Gewürznelken mit Heilkräften

Die Glühweinsaison beginnt schön langsam und auch die Weihnachtsbäckerei ist nicht mehr so weit. Unentbehrlich für beides sind Gewürznelken. Darüber hinaus haben die Gewürznelken aber auch konkrete Heilkräfte.

Die Gewürznelken haben nichts mit unseren heimischen Nelken zu tun. Sie sind vielmehr die Blütenknospen eines immergrünen Baumes, der zu den Myrtengewächsen zählt und dessen ursprüngliche Heimat die Molukken im Osten Indonesiens sind. Die Blütenknospen bilden sich mit Beginn der Regenzeit, erblühen aber erst sechs bis acht Monate später.

Kurz bevor sich die ersten Blüten öffnen, werden sie geerntet und in der Sonne getrocknet. Der Gewürznelkenbaum (Syzygium aromaticum) gedeiht ausschließlich im tropischen Klima, wichtige Anbaugebiete sind heute Indonesien, Madagaskar und Tansania, aber auch in Sri Lanka und Brasilien.

Teures Gewürz mit langer Geschichte

Chinesen und Inder kannten die Gewürznelken schon lange vor Christi Geburt. Nelken wurden im alten China nicht nur zum Kochen verwendet, sondern auch zur Raumbeduftung. Wer sich um eine Audienz beim Kaiser bemühte, musste erst eine Nelke kauen, bevor er sich dem Kaiser nähern durfte. Erst zur römischen Kaiserzeit kam das Gewürz in die Mittelmeerländer. Malaiische Schiffer brachten es von den Molukken nach Ceylon, wo es arabische Händler übernahmen und über die Karawanenstraßen gelangten die Nelken nach Konstantinopel und an den römischen Kaiserhof. Das Gewürz wurde in Rom speziell für Geflügel verwendet.

Gewürznelken

Miriam Wiegele

Gewürznelken

Die Herkunft des Gewürzes verschleierten die Araber, um ihre reiche Geldquelle zu schützen. Erst im 13. Jh. erschienen die ersten Beschreibungen der sagenhaften Gewürzinseln und von den dort wachsenden Gewürznelkenbäumen. 1511 erreichten die Portugiesen als erste Europäer die Molukken und besetzten sie und der portugiesische König nannte sich bald „Herr des indischen Handels“.

Die Holländer, ebenfalls auf Gewürzmonopole aus, vertrieben die Portugiesen und erlaubten den Gewürznelkenanbau nur mehr auf Inseln, die sie total kontrollieren konnten. Alle anderen einheimischen Plantagen wurden vernichtet, ein ähnliches Schicksal erlitt auch der Anbau von Muskat und Zimt. Das Ende des Monopols der holländischen Ost- Indien- Gesellschaft kam mit der englischen Herrschaft über den indonesischen Archipel. Gewürzgeschichten sind meist Geschichten von Kolonialismus und imperialistischen Machtkämpfen.

Gewürznelken, die „Nägelein“

Im Mittelalter nannte man die Gewürznelken „Nägelein“, da die Knospen in der Form an Nägel erinnern und daher galten sie auch als Symbol für die Nägel, mit denen Christus ans Kreuz genagelt wurde. Im Englischen heißen die Gewürznelken clove, was von lat. clavus, Nagel, stammt. Auch der Name Nelke leitet sich von Nagel ab, die Zierpflanze Nelke (Dianthus) wurde allerdings erst später wegen ihres angeblich an Gewürznelken erinnernden Duftes benannt.

Gewürznelken gegen Pest, Tod und Teufel

Bis zum 18. Jh. waren Gewürznelken so teuer, dass sie für den Normalbürger unerschwinglich waren. Als Medizin wurden sie dagegen gepriesen. Die mittelalterlichen Kräuterbuchautoren schrieben ihnen allerlei magen- und darmstärkende Wirkung zu. Nelkenpulver aufs Haupt gestreut, sollte nach Tabernaemontanus kalte Füße vertreiben. Ihres Aromas wegen waren die Gewürznelken auch ein wichtiger Bestandteil von Pestmitteln und wie vielen stark duftenden Pflanzen sprach man ihnen zu vor Tod und Teufel zu schützen.

Die Heilkraft der Gewürznelken

Das Aroma der Gewürznelken stammt natürlich in erster Linie von dem ätherischen Öl , das zu 15 Prozent in den Knospen enthalten ist. Dominierend dabei ist der Bestandteil Eugenol (80 Porzent), der isoliert vor allem in der Zahnheilkunde eingesetzt wird. An der Gesamtwirkung sind aber auch die Gerbstoffe und Flavonoide beteiligt. Eugenol hat eine stark antibiotische Wirkung und vermag das Wachstum von Bakterien in hohem Ausmaß zu hemmen. Zusammen mit Caryophyllen entspannt es die Muskeln der Atemwege und des Darms. Dadurch lindert die Gewürznelke Bronchialerkrankungen wie Husten und Asthma und hilft bei Bauchkrämpfen infolge von Durchfall und auch bei Menstruationsproblemen.

