Was tun gegen Insektenstiche?

Mit dem Sommer kommen sie wieder, die blutsaugenden Insekten, die Stechmücken oder Gelsen, wie man bei uns sagt. Aber auch die Bremsen dürsten nach Blut. Was man dagegen tun kann, weiß Miriam Wiegele.

Nicht nur, dass ihre Bisse schmerzhaft sind, auch Krankheiten können damit übertragen werden. Die Bienen, Wespen und Hornissen saugen zwar kein Blut, aber auch ihre Stiche sind schmerzhaft und sogar manchmal gefährlich. Es ist daher nicht verwunderlich, dass vor allem Mittel, die diese Insekten vom Stich abhalten können, gefragt sind. Auf jeden Fall sollte man aber auch Bescheid wissen, was man tut, wenn man doch gebissen wird.

Warum stechen Stechmücken?

Zu den Stechmücken zählen viele tropische Arten, bei uns ist die Gemeine Stechmücke heimisch - auch Gelse genannt. Nur das Weibchen braucht Blut als Eiweißspende für die Entwicklung der Eier. Die Wissenschaft hat den chemischen Pfad, der die Gelsen zu ihrem Blutopfer finden lässt, identifiziert.

Die im Volksmund so gerne behauptete Bemerkung, dass Menschen mit „süßem Blut“, also erhöhtem Blutzuckerspiegel, häufiger gestochen werden, stimmt nicht. Es sind vor allem Fettsäuren im Schweiß und ein Stoff namens 4-Methylphenol, der die Weibchen zu ihrem Opfer führt. Angeblich sind Frauen zwischen dem 13. und 18. Zyklustag bevorzugte Opfer, auch wenn Männerhaut die Blutsauger besonders anzieht.

Allerdings dürfte sie dann doch zu dick und haarig sein. Die „Dippel“, die Quaddeln an der Einstichstelle entstehen durch Proteine, die in die Stichstelle hinein gespritzt werden, um das Blut vor dem Gerinnen zu bewahren und so leichter saugen zu können. Durch die Ausschüttung von körpereigenen Histaminen kommt es dann an der Stichstelle zu Juckreiz und Schwellungen.

Gefährliche Zecken

Sowohl die männlichen als auch die weiblichen Zecken sind Blutsauger, wobei die Weibchen zur Eibildung mehr Blut brauchen. Beim Zeckenstich (umgangssprachlich Zeckenbiss genannt) geben die Zecken so wie die Gelsen ein blutgerinnungshemmendes Sekret ab, aber auch gleichzeitig ein lokal betäubendes Mittel, das die Einstichstelle unempfindlich macht. Das führt dazu, dass man oft erst spät merkt, dass sich Zecken festgesaugt haben.

Zecke

DPA/Patrick Pleul

Zecke

Zecken lassen sich nie von Bäumen auf ihre Opfer herab fallen. Sie halten sich meist in Gestrüpp oder hohen Gräsern auf, wo sie beim Vorbeigehen abgestreift werden. Auch Zecken orientieren sich an Duftspuren wie Milchsäure und Buttersäure im Schweiß der potentiellen Wirte. Sie krabbeln dann so lange an diesem herum, bis sie eine passende Einstichstelle, bevorzugt gut durchblutete Stellen mit dünner Haut wie im Nacken oder den Kniekehlen, gefunden haben. Zecken sind so gefährlich, weil sie häufig die Überträger der Frühsommer- Meningoenzephalitis (FSME) oder der Borreliose übertragen.

Zecken so schnell wie möglich entfernen

Sobald man saugende Zecken am Körper feststellt, sollte man sie so schnell wie möglich entfernen. Dazu benutzt man am besten spezielle Werkzeuge, die man in der Apotheke samt Anleitung zur richtigen Handhabung kaufen kann. Die Borrelien sitzen nämlich im Unterschied zu den FSME- Viren, die mit dem Stechakt übertragen werden, zunächst im Mitteldarm der Zecken und je länger diese saugen, desto größer ist die Gefahr der Übertragung.

