Fritz Reichl: Vergessener Stararchitekt
„Wer war Fritz Reichl“ - die Frage stellt und beantwortet die neue Ausstellung. Als Eisenstadt 1925 Landeshauptstadt wurde, mussten plötzlich öffentliche Gebäude und Wohnungen errichtet werden. Fritz Reichl hat daher den ersten Stadterweiterungsplan erarbeitet. Und teilweise ist Eisenstadt auch tatsächlich - wie von ihm geplant - gewachsen.
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Beamtenwohnhaus: Alt, aber topmodern
Das markanteste Beispiel dafür ist das sogenannte Beamtenwohnhaus in Eisenstadt - entworfen hat es Fritz Reichl. Es ist als Modell in der Galerie des Architektur RaumBurgenland zu sehen. Das Beamtenwohnhaus in der Bahnstraße wurde 1926 bis 1927 nach den Plänen von Fritz Reichl gebaut. Es zählt bis heute zu den besten architektonischen Bauten in der Landeshauptstadt - und das, obwohl es mehr als 90 Jahre alt ist.
„Die Standards, die damals eingebaut wurden, sind absolut auf der Höhe der Zeit. Auch heute würde man hier von einer wirklich top ausgestatteten und top orientierten Wohnung sprechen. In Eisenstadt hat es Wohnungen so gar nicht gegeben. Wenn, waren es Mietwohnungen in alten Bestandsobjekten“, sagt Klaus Jürgen Bauer, Aussttellungskurator und Architekt.
Wohnen ganz neu
„Und es war durchaus üblich, dass es kein elektrisches Licht gibt, das Klo war irgendwo am Hof. Ein Balkon war undenkbar in einer Wohnung. Das heißt, hier sind lauter Dinge, die wir heute gewöhnt sind und im Wohnungsbau anwenden, aber die damals wirklich auf der Höhe der Zeit und ganz was Neues waren“, so der Kurator weiter.
Shootingstar der Architekturszene
Fritz Reichl war in der Zwischenkriegszeit ein Shootingstar der österreichischen Architekturszene. Mit seinem Entwurf für das Eisenstädter Landhaus erreichte er den dritten Platz. Schließlich erarbeitete er eben den ersten Stadterweiterungsplan für die neue Landeshauptstadt.
„Die Stadt war ja bis dahin eine mittelalterliche oder barockisierte Stadt. Und diese Stadt wurde plötzlich zu einer Landeshauptstadt in einem neu geschaffenen Bundesland. Es gab einen Bedarf an Wohnraum, für eine neue Ordnung, für Wachstum. Und Fritz Reichl hat im Süden der Stadt eine Stadt gezeichnet, die damals ganz auf der Höhe der Zeit war - mit Plätzen, mit Knotenpunkten, einer eigenen Stadtteil-Kirche, Reihenhausanlagen, Kinderspielplätzen - eine sehr grüne Stadt“, erklärt Bauer.
Haus folgt der Straße
Vom Beamtenwohnhaus 500 Meter entfernt entdeckt man auf der Ödenburgerstraße ein auf den ersten Blick ungewöhnliches Wohnhaus. Es wurde exakt nach dem von Fritz Reichl geplanten Straßenverlauf gebaut. Die umliegenden Gebäude wurden allerdings nicht mehr realisiert. „Durch die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges wurde diese Planung nicht mehr weitergeschrieben“, sagt Bauer.
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In Vergessenheit geraten
Das Leben des Stararchitekten verlief tragisch. Fritz Reichl war Jude. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich flüchtete er und landete schließlich in den USA. In Amerika konnte er als Architekt nicht Fuß fassen, er geriet in Vergessenheit.
Die Ausstellung „Wer war Fritz Reichl - eine Spurensuche“ ist bis 4. August in der Galerie Architektur RaumBurgenland in Eisenstadt zu sehen. Zu sehen sind darin nicht nur Häuser, die der Architekt entworfen hat, sondern auch Möbel. So ist in der Ausstellung ein Original-Hocker ausgestellt.