Das Eugenol verbessert die Fließeigenschaft des Blutes, was Thrombosen verhindern und auch Arteriosklerose vorbeugen kann. Gewürznelken können auf Grund ihrer antibakteriellen Wirkung günstig auf Gastritis wirken und Magengeschwüren vorbeugen. Neuestens konnten auch Krebs vorbeugende sowie schmerz- und entzündungshemmende Eigenschaften des Eugenols nachgewiesen werden. Offenbar greift es direkt in den Entzündungs- und Schmerzstoffwechsel, also die Prostaglandinbildung, ein. Deswegen gilt die Gewürznelke als wirksame Therapieunterstützung bei rheumatischen Erkrankungen. Am bekanntesten ist wohl die schmerzstillende Wirkung bei Zahnschmerzen, aber auch bei Halitose, sprich Mundgeruch wirken Gewürznelken sowohl im Mund- als auch im Magenbereich.

Anwendung:

  • Bei Zahnschmerzen: 1 bis 2 Gewürznelken kauen oder das ätherische Öl mit Wattestäbchen rund um den schmerzenden Zahn auftragen.
  • Mundspülung: 2 bis 3 Tropfen ätherisches Öl mit 10ml 40 Prozent Alkohol vermischen, einige Tropfen davon ins Mundspülwasser geben.
  • Tee: 1 TL Gewürznelken etwas zerstoßen / Aufguss, 5 Minuten ziehen lassen. Wichtigste Anwendung – regelmäßig als Gewürz! Tipp: In der französischen Phytotherapie wird empfohlen, in den letzten Schwangerschaftswochen zur Vorbereitung auf die Geburt Suppen oder Kompott mit Gewürznelken zu würzen.
  • Anwendung des ätherischen Öles: Achtung, sehr haut- und schleimhautreizend, also unbedingt auf starke Verdünnung achten (3Tropfen/50ml Trägeröl).

Mit Gewürznelken richtig würzen

Die Gewürznelke ist ein starkes, dominierendes Gewürz, das man sparsam dosieren sollte. Bei Kompotten oder Suppen lässt man die ganzen Nelken 5 Minuten vor Fertigstellung mitkochen, bei Fleischgerichten 15 Minuten. Wichtig ist, die Gewürznelken nach Fertigstellung des Gerichtes zu entfernen, um ein zu kräftiges Auslaugen zu verhindern.

Qualität überprüfen

Qualitativ wertvolle Gewürznelken sind reich an ätherischen Ölen (und somit schwer), wenn sie in Wasser untergehen oder senkrecht schwimmen. Waagrecht schwimmende Gewürznelken sind leicht, weil entölt. Hochwertige Nelken sondern etwas Öl ab, wenn man sie mit dem Fingernagel eindrückt.

Mit Gewürznelken würzen

Bei uns verwendet man Gewürznelken bevorzugt für berauschende Getränke wie Glühwein und Punsch. Außerdem nimmt man Gewürznelken für Fruchtkompotte und eingemachtes Obst, hauptsächlich für Äpfel, Birnen und Zwetschken. Unentbehrlich sind sie im Lebkuchengewürz, aber auch für andere Süßspeisen kann man sie nutzen. Versuchen Sie einmal, Apfelstrudel statt mit Zimt mit Nelkenpulver zu würzen.

Beliebt ist auch, eine mit Nelken gespickte Zwiebel zum Reiskochen zu verwenden. Einen Versuch wert wäre, Schinken vor dem Kochen zu spicken oder auch- sparsam- Schweinsbraten. Als Pulver passt Gewürznelke zu Wildschwein-, Rinder- und Entenbraten, Gemüsegerichten wie Rotkraut und Sauerkraut, zu Roten Rüben und Kürbis. Die gespickte Zwiebel kann man auch zu klaren Suppen (Huhn, Rind, Wild) geben.

Selbst gemachte Lebkuchen- Gewürzmischung: 1 TL Nelken ¼ TL Zimt 1 TL Piment ¼ TL Muskatnuss 1 TL Ingwer 1 Prise schwarzer Pfeffer Die gemahlenen Gewürze vermischen und sofort verwenden. Eventuell kann noch zu dieser Grundmischung Kardamom gegeben werden. Mit dieser Mischung kann man auch einen Chai, einen innerlich wärmenden Tee machen: 1 Teelöffel der Mischung mit ¼ l heißem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen.