80 Jahre Novemberpogrome
Unmittelbar nach dem „Anschluss“ Österreichs an Nazi-Deutschland im März 1938 wurde die jüdische Bevölkerung des Burgenlandes systematisch vertrieben, erzählte Johannes Reiss, Direktor des jüdischen Museums in Eisenstadt. „Ende Oktober, Anfang November 1938 - einige Tage vor der Pogromnacht - meldet die Presse, dass es im Burgenland keine Kultusgemeinden und keine Juden mehr gibt“, so Reiss.
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In der Pogromnacht war das Burgenland also sozusagen „judenfrei“, wie es Gauleiter Tobias Portschy damals verkündete. In der Nacht von 9. auf 10. November 1938 richteten sich die Ausschreitungen gegen Einrichtungen der ehemaligen jüdischen Bevölkerung. Die Synagogen in Kobersdorf, Rechnitz, Mattersburg und Eisenstadt wurden verwüstet.
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Nur wenige Synagogen erhalten
Während der Naziherrschaft wurden dann etliche Synagogen wie zum Beispiel jene in Mattersburg und Deutschkreutz gesprengt. Übrig blieben nur wenige. „In Stadtschlaining ist die Synagoge in das Ensemble des Friedensinstitutes integriert und in der Synagoge ist die Bibliothek. Unsere im Jüdischen Museum ist die einzige Synagoge, die auch eingeweiht ist und in der Gottesdienste stattfinden können. Die in Kobersdorf steht als Gebäude ist aber nicht zugänglich“, sagte Reiss.
Die Synagoge in Kobersdorf erwarb übrigens 1994 ein ein privater Verein von der Israelitischen Kultusgemeinde. Es gab seither zwar einige Renovierungsarbeiten, mittlerweile ist das unter Denkmalschutz stehende Gebäude dennoch in einem sehr schlechten baulichen Zustand und für Besucher gesperrt. Um die Synagoge Kobersdorf zu erhalten gibt es derzeit Gespräche zwischen Land und Verein.
„Dürfen niemals vergessen“
"Wir müssen uns mit unserer Geschichte offen auseinandersetzen und uns ihr permanent stellen, sagte Landesrat Norbert Darabos (SPÖ). „Viel zulange wurde geleugnet und verdrängt, dass es nicht nur Opfer, sondern auch viele Täter gegeben hat, die sich an den abscheulichen Verbrechen des Dritten Reiches beteiligt haben - Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit dürfen in Politik und Gesellschaft keinen Zentimeter Platz haben“, betonte Darabos.
„Es ist unsere Aufgabe, dieses Gedenken weiterzuführen und auch an die nächste Generation weiterzugeben. Denn derartiges darf sich nie mehr wiederholen“, stellten der Zweite Landtagspräsident Rudolf Strommer (ÖVP) und ÖVP-Jugendsprecher Patrik Fazekas fest. „Wir müssen unsere Demokratie stärken und dürfen niemals vergessen!“