PMS - die „Tage vor den Tagen“

Lust auf Süßes, Schlafstörungen, schmerzempfindliche Brüste, Blähbauch, Gewichtszunahme - bei vielen Frauen bringen die „Tagen vor den Tagen“ Probleme mit sich. Heilpflanzen und Ernährung können helfen, weiß Miriam Wiegele.

Lange wurden Frauen mit solchen Symptomen als besonders wehleidig abgetan. Heute wird das PMS, das Prämenstruelle Syndrom, als definiertes Krankheitsbild anerkannt und medikamentös behandelt. Doch auch die Naturheilkunde bietet eine Reihe von Heilpflanzen und Ernährungsratschläge, die helfen können, die Symptome des PMS zu verbessern.

Viele Frauen betroffen

Nach Schätzungen leiden bis zu 50 Prozent der Frauen zwischen 35 und 55 Jahren an verschiedenen Formen des PMS. Der Schweregrad variiert sehr. Zirka drei bis acht Prozent der betroffenen Frauen leiden unter einer besonders starken Form des PMS, das dann als PMDS (prämenstruelle dysphorische Störung - Dysphorie bedeutet eine starke Störung des emotionalen Erlebens) bezeichnet wird. Im Normalfall lassen die Beschwerden mit Blutungseintritt nach und verschwinden nach der Menopause.

Vielfältige Beschwerden

Bei einem Teil der Frauen stehen körperliche Beschwerden im Vordergrund, während andere Frauen vor allem durch psychische Symptome betroffen sind.

Körperliche Symptome

Rund 70 Prozent der betroffenen Frauen leiden unter schmerzhaften Brustschwellungen mit Spannungsgefühlen und einer extremen Empfindlichkeit gegenüber Berührung der Brüste. Rund die Hälfte der Betroffenen leiden unter Bauchbeschwerden wie Blähungen, Meteorismus (Gasbauch) bis hin zu Verstopfung, die durch venöse Stauungen im kleinen Becken entstehen.

Bei 40 Prozent kommt es zu Gewichtszunahme durch Wasseransammlung im Gewebe. Hauptsächlich betroffen sind das Gesicht, die Hände und Füße. Die Ödeme können eine Gewichtszunahme bis zu vier Kilogramm verursachen, was einen erhöhten Appetit bis hin zu Heißhungerattacken anregt.

30 Prozent der Frauen mit PMS leiden unter Kopfschmerzen, auch in Form von Migräne. Weitere Beschwerden können Schmerzen im Kreuz, Schwindelgefühle, Übelkeit, Hautveränderungen und sogar Herzrhythmusstörungen sein.

Psychische Symptome

Am häufigsten leiden die Frauen an Müdigkeit bis hin zu Erschöpfung, doch auch das Gegenteil kann auftreten in Form von Hyperaktivität, die sich bei manchen Frauen in Form von Putz- und Arbeitswut ausdrücken kann.

Stimmungsschwankungen von depressiven Zuständen bis hin zu extremer Gereiztheit verbunden mit Aggressivität und Streitsucht können ebenso Symptome des PMS sein wie intensive Träume oder Schlaflosigkeit. Solche psychischen Beschwerden belasten nicht nur die betroffenen Frauen selbst, sondern auch ihr familiäres und soziales Umfeld.

Fenster putzen

APA/Wolfgang Kumm

Manche Frauen neigen zu Putzwut

PMS aus indianischer Sicht

Ein indianischer Schamane der Lakota erklärt das PMS in folgender Weise: Der Körper der Frau baut im Laufe des Zyklus Energie auf, die, falls das Ei befruchtet wird, notwendig ist, um die Kraft zur Verfügung zu stellen, dass es sich einnisten und zu einem neuen Menschen heranwachsen kann. Wird dieses Ei nicht befruchtet, wird diese vorrätige Energie plötzlich vor oder auch während der Menstruation frei. Es ist besser, diese Energie für sich zu nützen und nicht als Krankheitssymptom zu verstehen.

Bei den Indianern und vielen anderen Naturvölkern ziehen sich Frauen in dieser Zeit in eigene Räumlichkeiten zurück, um nicht mit alltäglichen Pflichten konfrontiert zu sein. Damit haben sie damit genug Zeit zur Verfügung, diese ausbrechende Energie für sich persönlich zu nutzen, indem sie tanzen oder meditieren.

