Bischof zu Abstimmung in Ungarn

Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics hat in einem Interview mit Radio Vatikan über das Referendum in Ungarn gesprochen. Er war in Rom und ist dort auch bei einer Generalaudienz von Papst Franziskus empfangen worden.

Das gescheiterte Referendum in Ungarn über die Aufnahme von Flüchtlingen, das ein Mindestquorum von 50 Prozent der Wahlberechtigten nicht erreichte, habe eines deutlich gemacht: „Die Mehrheit der Ungarn teilt die Abschottungspolitik der Regierung gegen Flüchtlinge nicht“. Davon zeigte sich der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics überzeugt.

Referendum sei keine Bestätigung der Politik Orbans

Es sei falsch, den Ungarn das Stigma der Fremdenfeindlichkeit vorzuwerfen, betonte der Bischof. Er äußerte sich laut Kathpress im Interview mit Radio Vatikan. Zsifkovics ist in der Österreichischen Bischofskonferenz für die Bereiche Flucht, Migration und Integration zuständig und bekleidet in der EU-Bischofskommission ComECE die Funktion des Koordinators für Flüchtlingsfragen.

Wörtlich sagte der Bischof: „Wir müssen die Gesamtschau haben und die Zahlen in Proportion zum Gesamten sehen.“ Die klare Botschaft des Referendums sei, dass „die Ungarn überwiegend diesen Weg so nicht mittragen“. Eine Bestätigung der restriktiven Politik Orbans könne jedenfalls aus dem Referendum gerade nicht geschlossen werden, dies käme einer falschen Instrumentalisierung gleich. Nur knapp 44 Prozent der Wahlberechtigten beteiligten sich an dem Referendum. Von diesen stimmten allerdings 98 Prozent dem politischen Kurs der Regierung von Viktor Orban zu.

Bischof fordert Gesamtlösung

Bischof Zsifkovics mahnte im Radio Vatikan-Interview ein, die Sorgen der Österreicher mit Blick auf die Flüchtlingsbewegung und deren massivem Anstieg im vergangenen Jahr ernst zu nehmen: „Die Bevölkerung kann dem nicht zustimmen, dass vieles unkontrolliert geschieht. Da ist jetzt die ganze EU gefordert, Gesamtlösungen zu bringen, denn sonst werden wir in diese staatlichen, nationalistischen Lösungen immer mehr verwickelt werden, und es werden immer mehr Länder ihre eigenen Zäune hochziehen und die Menschen auseinanderdividieren.“

Offen und hilfsbereit, aber in kontrollierten Bahnen

Er sei überzeugt, so der Bischof, dass „in Österreich die Grundhaltung der Offenheit und der Hilfsbereitschaft“ grundsätzlich gegeben sei. Zugleich sei es jedoch wichtig, den Umgang mit der Flüchtlingsbewegung in kontrollierte und kontrollierbare Bahnen zu bringen.

Zusammentreffen mit Papst Franziskus

Bischof Zsifkovics hielt sich dieser Tage mit einer kleinen Pilgergruppe in Rom auf und traf im Rahmen der Generalaudienz am Mittwoch kurz mit Papst Franziskus zusammen. Er habe dem Papst versichert, so Zsifkovics, „dass wir im Flüchtlingsstrom als Diözese und Kirche in Österreich bemüht waren, vor allem auch an der Grenze zu helfen, alle unsere Kraft dort hineinzulegen, um die Menschen gut aufzunehmen“. In Österreich seien die Grenzen noch nicht hochgezogen, die Kirche bleibe offen und wolle den Menschen helfen.

Papst Franziskus habe ihn gebeten, in diese Richtung weiter zu arbeiten, berichtete Zsifkovics. Und der Papst habe allen gedankt, die sich in Österreich für Flüchtlinge einsetzen.

Link:

Bischof Ägidius Zsifkovics im Interview mit Radio Vatikan