Für jeden Garten ist ein Kraut gewachsen

Frisch verwendet sind Gewürzkräuter am besten, es ist daher ein verständlicher Wunsch vieler Gartenbesitzer, Kräuter im eigenen Garten zu kultivieren. Dabei stellt sich, die Frage: Ist es notwendig, einen eigenen Kräutergarten anzulegen oder kann nicht der ganze Garten zu einem Kräutergarten werden?

Landläufig versteht man unter Kräutern ganz allgemein Pflanzen, die in einer bestimmten Weise Nutzen für die Gesundheit des Menschen bringen können:

  • Gewürzkräuter - helfen auf Grund ihrer aromatischen Inhaltsstoffe, Speisen einen charakteristischen Geschmack zu verleihen.
  • Heilkräuter - das sind Pflanzen mit unterschiedlichen Inhaltsstoffen, die eine therapeutische Wirkung auf den Menschen haben können.
  • Wildkräuter - so nennt man Pflanzen, die wie ihr Name verrät, in der freien Natur wild wachsen und die ebenfalls vielfältig genützt werden können - als Gemüse oder Würze.

An diese Einteilung hält sich Mutter Natur freilich wenig: So schenkt sie uns Pflanzen wie die Gundelrebe, die, wenn man sie lässt, in allen Gärten als wildwachsende Pflanze zu finden ist. Man könnte ihr aber auch einen Platz im Kräutergarten zukommen lassen, da sie ein hervorragendes Würzkraut für Suppen und Gemüsegerichte ist. Gleichzeitig hat sie aber auch auf Grund ihrer ätherischen Öle heilende Wirkungen, vor allem bei Erkrankungen der Atemwege. Auch ökologisch ist sie wertvoll: Als Lippenblütler liefert sie Nahrung für Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten vor allem in schattigen Wiesenbereichen, wo sich andere Pflanzen schon rar machen.

Gestaltungsarten

Man muss nicht gleich einen eigenen Kräutergarten anlegen. Viele Kräuter sind so dekorativ, vor allem, wenn sie blühen, dass man sie in Blumenrabatten setzen könnte. Die Goldmelisse (Monarda didyma) mit leuchtend roten Blüten zählt dazu. Ihre Blätter liefern aromatischen Frühstückstee und aus ihren Blüten kann man Sirup machen. Anisysop (Agastache anethiodora) nennt man eine blau blühende Pflanze, die ebenso wie die Goldmelisse aus Amerika stammt und deren Blätter wunderbar nach einer Mischung von Anis und Minze duften. Sie liefern ebenfalls aromatischen Tee, vor allem könnte man gesunden „Eistee“ daraus machen, wenn man den Tee auskühlen lässt und einige Eiswürfel rein gibt. Dekorativ blühend sind auch der Ysop (Hyssopus officinalis), die heimischen Bergminzen (Calamintha sylvatica) oder die weißblühende Virginische Bergminze (Pycnanthemum virginica). Auch die Heilpflanze Sonnenhut (Echinacea purpurea) hat wunderschöne rote Blüten.

Schattenbeete: Viele Kräuter brauchen Schatten und könnten daher in Beete gepflanzt werden, die im Schatten liegen. Die Süßdolde (Myrrhis odorata) hat farnähnliche Blätter und anisähnlich duftend, einen süßlichen Geschmack, weshalb sie sich ebenfalls für aromatische Tees eignet. Über Waldmeister (Galium odoratum) braucht wohl nicht erzählt werden, dass er unentbehrlich für Maibowlen ist. Übrigens könnte man in Schattenbeeten auch den Bärlauch (Allium ursinum) ansiedeln, um ihn nahe bei der Hand zu haben.

Naturgarten:

Der Bärlauch ist die Überleitung zur Anregung, den gesamten Garten im Sinne der Naturgartenidee in Biotope zu gliedern, in denen man Heilpflanzen und wildwachsende Gewürzkräuter ansiedeln kann. Sozusagen, Kräutergenuss ohne Arbeitsaufwand. Eine Hecke aus heimischen Wildsträuchern liefert heilende Tees, wenn dort Weißdorn, Hundsrose, Kreuzdorn, Schlehdorn und vielleicht eine Birke wächst. Zwischen den Sträuchern darf der Hopfen emporklettern und am Boden der Hecke wachsen schattenangepasste Kräuter wie Bärlauch, wohlriechendes Veilchen, Lungenkraut, Ehrenpreis, Sanikel oder Scharbockskraut.

Der Heckensaum, der Übergang von der Hecke zur Wiese, ist der beste Platz für ausdauernde Kräuter wie Beifuss, Goldrute, Klette, Dost, Schafgarbe oder Johanniskraut. In der Wiese finden sich Schlüsselblumen, Labkraut, Augentrost, Gänsefingerkraut, Spitzwegerich, Löwenzahn und Sauerampfer. Ein Teich bereichert die Vielfalt im Naturgarten, in seinem Uferbereich stehen Kalmus und Fieberklee im Wasser, in der feuchten Wiese rund um den Teich kann das Mädesüß genauso wie Baldrian oder Beinwell wachsen.

