Hass im Netz: Ingrid Brodnig im Interview
Ingrid Brodnig ist seit dem Vorjahr digitale Botschafterin Österreichs in der EU. Auf Einladung von buchwelten und forum martinus war sie am Mittwochabend im Bildungshaus St. Stephan in Oberpullendorf zu Gast. In ihrem Vortrag ging es um Hetze, Lügen und Falschmeldungen im Internet.
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Ingrid Brodnig im Haus St. Stephan
Die Expertin für digitale Medien beschäftigt sich intensiv mit Lügen und Hass im Internet
Harte Online-Debatten
Online-Debatten zeichnen sich generell durch ein besonders hartes Klima aus, sagt die Autorin und Jornalistin. „Es fallen häufig Beleidigungen, das reicht bis zu Hetze und Bedrohungen. Man geht von einer generellen ‚Enthemmung‘ im Netz aus. Die Leute sind eine Spur aggressiver manchmal“, so Brodnig.
In Phasen, in denen die Gesellschaft gespalten sei und in denen es eine besonders harte Debatte gebe, zeige sich das dann auch online stärker. Das extremste Beispiel sei die Flüchtlingsdebatte in den Jahren 2015 und 2016 gewesen. „Da haben auch wirklich Nachrichtenhäuser gesehen haben ’Hoppla, das ist jetzt ein neues Level an Postings, die wir aus strafrechtlichen Gründen nicht stehen lassen können, weil da einfach auch gegen das Gesetz verstoßen wurde“, so die Expertin.
ORF
Dokumentation als Beleg
Insgesamt gebe es das Problem aber seitdem das Internet existiere, weil im Internet eine größere Enthemmung zu beobachten sei. „Weil Menschen Dinge schreiben, die sie einem anderen nicht ins Gesicht sagen würden“, so Ingrid Brodnig.
Opfer von Hasspostings oder Hetze im Internet dürften nicht alleine bleiben, so die Expertin. „Dass die das nicht in sich hineinfressen oder in der Wut selbst wütend zurückschlagen. Wenn ich selbst betroffen bin von einer aggressiven Aussage, sollte ich die dokumentieren, also einen Screenshot machen, damit ich das auch belegen kann, wenn ich es anzeigen möchte. Vor allem sollte ich aber auch mit meinen Freunden und Bekannten darüber reden.“
Falschmeldungen machen wütend
Falschmeldungen im Internet sind oft sehr gut gemacht. Es gibt aber Möglichkeiten, sie zu erkennen. „Viele Falschmeldungen machen Menschen gezielt wütend. Wir sehen, dass wütend machende Inhalte extrem gut online funktionieren, dass sie im Schnitt stärker geteilt, stärker geliked werden. Und da ist mein Tipp: Wenn ich online etwas lese und merke, das regt mich richtig auf - dann sollte ich besonders gut hinschauen, denn vielleicht werde ich gerade manipuliert“, erklärt Ingrid Brodnig.
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Die Journalistin, Autorin und Expertin für digitale Medien beschäftigt sich intensiv mit Lügen und Hass im Internet. Sie gibt ihr Wissen in Kolumnen, Blogs, Büchern und Vorträgen weiter.