In unserer westlichen Welt wird kaum jemand verstehen, wenn man sagt: „Tut mir leid, ich ziehe mich zurück, um mich mit meiner Überschuss-Energie zu beschäftigen“, aber Tanzen gehen oder sich in irgendeiner Form mit Bewegung und seien es nur Spaziergänge, zu beschäftigen, können sehr empfohlen werden.

Ursachen des PMS aus medizinischer Sicht

Schon Hippokrates erklärte vor 2.500 Jahren die Stimmungsschwankungen von Frauen als „verhinderten Abfluss des Monatsflusses“. Im 19. Jahrhundert gingen Psychiater davon aus, dass bei Frauen praktisch alle Krankheiten mit ihrer Monatsblutung in Verbindung stehen. Erst im 20. Jahrhundert erkannte man den Zusammenhang zwischen bestimmten Symptomen mit den hormonellen Veränderungen im Monatszyklus.

Dieser erfolgt in zwei Phasen, von denen jede annähernd zwei Wochen dauert. Die erste Phase, die mit der menstrualen Blutung beginnt und mit dem Heranreifen der Eizelle (Ovulation) endet, wird vom Hormon Östrogen beherrscht. In der zweiten Zyklushälfte wird das Gelbkörperhormon Progesteron produziert, während gleichzeitig die Östrogenausschüttung abfällt. Kurz vor Beginn der Menstruation ist der Östrogenspiegel üblicherweise sehr niedrig, wodurch es auch im Normalfall zu vermehrter Flüssigkeitseinlagerung im Gewebe kommen kann.

Ursachen für PMS

Warum sich diese Zyklusphase bei vielen Frauen sehr unangenehm auswirken kann, ist wissenschaftlich noch nicht ganz geklärt. Diskutiert werden vererbte Veranlagungen, Stress, Störungen der Schilddrüsenproduktion. Auch ein Zusammenhang mit der Serotoninbildung ist möglich.

Außerdem könnte das PMS mit dem Prolaktinspiegel zusammenhängen. Prolaktin ist ein Hormon, das grundsätzlich für das Wachstum der Brustdrüse in der Schwangerschaft und für die Milchproduktion in der Stillzeit verantwortlich ist. Sinken die Prolaktinmengen im Blut, regt dies die Bildung von Progesteron an. Ein hoher Prolaktinspiegel dagegen könnte ebenfalls zu PMS führen.

Heilpflanzen gegen PMS

Keuschlamm (Vitex agnus-castus): Der Mönchspfeffer, auch Keuschlamm genannt, ist eine der wichtigsten Heilpflanzen in der Behandlung des PMS. Der Name kommt übrigens daher, dass die Pflanze eine anaphrodisierende Wirkung vor allem auf Männer hat, weshalb zu früheren Zeiten Mönche die scharfen Samen als Gewürz verwenden mussten. Daher kultivierte man die Pflanze, die im Mittelmeerraum wächst, in den Klostergärten zur „Abkehr von der weltlichen Liebe“.

Vitex Agnus Castus

ORF

Keuschlamm ist auch unter dem Namen „Mönchspfeffer“ bekannt

Worauf die hormonelle Wirkung des Mönchspfeffer zurückzuführen ist, ist wissenschaftlich nicht ganz geklärt. Er enthält ätherisches Öl (die Blätter haben einen eigenartigen Duft), Iridoidglykoside, Flavonoide und Polyphenole. Vermutlich ist es, wie bei den meisten Heilpflanzen, das Zusammenspiel aller Wirkstoffe.

Tatsache ist, dass Mönchspfeffer, wie viele Untersuchungen zeigen, imstande ist, das durcheinander geratene Hormonsystem zu beeinflussen. Mönchspfeffer reguliert das Gleichgewicht zwischen Östrogenen und Gestagenen zugunsten des Progesterons und hemmt die Prolaktinsekretion.

