Großpetersdorf: Suche nach Kassen-Arzt

Überfüllte Arztpraxen sind keine Seltenheit. Jungärzte wollen keine Ordinationen mehr übernehmen - besonders schwierig ist es auf dem Land. In Großpetersdorf (Bezirk Oberwart) ist eine Kassen-Stelle für den praktischen Arzt seit eineinhalb Jahren unbesetzt.

Seit eineinhalb Jahren ist der Großpetersdorfer Allgemeinmediziner Eugen Postmann in Pension. Rund vier Stunden pro Woche hält der pensionierte Allgemeinmediziner die Praxis für Privatpatienten geöffnet. Zehn Mal wurde seine Kassenstelle bereits ausgeschrieben. Drei Bewerber haben sich bislang gemeldet. Übernehmen wollte die Stelle letztlich aber keiner von ihnen, so Postmann.

„Die finanziellen Bedingungen haben sich für die Leute verschlechtert. Es liegt sicher auch daran, dass die Jugend heutzutage nicht mehr bereit ist die Nachtdienste, wie sie vorher üblich waren, zu machen“, sagte Postmann.

Ärztemangel

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In vielen Praxen sind die Wartezimmer überfüllt

Mehraufwand der anderen Ärzte

Durch den Wegfall der Praxis haben die übrigen Hausärzte im Sprengel Großpetersdorf einen enormen Mehraufwand und behandeln ihre Patienten im Akkord. „Ich glaube, dass Schritt für Schritt an einer Attraktivierung dieser Landarztstellen gearbeitet werden muss. Das bezieht sich nicht auf das Finanzielle, sondern auf die Gesellschaftsform oder die Gemeinschaftspraxis, die man eventuell eröffnen kann“, so Günter Ranftl, Praktischer Arzt in Großpetersdorf.

Die Gemeinde Großpetersdorf würde dem oder der Neuen wo es geht entgegenkommen, auch finanziell, sagte Bürgermeister Wolfgang Tauss (SPÖ). „Ob das jetzt in bautechnischer Hinsicht ist, wenn sich ein Gebäude findet. Ob wir bei dieser freistehenden Ordination behilflich sind, als Starthilfe sozusagen - es ist natürlich was vorgesehen und es ist uns ganz klar als Gemeinde, dass es ein Hauptziel sein muss diesen Arzt zu unterstützen“, so Tauss.

Ärztemangel

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Die ansässigen Ärzte leisten Mehraufwand

Pensionierungswelle in rund sieben Jahren

Unattraktive Verträge, unbequeme Arbeitszeiten und eine anrollende Pensionierungswelle tragen dazu bei, dass das Burgenland auf einen Ärztemangel zusteuert. Von den derzeit 232 Kassenvertragsstellen sind derzeit vier nicht besetzt. Die Gynäkologie in Jennersdorf und Frauenkirchen, die Psychiatrie-Stelle in Mattersburg und eben jene für den praktischen Arzt in Großpetersdorf. In den kommenden sieben Jahren geht voraussichtlich mindestens die Hälfte der niedergelassenen Ärzte in Pension.

„Es ist so, dass wir im Burgenland noch kein großes Problem haben. Aber wir müssen jetzt dafür sorgen, dass junge Ärzte auch bereit sind ins Burgenland zu kommen und auch eine Kassenstelle anzunehmen. Grundsätzlich ist das nicht das Problem des Burgenlandes, sondern des Bundes“, sagte dazu Gesundheitslandesrat Norbert Darabos (SPÖ). Mehr dazu in Darabos fordert mehr Medizinstudenten.