Flüchtlinge: Arbeit geht weiter

Das Wochenende war für die Einsatzkräfte in Nickelsdorf und Heiligenkreuz mit mehr als 20.000 Flüchtlingen einmal mehr eine Herausforderung - vor allem eine logistische. Die Arbeit - für die Einsatzkräfte fast schon Routine - geht weiter.

Der erhoffte Verschnaufpause bleibt für Polizei, Bundesheer, Rotes Kreuz und die freiwilligen Helfer wohl auch am Montag aus - mehr dazu in Nickelsdorf: Tausende Flüchtlinge erwartet. Wie schon am Wochenende kommen auch am Montag Züge mit Flüchtlingen in Hegyeshalom an - einer mit etwa 1.000 Menschen zur Mittagszeit. Auch sie werden sich dann in Richtung Nickelsdorf aufmachen.

Routinierter Umgang in Nickelsdorf

Dort ist man im Umgang mit der Flüchtlingskrise bereits routiniert. Seit Anfang September wurde in Nickelsdorf der Großteil der rund 100.000 im Burgenland angekommenen Flüchtlinge versorgt und danach mit Bussen und Zügen in Quartiere beziehungsweise Richtung Deutschland weitergebracht. Denn fast alle Flüchtlinge gaben bisher Deutschland als Wunschzielland an. In Österreich wollten die wenigsten bleiben, die Asylansuchen stiegen erst etwas an, seit Deutschland Grenzkontrollen durchführt.

Diszipliniertes Verhalten

Der Schwerpunkt lag in den vergangenen Wochen eindeutig in Nickelsdorf. Erst nachdem Ungarn die Grenze zu Serbien dicht gemacht hat, verlagerte sich das Geschehen für kurze Zeit ins südburgenländische Heiligenkreuz, wo die Lage aber mittlerweile relativ ruhig ist.

Immer wieder betonen die Behörden, dass sich die ankommenden Flüchtlinge trotz der Strapazen, die hinter ihnen liegen, ausgesprochen diszipliniert verhalten würden. Probleme habe es am Wochenende zunächst bei der Suche nach freien Quartieren für die Menschen gegeben, sagte Landespolizeidirektor Hans Peter Doskozil - mehr dazu in Doskozil: Quartiere „Um und Auf“.

Kapazitäten sind vorhanden

Derzeit gebe es in Nickelsdorf für weitere Ankömmlinge Kapazitäten nicht nur im Flugdachbereich und in der ehemaligen veterinärmedizinischen Station, sondern auch in der Nova-Rock-Halle und auf dem Festivalgelände in Wiesen. Außerdem bestünde auch die Möglichkeit, Flüchtlinge im Messezentrum Oberwart unterzubringen, heißt es von der Polizei.

SPÖ-Besuch an der Grenze

Am Montagnachmittag waren die burgenländische SPÖ-Regierungsmannschaft und Klubobmann Robert Hergovich am Grenzübergang in Nickelsdorf. Dort sind derzeit rund 3.000 Flüchtlinge. Für Landeshauptmann Hans Niessl ist es seit Beginn des Flüchtlingsstroms über Ungarn nach Österreich der zweite Besuch an der Grenze.

Auf die Frage wie er die Beziehungen zu Ungarn einschätzt, sagt der Landeshauptmann: „Für die Beziehungen nach Ungarn sind die Bundesregierung und der Außenminister zuständig. Aus meiner Sicht hat die Außenpolitik versagt, denn ich muss als Außenminister zu allen europäischen Ländern möglichst gute Kontakte haben und so kooperieren, dass es eine gute Kooperation ist. Denn diese Herausforderung ist auch nur gemeinsam zu lösen."

„Burgenland trägt Hauptlast“

Das Burgenland habe die Hauptlast zu tragen, sagt der Landeshauptmann. „Wir Burgenländer sind auch stolz darauf, dass wir bei den Kindern und Jugendlichen von allen Bundesländern die höchste Quote erfüllen, dass wir unsere Quote bei der Betreuung zu 100 Prozent erfüllen und dass wir hier 100.000 Flüchtlinge innerhalb von drei Wochen perfekt abgewickelt haben – mit medizinischer Versorgung, mit Versorgung mit Getränken, mit Essen. Es ist vorbildlich, was die Freiwilligen, die Polizei, das Bundesheer, die Rettungsorganisationen hier geleistet haben. Einzigartig. Großen Respekt davor“, so Niessl.

Im Hinblick auf das internationale Geschehen und die Situation in Nickelsdorf sagt der Landeschef: „Hoffen kann man, dass es rasch ist. Aber die Realität verspricht anderes. Nämlich: So lange Krieg ist, wird es Flüchtlinge geben. Und so lange die Schengen-Grenze so offen ist und keine Erstaufnahmestellen dort sind, wird es auch ein Problem sein. Das heißt, die europäische Außenpolitik ist gefordert, dass an den Schengen-Außengrenzen Erstaufnahmestellen geschaffen werden, dass dort Asylverfahren abgewickelt werden und dass es eine faire Verteilung auf die europäischen Länder gibt.“

FPÖ-Kritik an EU

Als hilf - und konzeptlos bezeichnet Landeshauptmannstellvertreter Johann Tschürtz (FPÖ) die EU in der Flüchtlingsfrage. Österreich und die anderen Zielländer würden von ihren EU-Partnern im Stich gelassen. Auch innerhalb Österreichs brauche es endlich ein Konzept, fordert Tschürtz.

ÖVP für Erfüllung von Verpflichtungen

Und die ÖVP appelliert an die burgenländische Landesregierung, alle Verpflichtungen im Zusammenhang mit der Asylproblematik zu erfüllen. Landesrat Norbert Darabos solle seine Meinung zu Asyl auf Zeit überdenken, sagt ÖVP-Parteiobmann Thomas Steiner. Darabos habe im Landtag dieses Konzept zuletzt noch abgelehnt.

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