Mattersburg: Synagoge virtuell begehbar

Mattersburg war eines der Zentren des burgenländischen Judentums, bis die Nazionalsozialisten die Macht ergriffen haben. 1940 wurde die Synagoge gesprengt. Im Zuge ihrer Diplomarbeit hat eine Studentin aus Bayern die Synagoge virtuell begehbar gemacht.

Die Mattersburger Synagoge stand bis 1940 auf einer Wiese vor dem Hochhaus. Sie war das Zentrum der jüdischen Gemeinde - bis sie die Nationalsozialisten gesprengt haben. Bei einer Veranstaltung im Mattersburger Lokal „Savio“ wurde die Synagoge jetzt wiederbelebt: Die 29-jährige Technikerin Veronika Schmid wollte in ihrer Diplomarbeit über eine zerstörte Synagoge forschen - dabei hat es die Bayerin ausgerechnet ins Burgenland verschlagen.

„Ich bin dann in der Recherche auf Mattersburg gekommen. Die ehemalige Synagoge hat mich auf Anhieb angesprochen und ich hab mich auf Anhieb verliebt in Mattersburg und auch in die Synagoge und hab dann eben beschlossen, es wird Mattersburg als Thema“, so Schmid.

Synagoge Mattersburg

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Die Synagoge Mattersburg bestand bis 1940

Synagoge Mattersburg

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Veronika Schmid gestaltete im Zuge ihrer Diplomarbeit einen virtuellen Rundgang in der Synagoge

Ein Jahr Arbeit

Ein Jahr lang hat Veronika Schmid an der Rekonstruktion der Synagoge gearbeitet. Herzstück ist der virtuelle Rundgang, mit dem man die Synagoge auf dem Bildschirm begehen kann. Bei Forschungen im Mattersburger Stadtarchiv bekam Schmid Hilfe von Gertraud Tometich vom Verein „Wir erinnern“. Mit Unterstützung von der Stadtgemeinde Mattersburg kümmert sich dieser Verein um die Erinnerung an die ehemalige jüdische Gemeinde.

Über die neue Diplomarbeit freuen sich die Mitglieder sehr. „Ich habe ihre wissenschaftliche Arbeit gelesen und die Bilder gesehen. Wir waren auch dabei, als sie daran gearbeitet hat und wie manchmal mühevoll das war - es fehlen ja die Pläne total - und das gibt mir ein sehr gutes Gefühl, dass so etwas wieder entsteht“, so Gertraud Tometich.

Synagoge Mattersburg

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Die Synagoge wurde von den Nationalsozialisten gesprengt

Synagoge Mattersburg

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Ein Gedenkstein erinnert an die ehemalige Synagoge

Riesige Staubfontaine

Bei der Veranstaltung war auch ein Zeitzeuge im Publikum. Er hat die Zerstörung der Synagoge durch die Nazis selbst miterlebt. „Alle mussten sich gegenüber der Wulka, in nötiger Entfernung zur Synagoge aufstellen. Dann kam der Knopfdruck. Die Synagoge flog mit einer riesigen Staubfontaine in die Luft und das war es dann“, so Franz Forstik aus Mattersburg. Dort, wo die Synagoge gesprengt wurde, erinnert heute ein Gedenkstein daran - und seit kurzem eben auch die Diplomarbeit von Veronika Schmid.