Abgetrennter Arm: Keine Kosten für Aradi

Der Fall von Tibor Aradi sorgt weiter für Schlagzeilen. Schon kommende Woche soll der 37-Jährige das AKH verlassen können. Er hat aber noch mehrere Operationen vor sich, ist aber in medizinischer und auch finanzieller Sicht versorgt.

„Tibor Aradi ist ein einzigartiger Patient“, sagt sein behandelnder Arzt im Wiener AKH. Einzigartig scheint der 37-jährige ungarische Arbeiter nicht nur in Bezug auf seine geistesgegenwärtige Reaktion nach dem schweren Unfall zu sein, sondern auch in Bezug auf die Fortschritte seiner Genesung.

Tibor Aradi im AKH

ORF

Tibor Aradi hat dennoch einen langen Weg vor sich

„Ein Musterpatient“

Am Dienstag ist Tibor Aradi erneut operiert worden. Der Eingriff ist gut verlaufen, offene Wunden sind dabei verschlossen worden. Für seine Ärzte ist Aradi ein Musterpatient.

„Er beeindruckt durch eine unglaubliche mentale Stärke. Er ist ruhig, konzentriert, fragt die richtigen Fragen. Das ist auch immer wichtig im Arzt-Patienten-Gespräch. Und er fragt auch, wie es weitergeht. Er will natürlich nicht lange im Spital bleiben“, sagt der behandelnde Arzt, Oskar C. Aszmann vom AKH Wien.

Langer Weg zurück in Alltag

Schon Mitte der nächsten Woche darf Tibor Aradi nach Hause nach Haalaszi zu seiner Frau und seiner kleinen Tochter. Doch bei aller Freude steht fest: Der Weg zurück in den Alltag wird sehr lange sein. Anfang Juni steht ihm allerdings schon die nächste Operation bevor. Und sie wird nicht die einzige bleiben.

Schon drei Monate danach folgt der nächste große Eingriff. Dann werden dem 37-Jährigen Nerven aus beiden Beinen in den wieder angenähten Arm transplantiert. Ab diesem Zeitpunkt werde es rund eineinhalb Jahre dauern, bis man wisse, ob und in welcher Form er seinen Arm wieder benutzen können wird.

Korrekt angemeldet

Zumindest hinsichtlich der Kosten dieser Operationen, die laut AUVA „in die zehntausende Euro“ gehen können, muss sich Aradi keine Sorgen machen. Er war laut Gebietskrankenkasse korrekt angemeldet und erhält nun für etwa acht Wochen eine volle Entgeltfortzahlung, also seinen vollen Lohn. Danach bekommt er für maximal ein halbes Jahr Krankengeld.

Bis dahin muss die AUVA geklärt haben, ob der Unfall tatsächlich ein Arbeitsunfall war. Falls ja, bekommt Aradi eine so genannte Versehrtenrente, sagt Gabriela Würth von der AUVA. Wie hoch diese Rente sein wird, lasse sich aus heutiger Sicht noch nicht sagen. „Das hängt davon ab, wie gut der Heilungsprozess verläuft und wie viel Behinderung zurückbleibt“, sagt Würth.

Keine Kosten für Tibor Aradi

Auch sämtliche weiteren Reha- und Behandlungskosten würden dann übernommen, für Aradi selbst entstehen keine Kosten. „Sollte er dann nicht mehr die volle Funktionsfähigkeit seines Arms haben, wird ihm eine Umschulung angeboten werden. Diese Umschulung in einen anderen Beruf, diese Ausbildung, wird auch die AUVA tragen werden“, sagt Gabriela Würth von der AUVA.

Ein Vorteil dabei ist, dass Aradi Linkshänder ist. Die Verletzung betrifft ja die rechte Hand. Die Prognose für die verletzte Hand: „Inwieweit die groben, einfachen Handgriffe für ihn möglich werden, das kann man schon fast voraussehen. Kleinere Handgriffe wie zum Beispiel Schreibmaschine schreiben oder Ähnliches ist eher unwahrscheinlich. Aber das wird sich in den nächsten Monaten herausstellen“, sagt Oskar C. Aszmann vom AKH Wien.

Anzeige gegen Arbeitnehmer

Wie berichtet, wird das Arbeitsinspektorat eine Anzeige wegen einer Verletzung des Arbeitnehmerschutzes gegen den Unternehmer erstatten, auf dessen Gelände der Unfall passiert ist. Ihm drohen bis zu 8.300 Euro Strafe.

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