Die Renaissance des Bauerngartens

Mit dem Begriff Bauerngarten, der wieder in Mode kommt, bezeichnet man jenen von einem Zaun begrenzten Teil im Garten, der zur Kultivierung von Gemüse genutzt wird, das nicht genug robust genug ist, um draußen am Feld zu gedeihen. Dazu gehören neben Salat, Gurken und anderen Gemüsearten auch die Würzkräuter, die ja aus dem Süden stammen und besondere Aufmerksamkeit verlangen.

Der Bauerngarten ist ein positives Beispiel, für die Kultivierung in unserem Garten: Die einjährigen Kräuter lässt man in direkter Nachbarschaft mit dem Gemüse wachsen. Das kommt den Ansprüchen des Gemüses, den Standort von Jahr zu Jahr zu wechseln entgegen und wirkt sich schützend gegen Schadinsekten sowie wachstumsfördernd auf das Gemüse aus.

  • Petersilie zu Tomaten
  • Schnittsellerie zu Kohlgewächsen
  • Kerbel zu grünem Salat
  • Knoblauch zu Gurken, Erdbeeren
  • Dill zu Gurken, Salat, Karotten
  • einjähriges Bohnenkraut zu Zwiebeln, Fisolen
  • Basilikum zu Tomaten, Gurken

Die ausdauernden Kräuter, die mehrere Jahre an ihrem Standort wachsen, finden hingegen ihren Platz in den Beeten am Rand des Gemüsegartens. Dort wachsen im traditionellen Bauerngarten Blütenstauden in friedlicher Eintracht mit langlebigen Gewürzkräutern wie Liebstöckel, Fenchel, Estragon oder Winterheckenzwiebel und Heilpflanzen wie Alant und Eibisch. Charakteristisch für den Bauerngarten sind auch Elemente wie eine Rosenlaube, möglichst mit einer Bank mittendrin, schließlich will man ja nach der Arbeit wie jäten oder gießen den Garten auch genießen.

Die Minze - viel besser als ihr Ruf

Minzen wuchern und sollten daher besser nicht in einen Kräutergarten gesetzt werden. Sie könnten aber dennoch einen sinnvollen Platz im Garten finden.

Minzenpfad: Die Minzen werden von vielen Gärtnern abgelehnt, weil sie einen schier unüberwindlichen Hang zum Wuchern haben. Wenn man sie aber am Rand von Wegen pflanzt und in die Wiese hineinwachsen lässt, kann man ihr Ausufern durch Mähen eindämmen und beim Vorbeigehen am Minzenpfad immer auch ein Blatt abreißen und daran schnuppern.

Minzenbaumscheiben: Eine andere Möglichkeit, Minzen sinnvoll zu kultivieren ist, sie einfach auf Baumscheiben wachsen zu lassen. Minzen lieben lichten Schatten, ihre Wirkstoffe helfen auch, Pilzerkrankungen der in ihrer Mitte stehenden Bäume zu vermeiden.

Kräutergärtchen

Einen eigenen Gartenteil als Kräutergarten anzulegen muss nicht aufwendig sein: Ein quadratischer Grundriss mit einem Wegkreuz zwischen vier gleich großen Beeten, eingefasst von duftenden Sträuchern und an einem Wegende eine Rosenlaube - fertig ist der Hortulus sanitatis, ein duftender Platz zum Seelebaumeln, Entspannen und Krafttanken. Platz finden in diesem Gärtchen alle unsere Lieblingskräuter fürs leibliche Wohl und alle Sinne.

Tipp: Informieren Sie sich über die Standort- und Pflegebedingungen beim Kauf von Kräutern. Manche Kräuter brauchen sehr trockenen, durchlässigen Boden, andere wieder humosen, nährstoffreichen Boden. In einem Kräutergarten kann man die Beete den Bedingungen der Kräuter entsprechend gestalten und dann die diesen Standortbedingungen entsprechenden Kräuter in diesen Beeten zusammen pflanzen.

Kräuterspirale

Man könnte die Kräuterspirale als eine ökologische Modeerscheinung bezeichnen. Die Idee zu diesem „wie ein Schneckenhaus nach oben gewundenen Kräuterbeet“ stammt von dem Australier Bill Mollison, dem Begründer der Permakultur-Bewegung. Der Begriff Permakultur kommt von permanent agriculture., darunter versteht man landwirtschaftliche Systeme aus mehrjährigen oder sich selbst vermehrenden Pflanzen, die sich ohne allzu intensiven Kultur- und Energieaufwand durch den Menschen ständig selbst erneuern.

Die Idee zur Kräuterspirale entstand durch die Überlegung, auf kleinstem Raum die den Kräutern entsprechenden unterschiedlichen Standortbedingungen wie sonnig oder schattig, trocken oder feucht, karger Boden oder nährstoffreich zu schaffen. Dies erreicht man, wenn man ein Beet anlegt, das von Steinen eingefasst wird und sich wie eine Spirale in die Höhe zieht. Am Fuß der Spirale wird ein kleiner Tümpel angelegt, um auch feuchtigkeitsliebende Kräuter ansiedeln zu können. An sich ist die Idee faszinierend und recht einleuchtend, so dass es nicht verwunderlich ist, dass immer mehr Menschen Kräuterspiralen in ihren eigenen Gärten anlegen wollen. Doch gibt es auch genügend Gegenargumente gegen den doch sehr aufwendigen Bau einer Kräuterspirale.

Bauanleitung für eine Kräuterspirale

Bei der Auswahl des Ortes im Garten sollte ein möglichst ganztägig von der Sonne bestrahlter Platz ausgesucht werden. Dann steckt man einen Kreis ab, der so groß ist, wie der Durchmesser der geplanten Spirale. Empfohlen wird ein Durchmesser von 3 m.Der Mutterboden wird abgehoben und zunächst auf der Seite gelagert. Die Spiralform wird nun mit Natursteinen ausgelegt und diese werden dann –ohne Mörtel, nur mit Erde zwischen den Fugen- übereinander geschichtet, so dass in der Mitte als höchste Erhebung ein kleines Türmchen entsteht.

Sendungshinweis

„Radio Burgenland Vormittag“, 21.4.2015

Die Zwischenräume zwischen den Steinreihen sollten ca. 60cm breit sein. Gefüllt wird dieses Steingerüst mit unterschiedlichen Substraten, oben für die trockenheitsliebenden Pflanzen mit sandiger Erde, nach unten zu mit eher nährstoffreicher Erde. Bepflanzt wird die obere Etage mit Kräutern wie Lavendel, Salbei, Bergbohnenkraut und Thymian, dann folgen Kräuter, die nicht zu trocken stehen sollten wie Ysop, Schnittlauch, Estragon, Kerbel und unten im feuchten Bereich des Tümpels könnten Brunnenkresse und Wasserminze wachsen.

Argumente gegen den Bau einer Kräuterspirale

Wie schon gesagt, die Idee ist einleuchtend, doch die Praxis sieht leider meist anders aus.

  • Die Kräuterspirale entspricht den Ansprüchen der unterschiedlichen Standorte höchstens dann, wenn sie sehr groß angelegt wird. Dann aber erweist sie sich oft als ein befremdlich anmutender Steinhaufen im Garten.
  • Der Arbeitsaufwand und die Kosten, vor allem für die Natursteine sind recht hoch.
  • Der Wunsch nach den unterschiedlichen Standortbedingungen funktioniert in den seltensten Fällen. Meist wird der gesamte Bereich der Spirale sehr trocken, so dass nur die entsprechenden Kräuter überleben können und auch der Tümpel am Fuß kann nur dann vor dem Austrocknen und Zuwachsen bewahrt werden, wenn man ihn entsprechend groß und tief anlegt. Da ist es aber sinnvoller, gleich einen Tümpel in einem anderen Gartenbereich anzulegen.
  • Ein Reihe von Kräutern sollte nicht in eine Kräuterspirale gesetzt werden: alle wuchernden Pflanzen wie Minzen, Melisse oder Dost. Hoch wachsende Kräuter wie Liebstöckel oder Fenchel sprengen die Dimensionen einer Kräuterspirale und sollten auf keinen Fall dort Platz finden, auch wenn man sie in Pflanzanleitungen für Spiralen immer wieder angegeben findet. Wenn man also aus realistischer Kräuteranbauerfahrung Pflanzlisten zusammenstellt, zeigt sich, dass die Liste sehr reduziert werden muss. So wachsen einjährige Gewürzkräuter wie Petersil oder Dill im Gemüsebereich viel besser und überhaupt, kommt man den Wünschen der Kräuter viel mehr entgegen, wenn man sie entsprechend über den Garten verteilt.
  • Insgesamt bleibt eigentlich wenig Platz für Kräuter, wenn man also mehr Kräuter kultivieren will, um sie für Vorrat im Winter selber trocknen zu können, sind dafür zu wenig Kräuter vorhanden.
  • Bleibt als Schlussüberlegung: Die Kräuterspirale eignet sich vermutlich optimal nur für trockenheitsliebende Kräuter wie Salbei und Thymian. Doch stellt sich die Frage, ob sich dafür der große Arbeitsaufwand lohnt und ob es nicht sinnvoller wäre, statt einem „Kräuterberg“ im Garten Niveauunterschiede mit Trockenmauern auszugleichen und in diese die oben genannten Kräuter anzusiedeln.