Erinnerungen an die Kriegszeit

In Müllendorf im Bezirk Eisenstadt-Umgebung haben zwei Hobbyhistoriker einen außergewöhnlichen Fund gemacht. In einem Abbruchhaus entdeckten sie den komplett erhaltenen Schriftverkehr einer Familie aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs.

1.500, Briefe, 500 Fotos und unzählige Dokumente haben Erich Schriefl und Fritz Ringhofer in dem alten Bauernhaus gefunden. Der Briefverkehr der Eltern mit ihren drei Söhnen, die sich an verschiedenen Kriegsfronten befanden, ist komplett erhalten. Besonders dabei ist, dass die Briefe der Eltern an ihre Söhne von der Front wieder nach Müllendorf zurückgeschickt wurden.

Foto eines Soldaten im Zweiten Weltkrieg

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Unterschiedliche Charaktere

Die Brüder seien sehr unterschiedlich gewesen, sagt Schriefl. Einer war Bauer. In seinen Briefen sei es um Alltägliches gegangen, etwa ob die Pferde gesund seien oder die Ernte schon eingefahren sei. Der zweite war Lehrer. Er habe die politische Lage zu Beginn mit großer Begeisterung betrachtet, später seien ihm die Augen geöffnet worden und er habe gesehen, was der Krieg mit den Menschen mache. Der dritte Bruder sei ein „wirklicher Soldat“ gewesen. Dem sei es um Anerkennung durch den Kampf gegangen, so der Hobbyhistoriker. Er sei auch als Erster gefallen. Von den Brüdern überlebte nur einer den Krieg.

Haus, in dem die Briefe gefunden wurden

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In diesem Haus wurden die Briefe gefunden

Historisches Erbe

Erhalten geblieben sind nicht nur die Briefe der Familie, sondern auch die der Verwandten und Freunde aus Müllendorf. Diese gesamte Korrespondenz sei ein umfangreiches historisches Erbe für Müllendorf, sagt Fritz Ringhofer: „Das war ganz toll, dass wir das noch retten haben können.“ Denn die Briefe und Unterlagen geben viel Aufschluss über das Leben während der Nazidiktatur in Müllendorf.

Fritz Ringhofer und Erich Schriefl

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Fritz Ringhofer und Erich Schriefl

„Man kann schon sehr viel über die allgemeine politische Lage in dieser Zeit herauslesen. Man kann aber auch sehr viel über die Nöte der Menschen herauslesen“, sagt Schriefl. Er und Fritz Ringhofer wollen jedenfalls die Briefe auch der Öffentlichkeit zugänglich machen. Nur wie, das wissen sie noch nicht.