Diskussion um Pflegevermittlung

Mehr als 6.700 Menschen arbeiten als Betreuer im Burgenland. Vermittelt werden sie großteils von eigenen Agenturen. Die SPÖ will das nun zur öffentlichen Aufgabe machen. Mit der Vermittlung solle kein Gewinn gemacht werden.

Vor elf Jahren hat der Gesetzgeber die Rechtsgrundlagen für eine 24-Stunden-Be­treuung zu Hause geschaffen und Förderungen eingeführt. 46 solcher Vermittlungsagenturen gibt es im Moment im Burgenland. Die Frauen kommen aus Ost- und Südeuropa. Einer dieser Personenvermittler ist Norbert Aichhorn aus Neusiedl am See. Er sieht große Herausforderungen für die Branche und die Gesellschaft.

Aichhorn wünscht sich Unterstützung von der Politik: „Wir können den Bedarf abdecken. Wie der Staat das dann weiter unterstützen will, das ist dann Sache des zuständigen Ministeriums - ob neue Fördermodelle gemacht werden, ob bestehende Förderungen indiziert werden, das Pflegegeld einmal dem Index angepasst wird - aber das ist Thema des Staates, das können wir nicht entscheiden.“

Orsolits (Familienangehöriger), Szojak, Obmann-Stellvertreterin, Fachgruppe Burgenland Personenberatung, Aichhorn, Fachgruppe Burgenland Personenberatung und Lipic, „Pflegerin mit Herz“ 2018

WKB

Manfred Orsolits (Familienangehöriger), Anita Szojak, Obmann-Stellvertreterin, Fachgruppe Personenbetreuung, Norbert Aichhorn, Fachgruppe Personenbetreuung und Jadranka Lipic, „Pflegerin mit Herz“ 2018

Keine Unterstützung für Vermittlungsagenturen

Gesundheitslandesrat Norbert Darabos (SPÖ) betonte, dass es für Vermittlungsagenturen keine Unterstützung mehr geben werde. Diese will man künftig umgehen. Mit der Betreuung von alten oder kranken Menschen dürfe kein Gewinn gemacht werden, vor allem nicht dort, wo Landesförderungen fließen, sagte Darabos. Die gesamte Organisation und Vermittlung von ausländischem Betreuungspersonal will das Land künftig, so weit es geht, selbst in die Hand nehmen. „Das ist mir schon etwas sauer aufgestoßen, nachdem wir diese Förderung eingeführt haben, sind viele Agenturen mit den Preisen nach oben gegangen - wir müssen nachschärfen“, so Darabos. Für Finanzlandesrat Hans Peter Doskozil ging es um die Frage, wie man die Agenturen möglicherweise umgehen und ausschließen könne.

Pflege im Burgenland Personenvermittler Arbeitsgruppe Zukunft Pflege Doskozil

ORF

Tanja König, Rotes Kreuz, Landesräte Norbert Darabos und Hans Peter Doskozil und Georg Stenger, Volkshilfe

SPÖ: Pflegepaket bereits Anfang des Jahres

Die türkis-blaue Bundesregierung will bis Ende nächsten Jahres ein entsprechendes Konzept vorlegen. Im Burgenland soll bereits Anfang des Jahres ein umfassendes Pflegepaket präsentiert werden. Das haben die beiden SPÖ-Landesräte Norbert Darabos und Hans Peter Doskozil am Freitag angekündigt. Eine Arbeitsgruppe soll nun evaluieren, in welchen Regionen im Burgenland es welche Bedürfnisse gibt.

114 Millionen Euro und umfassendes Konzept

Mehr als 114 Millionen Euro stellt das Land im kommenden Jahr für die Pflege bereit und arbeitet ein umfassendes Konzept aus. Das passiert in Form einer Arbeitsgruppe mit Vertretern der Hilfsorganisationen, Krankenpflegern, Arbeiterkammer bis hin zu Siedlungsgenossenschaften, erklärte Doskozil. „Von der Frage, wo werden Pflegeheime gebaut, also realisiert, bis hin zur anderen Seite - wie werden pflegende Angehörige sozialversichert. Am Ende soll auf dem Tisch liegen, in welcher Region es welche Bedürfnisse gibt und wie man sie abdecken und finanzieren kann“, so Doskozil.

Pflegeberater in Bezirkshauptmannschaften

5.000 bis 6.000 Menschen werden derzeit im Burgenland betreut und gepflegt, schätzt Landesrat Darabos - in einem Heim, von einer 24-Stunden-Kraft zuhause oder von Angehörigen.

Im Burgenland soll künftig auch eine Kombination aus Tagesheimstätte und betreutem Wohnen möglich sein, sagte Doskozil, wo Menschen auch stunden-, tage- oder wochenweise gepflegt werden. Darüber hinaus werden eigene Pflegeberater in den Bezirkshauptmannschaften tätig sein. Das Pflegekonzept, dass die Landesregierung Ende Februar vorlegen will, soll auch mit den Nachbarbundesländern abgestimmt werden.

ÖVP Kritik an Darabos

Die ÖVP Burgenland kritisierte am Freitag erneut Soziallandesrat Norbert Darabos für das Fehlen des Pflegebedarfs- und Entwicklungsplans. Darabos sei seit einem Jahr säumig. Er lasse das Land stehenden Auges auf einen Pflegenotstand zusteuern, so Landesparteiobmann Thomas Steiner in einer Reaktion auf das für das erste Quartal 2019 geplante Pflegekonzept. Er ortete „grobe Fahrlässigkeit“.