Vorsicht bei Bienen- und Wespenstichen

Die Honigbiene ist eine „Vegetarierin“, ihr Stechapparat dient nur zur Notwehr. Wespen gehen dagegen mit ihrem Stachel auf Insektenjagd und können daher öfter stechen. Beide stechen Menschen nur, wenn sie sich gestört oder angegriffen fühlen.

Die Biene bezahlt den Stich mit ihrem Leben, da der Stachel samt der Giftblase aus dem Hinterteil der Biene raus gerissen wird. Der Stachel hat Widerhaken, mit denen er in der Haut stecken bleibt, wobei die Giftblase weiter Gift in die Stichstelle pumpt. Der Bienenstachel sollte daher so schnell wie möglich entfernt werden, am besten mit einer Pinzette. An sich ist das Bienengift und damit der Stich für den Menschen ungefährlich, wenn auch mit Scherzen und Schwellungen verbunden. Zunehmend sind aber Menschen auf Bienengift allergisch und das könnte tödlich enden. Sobald eine solche Allergie bekannt ist, sollte man nur mit speziellen Schockbekämpfungsmitteln in die Natur gehen.

Stechmücken in der Abenddämmerung

APA

Stechmücken in der Abenddämmerung

Wie kann man Insektenstichen vorbeugen?

Übliche Tipps sind, im Freien nichts Süßes essen oder trinken, beim Beseitigen von Fallobst vorsichtig sein und die Autofenster geschlossen halten, damit sich keine Bienen oder Wespen hinein verirren können. Im Haus und da vor allem im Schlafzimmer sind Fliegengitter oder -netze am Fenster noch immer die beste Maßnahme, um schlaflose Nächte zu vermeiden.

Insektenschutzmittel im Vergleich

Verschiedene Studien von Verbraucherschutzverbänden zeigten, dass die meisten angebotenen Mittel als „mangelhaft“ eingestuft wurden. Als die Brauchbarsten, was die Schutzwirkung betrifft, wurden einige Mittel auf der Basis von DEET (Diethyltoluamid) aufgelistet. Allerdings gibt es viele Ärzte, die vor der Anwendung solcher Mittel zumindest bei Schwangeren, Säuglingen und Kindern bis zwei Jahren abraten. Mittlerweile gibt es Mittel mit einem Wirkstoff namens Icaridin, der besser verträglich sein soll. Man sollte beim Kauf solcher Mittel also genau nachlesen, was und in welcher Dosis drin ist und überhaupt in der Apotheke beraten lassen.

Abwehrende Duftstoffe

Als nicht sehr wirkungsvoll haben sich Ratschläge erwiesen, ätherische Öle als Repellents, sprich abwehrende Duftstoffe entweder direkt oder in Form von Lotions oder Cremes zu verwenden. Eukalyptus- und Gewürznelkenduft soll auf Gelsen so abstoßend wirken, dass sie die Lust zum Beißen verlieren.

Doch Hilfe ist wenig zu erwarten, auch wenn man nach so einer Anwendung wie ein Hustenzuckerl riecht. Vor allem muss man mit einer großflächigen Anwendung von ätherischen Ölen sehr vorsichtig sein. Sie dürfen nur verdünnt angewendet werden, also mit fetten Ölen vermischt. Trotzdem sind viele extrem hautreizend, wie zum Beispiel das Gewürznelkenöl. Andere wieder, vor allem nach Zitronen duftende Öle, machen extrem lichtempfindlich und könnten, vor einem Aufenthalt in der Sonne aufgetragen, zu schweren Sonnenbränden führen.

Die abwehrende Wirkung hält zudem nicht sehr lange an, was übrigens auch für die Anwendung der ätherischen Öle in einer Duftlampe oder –kerze gilt. Neuere chinesische Studien haben gezeigt, dass Zimtöl Insektenlarven töten kann. Man arbeitet derzeit an Anwendungsformen, um verseuchte Gebiete damit zu behandeln. Auf der Haut wirkt Zimtöl ebenfalls sehr reizend, also besser nicht auftragen.

Was tun, wenn die Gelsen gebissen haben?

