Als Forscher Fälschern auf der Spur
Heute wird gerne von Fake News gesprochen, wenn in manchen Zeitungen oder etwa in den sozialen Medien Falsches behauptet wird. Das ist aber kein Phänomen unserer Zeit. Schon immer hat es Fälscher gegeben. Seit tausenden Jahren verbreiten Menschen Fälschungen. Früher wollten meist Herrscher oder Kirche mit Urkunden und Reliquien etwas beweisen. Sie - und ihre Fälschungen - sind Forschungsobjekt für den gebürtigen Weppersdorfer (Bezirk Oberpullendorf) Manfred Schreiner, der heute in Müllendorf (Bezirk Eisenstadt-Umgebung) lebt.
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Von der Chemie zur Kunst
Der Forscher aus dem Burgenland arbeitet als Leiter des Instituts Naturwissenschaften und Technologie in der Kunst in der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Dabei ist er eigentlich Chemiker.
„Die Frage nach wo, wann und vor allem von wem wurde dieses Kunstobjekt hergestellt, ist sehr an das Material gebunden. Ich sage immer zu meinen Studierenden ‚Es gab die Steinzeit, es gab die Bronzezeit, es gab die Eisenzeit. Und unsere Zeit wird vielleicht einmal als das Kunststoff- oder Plastikzeitalter in die Menschheitsgeschichte eingehen‘“, so der Wissenschafter.
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Der Zeit zuordnen
In seiner Arbeit geht es um die zeitliche Einordnung und Zuordnung der Materialien. Durch Manfred Schreiners Hände und Geräte ging etwa die Heilige Lanze - jene Lanze, mit der Jesus am Kreuz in die Seite gestochen worden sein soll und in die auch ein Nagel des Kreuzes eingearbeitet sein soll. Die Röntgenspektralanalyse der Lanze, die Teil der Schatzkammer in Wien ist, ergab allerdings anderes.
„Bei der Heiligen Lanze ist es sicher so, dass bereits die Archäologen herausgefunden haben, dass es sich hier nicht um eine römische Soldatenlanze handelt, sondern um eine langobardische, dass sie also etwa 300 bis 400, 400 bis 500 Jahre jünger ist. Trotzdem hat das natürlich einen sehr hohen religiösen und zum Teil auch theologischen Wert. Und der Glaube kann natürlich Berge versetzen, wie wir wissen“, so Schreiner.
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Geheimschrift auf dem Prüfstand
Zuletzt war Manfred Schreiner auch mit der Überprüfung einer Geheimschrift auf einer Urkunde beschäftigt, die Rudolf, der Stifter im 14.Jahrhundert hinterlassen haben soll. Tinte von Rudolfs ofizieller Schrift und Geheimschrift wurden verglichen.
„Rudolf hat eine sogenannte Eisen-Gallustinte verwendet. Und dieses Tinten-Material können wir auch vergleichen mit dem Tinten-Material der Umschrift. Und hier sehen wir, wenn wir diese beiden Analysenergebnisse vergleichen, dass eine weitgehende Übereinstimmung der Spektren vorhanden ist“, erklärt Manfred Schreiner. Und damit war auch klar, dass der Urheber einer rätselhaften Inschrift im Stephansdom Rudolf der Stifter war.
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Altes und Neues
Das Alte ist ein Aspekt der Arbeit des burgenländischen Wissenschafters, ein anderer ist das Material, das Künstler heute verwenden. „Weil hier von seiten der Künstler immer die Frage kommt: Kann ich dieses Material verwenden, sind diese Kunststoffe, diese modernen Materialien, die von der Industrie zur Verfügung gestellt werden, wirklich auch dauerhaft, ist die Beständigkeit gegeben, dass man vielleicht in 500 Jahren dieses Objekt noch bewundern kann“, schmunzelt Manfred Schreiner.
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Die Erkenntnisse Schreiners und seines Teams - auch etwa über die Goldfunde in Ephesos oder alte Handschriften vom Sinai oder aus St. Petersburg - sind bereits in zahllosen Publikationen und Büchern veröffentlicht worden.