Auf den Spuren der Vergangenheit

Die „Baron Gautsch“ ist Tauchern aus dem Burgenland ein Begriff. Es handelt sich dabei um ein Schiffswrack vor Rovinj in Kroatien. Ein Kamerateam vom ORF Burgenland hat sich auf die Spuren der Vergangenheit begeben.

In einer Tiefe von 40 Metern liegt die „Baron Gautsch“ vor Rovinj auf Grund. Am 13. August 1914 lief sie mit voller Fahrt in ein von der eigenen Marine ausgelegtes Minenfeld. Das Minenfeld war damals den Verantwortlichen bekannt, aber der Kapitän war nicht auf der Brücke, der Erste Offizier war bei Tisch, sein Vertreter inkompetent. Nach zwei Explosionen sank die „Gautsch“ innerhalb von nur sieben Minuten. Schweröl trat aus, in dem die Schwimmenden erstickten. Andere Opfer wiederum verbrannten auf dem Meer oder ertranken. Offiziell kamen von den 306 Menschen an Bord 147 ums Leben. Aber das stimmt nicht.

„Aufgrund von jüngsten Nachforschungen wissen wir von etwa 520 Menschen an Bord. Denn Kinder unter zehn Jahren und Soldaten wurden nicht registriert. Das heißt es gab zwischen 334 und 339 Tote“, so Katarina Pocedic, Historikerin im Museum in Pula. Es gab zu wenige Rettungsboote und in denen saßen zumeist die Besatzungmitglieder. Die Überlebenden kamen in Krankenhäuser nach Pula. Dort wurden auch die geborgenen Toten rasch bestattet.

Baron Gautsch

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Opfer konnten nicht identifiziert werden

„Die Opfer sind schnell begraben worden, weil sie voller Schweröl waren. Die Menschen waren entstellt, manche durch das Feuer verkohlt, verbrannt. Deshalb konnten sie auch nicht identifiziert werden“, sagte Pcedic.

Auf dem Marinefriedhof in Pula sollen die Opfer ruhen. Auch das stimmt nicht. Denn die Toten wurden auf dem Zivilfriedhof bestattet und nur wenige Jahre später wieder exhumiert um auf dem Friedhof Platz zu schaffen. An die Opfer erinnert heute in Pula nichts mehr. Bekannt hingegen ist das Wrack der „Baron Gautsch“ geworden, als Ziel für Taucher.

Baron Gautsch

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Die „Gautsch“ ist Unterwassermuseum

„Die ‚Gautsch‘ ist ein Unterwassermuseum, ein Kulturgut Kroatiens, es ist wirklich etwas großartiges. Das Schiff ist einzigartig, es klingt vielleicht übertrieben aber wenn man hineintaucht ist man in einem Museum“, sagte der Taucher Filip Visic aus Rovinj.

Sendungshinweis

„Burgenland heute“, 18.4.2014

Die K.u.k.-Kriegsmarine vertuschte gekonnt das Unglück. Nach dem Krieg stellten die Hinterbliebenen Schadenersatzforderungen. Aber der Prozess zog sich in die Länge und 1927 wurden beim Justizpalastbrand wichtige Akten vernichtet. Die wenigen verbliebenen Unterlagen wurden 1938, 24 Jahre nach dem Untergang der „Gautsch“, vernichtet, der Rechtsanwalt der Hinterbliebenen war nämlich Jude, seine Kanzlei wurde von den Nationalsozialisten geplündert.