegler.

Thomas Ziegler

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Der Rotenturmer Thomas Ziegler schrieb seine Diplomarbeit über Ludwig Stössel

Ludwig Stössel

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Ludwig Stössel im Film „Der Rebell“

Kleine Rollen beim Film

Mitte der Zwanziger Jahre kam er zum Film. Zunächst übernahm er Kleinstrollen in Produktionen von G.W. Papst und Fritz Lang. Er spielt auch an der Seite von Hans Moser, Heinz Rühmann oder Hedy Lamarr. Eine seiner bedeutendsten Auftritte vor seiner Flucht nach Amerika war 1937 im Film „Der Rebell“. In diesem Luis Trenker-Film war er in der Rolle eines opportunistischen Bayern zu sehen.

Zwischenstation in England

Aufgrund seiner jüdischen Herkunft musste Stössel 1938 vor den Nationalsozialisten flüchten. Sein Weg nach Hollywood führte über England. „Dort berichtet eine Zeitung davon, dass er durch die Straßen Londons mit einem Mädchen spazierte. Das war eine Art Dolmetscherin für ihn und dadurch hat er auch Englisch gelernt und hatte gegenüber anderen Exilanten einen Startvorteil“, erzählt Ziegler.

Ludwig Stössel

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Ludwig Stössel starb 1973 im Alter von 90 Jahren in Beverly Hills

Starb mit 90 Jahren in Beverly Hills

Stössel konnte seine Schauspielkarriere in der neuen Heimat somit nahtlos fortsetzen. Er spezialisierte sich auf Nebenrollen, beispielsweise bei „Laurel und Hardy“, er trat auch neben Fred Astaire, Spencer Tracy und Katherine Hepburn auf und landete schließlich auch beim Fernsehen an der Seite von Dean Martin.

„Ehrlich gesagt bin ich vom Fernsehen gar nicht begeistert. Ich bin noch immer ein Vollblutschauspieler, der die Bühne und das Publikum braucht, aber bitte sagen sie es nicht weiter“, so Stössel in einer alten Tonaufnahme. Sein letzter Auftritt war im G.1. Blues mit Elvis Presley. 1973 starb er im Alter von 90 Jahren in Beverly Hills.