Sollten die Gelsen trotz Abwehrmaßnahmen ihre Opfer finden, könnte ein Mittel helfen, das sich in jedem Haushalt finden sollte - die Zwiebel. Es ist ganz einfach - man schneidet eine Scheibe von der Zwiebel runter, legt sie auf die Bissstelle und fixiert sie mit einem Tuch. Der Saft der Zwiebel enthält reizmildernde Schleimstoffe, was sofort gegen den Juckreiz hilft und wirkt außerdem entgiftend und hilft so zu verhindern, dass es zu bösen Nachwirkungen der Gelsenstiche kommt.

Sendungshinweis

„Radio Burgenland Vormittag“, 17.6.2014

Erste Hilfe in Wald und Wiese

Wenn die Blutsauger bei einem netten Picknick im Grünen ihre Opfer finden, sollte eigentlich fast überall eine Pflanze zu finden sein, die Abhilfe schafft: der Spitzwegerich. Man nimmt ein Blatt in den Mund, zerkaut es gut und legt es dann auf die Einstichstelle. Dabei hilft nicht nur der abschwellende und entgiftende Saft des Spitzwegerichs, sondern auch der juckreizstillende und antibakterielle Speichel. Beim üblicherweise empfohlenen Zerrreiben eines Blattes kommt zu wenig wirkungsvoller Saft raus.

Zu Hause kann man den Spitzwegerich etwas waschen und dann mit einer Flasche so lange zerdrücken, bis genug Saft rauskommt. Die zerdrückten Blätter auf die Stichstellen auflegen und mit einem Tuch fixieren.

Ätherische Öle gegen Gelsenbisse

Vorbeugend sind die Düfte nicht wirklich, aber nach vollendeter Tat der Blutsauger können sie sehr wirkungsvoll helfen. An erster Stelle steht da das Lavendelöl, man sollte daher eigentlich immer ein Fläschchen griffbereit haben. Lavendelöl wirkt juckreizstillend, abschwellend und entgiftend. Die Wirkung setzt sofort nach dem Auftragen des Öles ein und ist einfach anzuwenden- einen Tropfen des ätherischen Öles direkt auf die Stichstelle auftragen und ein wenig verreiben. Lavendelöl ist sehr hautverträglich und kann daher auch bei Säuglingen nach Gelsenbissen aufgetragen werden.

Ähnlich wirkungsvoll ist das Teebaumöl oder noch besser Niaouli, deren Anwendung vor allem nach Zeckenbissen anzuraten ist. Beide haben eine starke antibakterielle Wirkung und können daher vielleicht einer Infektion der durch die Zecken übertragenen Borrelien vorbeugen helfen.

Homöopathie gegen Insektenstiche

Die homöopathische Erstversorgung bei Insektenstichen ist nicht abhängig von den Verursachern, sondern orientiert sich nach den auftretenden Symptomen und Beschwerden. Die folgenden Mittel eignen sich gut zur Selbstanwendung und sollten daher in einer Hausapotheke vorhanden sein.

  • Ledum C30: Der Sumpfporst ist das Mittel gegen alle Stichverletzungen, aber auch gegen Insektenstiche. Ledum hilft vor allem dort, wo es zu rötlichen oder bläulichen Verfärbungen rund um die Einstichstelle kommt, diese mit stechenden oder brennenden Schmerzen einhergehen und die auf kalte Umschläge gut reagieren. In so einem Fall nimmt man sofort 5 Kügelchen (unter der Zunge zergehen lassen) und wiederholt diese Gabe, wenn nötig nach 1 Stunde.
  • Apis C30: Die homöopathisch aufbereitete Biene setzt man dann ein, wenn Insektenstichen zu hitzigen Schwellungen der Haut führen, die auch gut auf kühlende Umschläge reagieren. Apis ist daher ein wirkungsvolles Mittel gegen Bienen- oder Wespenstiche. Es hilft aber auch bei Gelsenbissen, die stark anschwellen. Auch wieder sofort 5 Kügelchen unter der Zunge zergehen lassen und wenn notwendig, nach einer Stunde wiederholen.