Sommer 1989: Erinnerungen in Eisenstadt

Der Sommer 1989 ist vielen Menschen im Burgenland noch gut in Erinnerung. Der Fall des Eisernen Vorhanges hatte an der Grenze begonnen. Am Mittwoch fand im Kulturzentrum Eisenstadt daher ein großer Festakt mit zahlreichen Ehrengästen statt.

Im August 1989, also vor 25 Jahren flüchteten hunderte DDR-Bürgern über Ungarn in den Westen. Der Eiserene Vorhang war löchrig geworden. Die kommunistischen Regimes in Osteuropa standen vor dem Zusammenbruch. Im Burgenland, wo die Flüchtinge aufgenommen und erstversorgt worden waren, gedachte man daher bei dem Festakt des Landes in Eisenstadt dieser Ereignisse.

Vranitzky: „Unklare Situation an der Grenze“

Im August 1989 war Franz Vranitzky Bundeskanzler von Österreich. Für die Bundesregierung sei die Lage an der burgenländisch-ungarischen Grenze höchst unklar gewesen, so Vranitzky.

„Wir haben 24 Stunden am Tag gefürchtet, weil wir nicht wussten, wie es mit dem Schießbefehl an den Grenzen aussieht. Es gibt Hinweise und dürftige Informationen, dass die umittelbaren, lokalen Kommandanten der ungarischen Grenzpolizei zum Ausdruck brachten: ‚Schießt nicht.‘ Aber es heißt auch, sie haben das auf eigene Faust gemacht“, so der Altkanzler.

Pröhle: „Blödsinn kann nicht ewig regieren“

In Ungarn verabschiedete sich damals der heutige Staatssekretär Gergely Pröhle von seinen fluchtbereiten Freunden aus der DDR. Niemand habe gewusst, ob es ein Wiedersehen geben würde.

„Focus Europa“ im ORF

Eine Zusammenfassung der Diskussion bringt ORF 2 am kommenden Sonntag um 10.05 Uhr in der Sendung „Focus Europa“.

„Dass dann ein paar Wochen später das so gut ausgegangen ist, da hatte ich eine gewisse persönliche Genugtuung gefühlt, weil ich denen gegenüber in der DDR immer gesagt habe: ‚Blödsinn kann nicht ewig regieren.‘ Und ich habe recht gehabt“, so Pröhle.

Vorteile fürs Burgenland

Landeshauptmann Hans Niessl sagte bei Festakt, das Burgenland habe von der Ostöffnung massiv profitiert. Es sei aus dem Schatten des Eisernen Vorhangs in die Mitte Europas gerückt. „Und deswegen auch eine Art Befreiung für das Burgenland. Wir haben endlich die gleichen Chancen wie die anderen österreichischen Bundesländer“, so Niessl.

Fischer: 1989 als „Wunderjahr“

Und Bundespräsident Heinz Fischer spielte in seiner Rede auf heutige Probleme an. „Eine Diktatur, die am Ende ihres Lateins angelangt ist, zu stürzen, ist wahrscheinlich leichter als auf den Trümmern von Diktaturen eine stabile, neue, nachhaltige Ordnung im Konsens aufzubauen.“ 1989 sei politisch gesehen jedenfalls ein Wunderjahr gewsen, so Fischer.