Im Gespräch: Franz Steindl

Seit 15 Jahren ist Franz Steindl realpolitisch die Nummer Zwei im Land. Er sagt es zwar nicht laut, aber der Spitzenkandidat und Landesparteiobmann der ÖVP will Landeshauptmann werden und vermeint, Rückenwind zu verspüren.

Franz Steindl ist Jahrgang 1960, wohnt in Purbach und hat an der Uni Wien das Studium der Volkswirtschaft absolviert. Dass er Wirtschaftsakademiker ist, betont er gern. Fast sein gesamtes berufliches Leben lang war Steindl Politiker. Die Liste der Funktionen ist lang: Steindl war unter anderem Bürgermeister in Purbach, ÖVP-Landesgeschäftsführer, Arbeiterkammer-Vizepräsident, ÖAAB-Landessekretär und zwischen 1994 und 2000 Nationalratsabgeordenter.

Im April 2000 zieht sich Steindl aus dem Nationalrat zurück und wird Direktor des WIFI Burgenland. Seine politische Karriere scheint zu Ende. Er habe nun mehr Zeit für seine Familie, sagte der Vater zweier Kinder. Doch ein halbes Jahr später, unmittelbar nach der Landtagswahl im Dezember 2000, tratt Gerhard Jellasitz zurück und machte Steindl zu seinem Nachfolger als Landeshauptmannstellvertreter und ÖVP-Landesparteiobmann. Seit 15 Jahren versucht Steindl nun, den Abstand der ÖVP zur SPÖ zu verringern - mit wechselndem Erfolg. Im Landtag hat die ÖVP 13 Mandate, wie schon 2005 und 2000.

Innerparteilich seit Urabstimmung fest im Sattel

Als Erfolg verbucht er, dass die SPÖ die im Jahr 2005 gewonnene absolute Mehrheit 2010 wieder verlor. Auch dass die ÖVP unter seiner Führung bei der Zahl der Bürgermeister aufholen konnte, betont er gern. Nach Kritik von Parteifreunden lässt er sich im Vorjahr bei einer parteiinternen Urabstimmung zum Spitzenkandidaten wählen. Das Ergebnis interpretiert er als großen Erfolg, die Kritiker sind verstummt. Sein ganz großes Ziel. Landeshauptmann zu werden, hat Franz Steindl nicht erreicht. Am 31. Mai versucht er es erneut.

Franz Steindl, LTW

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Steindl will Landeshauptmann werden

In der Reihe der Spitzenkandidaten für die Landtagswahl war am Donnerstagnachmittag Landeshauptmannstellvertreter Franz Steindl von der ÖVP zu Gast im Radio-Studio. Er positionierte sich als Herausforderer von Hans Niessl von der SPÖ. Steindl will Niessl an der Spitze des Burgenlands ablösen, sagte der ÖVP-Kandidat im Gespräch mit Patricia Spieß.

„Ich halte es so, dass wir zuerst am 31. Mai die Wahl schlagen. Wenn die Stimmen ausgezählt sind, dann sind Möglichkeiten gegeben um Gespräche zu führen, dann werden wir weitersehen“, sagte Steindl.

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ORF-Reporterin Patricia Spieß im Gespräch mit Landeshauptmannstellvertreter Franz Steindl (ÖVP)

Will Wahl abwarten

Den Regierungspartner frontal angreifen will Steindl trotzdem nicht. Seine Partei habe das Land gemeinsam mit der SPÖ auf die Überholspur gebracht. Vorzeigbar sei der Ausbau der erneuerbaren Energie, und auch die Wirtschaftsdaten sprechen fürs Burgenland, sagt Steindl. „Nur befindet sich jetzt schon der Regierungspartner seit einigen Monaten im Wahlmodus, daher bleibt uns nichts anderes übrig, als jetzt den 31. Mai abzuwarten“, sagte Steindl.

Ganz glücklich in der rot-schwarzen Ehe ist Franz Steindl also nicht mehr. Nach der Wahl will er nach Abwechslung suchen. „Die Welt ist voller Farben. Die Welt ist bunt. Es gibt die Buntheit, so präsentieren sich auch die Parteien. Wir werden nach dem 31. Mai sehen, welche Möglichkeiten es gibt und welche Möglichkeit die Beste für das Burgenland ist“, so Steindl.

Steindl: „Umfragen sind wie Parfüm“

Steindl zog eine Grenze zur SPÖ, die Arbeitsplätze für Burgenländer propagiert. „Selbstverständlich bin ich dafür, dass wir jeder Burgenländerin und jedem Burgenländer dabei helfen einen Arbeitsplatz zu finden, aber wir leben in einem freien Europa ohne Grenzen und da gibt es dementsprechend gesetzliche Bestimmungen, die kann man für das Burgenland nicht ausschalten“, sagte Steindl.

Von den zuletzt nicht so rosigen Umfragewerten für die ÖVP lasse sich Steindl nicht entmutigen. „Umfragen sind wie Parfum, man darf nur reichen, aber nicht trinken“, so Steindl.