19. August 1989: Tag mit Geschichte
Geplant war damals ein ruhiges Picknick an der Grenze. Ein unscheinbares Holztor am ehemaligen Grenzübergang bei Sankt Margarethen (Bezirk Eisenstadt Umgebung) wurde für dieses „Paneuropäische Picknick“ aufgesperrt. Auf Initiative des Soproner Laszlo Nagy war ein friedliches unpolitisches Beisammensein mit Musik und Speckbraten geplant.
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DDR-Bürger nützten Chance
Mit Flugzetteln wurde für dieses Fest in Österreich und Ungarn geworben. Hunderte DDR-Bürger erfuhren von der Veranstaltung und mischten sich unters Volk. Als das Tor nach Österreich geöffnet wurde, nutzten viele die Chance - und rannten in Richtung Sankt Margarethen.
Immer mehr Menschen strömten damals durch das Gittertor. Der österreichische Zöllner Johann Göltl und der ungarische Grenzwacheoffizier Arpard Bella machten in dieser Situation das einzig Richtige: Sie wiesen die Beamten an, die Flüchtlinge ziehen zu lassen, um eine Massenpanik zu verhindern.
Videograf Studio Sopron GmbH
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Erinnerungen an 1989
Stefan Biricz war im Jahr 1989 Bezirksgendarmeriekommandant. Er erinnert sich auch nach 25 Jahren genau an diesen Tag. „Sie haben dann gejubelt. ‚Wir sind in Österreich, wir sind in Österreich.‘ Wir haben ihnen dann gesagt, dass es uns leid tut, dass sie vier Kilometer nach Sankt Margarethen gehen müssen, weil wir auf sie nicht vorbereitet waren. Wir haben nicht gewusst, dass sie kommen. Sie haben geschrieen ‚Was sind vier Kilometer nach den Strapazen, die wir hinter uns haben‘“, so der ehemalige Bezirksgendarmeriekommandant.
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Flucht ins Burgenland
Etwa 640 Menschen, unter ihnen viele Familien mit Kleinkindern, gelang am 19. August 1989 die Flucht. Die Bilder gingen damals um die Welt und animierten in Folge tausende DDR-Bürger, den bereits löchrig gewordenen Eisernen Vorhang zwischen Ungarn und Österreich zu überwinden.
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Versorgung im Burgenland
Die Zahl der Flüchtlinge stieg täglich. In Mörbisch, Klingenbach, Deutschkreutz und anderen Grenzgemeinden wurden Versorgungsstellen eingerichtet. Die burgenländische Bevölkerung, die Behörden und die Rettungsorganisationen zeigten sich in diesen Wochen äußerst hilfsbereit.
„Man hat wirklich den Leuten helfen können. Und ich bin stolz und dankbar, dass ich damals mitwirken durfte“, sagt der ehemalige Bezirksgendarmeriekommandant Stefan Biricz 25 Jahre danach.
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Offizielle Ausreise ab September 1989
Am 11. September 1989 erlaubte Ungarn den DDR-Bürgern die offizielle Ausreise. Bis zu diesem Zeitpunkt waren allerdings bereits zehntausende Menschen über das Burgenland in die Freiheit geflüchtet.