Großes Wirkungsspektrum

Das Wirkungsspektrum von Mönchspfeffer ist dank der hormonell regulierenden Wirkung recht groß. Er hilft bei unerfülltem Kinderwunsch, bei Zyklusunregelmäßigkeiten und auch bei Wechselbeschwerden. Vor allem beim PMS hat sich der Einsatz von Mönchspfeffer bewährt, auch wenn er nicht bei allen Frauen wirkt. Der Einsatz hilft bei prämenstruellen Beschwerden wie Brustspannen, Ödemen, Nervosität, Depressionen, etc. Auch bei vermehrter Akne oder bei Migräne vor der Regel kann man den Mönchspfeffer versuchen.

Anwendung: In Form von Präparaten, die man in der Apotheke bekommt (Filmtabletten, Kapseln mit Trockenextraakten, Tinkturen). Da unterschiedliche Präparate am Markt sind, sollte frau sich nach den Angaben auf der Packungsbeilage halten oder sich vom Arzt oder Apotheker beraten lassen. Um positive Effekte zu erzielen, ist eine mehrmonatige tägliche Einnahme erforderlich.

Achtung: Nicht während der Schwangerschaft und Stillzeit einnehmen! Auch jungen Mädchen wird von der Einnahme abgeraten. Nicht bei Brustkrebs.

Alchemilla

ORF

Der Frauenmantel hilft, einem hormonellen Ungleichgewicht vorzubeugen

Auch andere Pflanzen können guttun

Frauenmantel (Alchemilla): Das Allheilmittel für Frauen, der Frauenmantel hilft einem hormonellen Ungleichgewicht vorzubeugen. Insgesamt wirkt die Alchemilla auf den gesamten weiblichen Organismus ausgleichend und regulierend. Er ist ein echter „Schutzmantel“ für die Frauen.

Angewendung: Entweder in Form eines regelmäßigen Teegenusses oder als Alchemilla-Urtinktur (3 mal täglich 10 Tropfen über 3 Monate).

Schafgarbe (Achillea): „Schafgarb im Leib, tut gut jedem Weib“ lautete ein alter Spruch. Sie wirkt krampfstillend, menstruationsregulierend und sorgt für eine bessere Durchblutung des kleinen Beckens. Auch eine hormonregulierende Wirkung kann der Schafgarbe nicht abgesprochen werden.

Anwendung: Vor allem in Form regelmäßigen Genusses als Tee kann auch bei PMS angeraten werden.

Schafgarbe

Christine Lackner

Die Schafgarbe hilft als Tee

Was kann man noch tun bei PMS

Aus naturheilkundlicher Sicht kann man gegen das PMS symptomatisch vorgehen. Bei Verdauungsproblemen helfen Tees oder feucht- warme Bauchkompressen mit Anis, Fenchel oder Kümmel, auch Majorantee kann hilfreich sein. Bei Kopfschmerzen helfen Pfefferminzöleinreibungen auf Stirn und Nacken. Beim Gefühl der Aufgedunsenheit helfen mild entwässernde Tees wie Birken- oder Brennnesselblätter.

Bei Stimmungsschwankungen sollte man natürlich auch an das stimmungsaufhellende Johanniskraut denken. Baldrian oder Passionsblume helfen bei Schlafstörungen, innerer Unruhe, Reizbarkeit, Nervosität. Sehr hilfreich ist auch Bewegung bei PMS, sei es in Form von Spazierengehen, Qi Gong oder auch Tanzen.

Ernährungstipps gegen PMS

Um den Hormonhaushalt zu normalisieren, ist es auch wichtig, auf eine ausreichende Zufuhr von Vitamin E in Form mehrfach ungesättigter Fettsäuren zu achten.

Borretsch: Das Samenöl ist reich an gesunden Fettsäuren, vor allem der Gamma- Linolsäure, die der Körper zur Herstellung von Progesteron braucht. Auch das Nachtkerzensamenöl enthält die Gamma- Linolensäure. Anwendung in Form von Kapseln.

Brennnessel: Hilft nicht nur bei Wassereinlagerungen. Brennnessel-Samen, die man jetzt selber ernten kann, die es aber auch in der Apotheke gibt, sind extrem reich an sämtlichen Tokopherolen (Vitamin E). Vitamin E hilft bei der Steuerung der Keimdrüsen und hat somit auch eine Wirkung auf das hormonelle Gleichgewicht.

Sendungshinweis:

„Radio Burgenland Vormittag“, 7.4.2015

Grünes Gemüse und Vollkorn

Wichtig ist auch eine Ernährung mit komplexen Kohlehydraten wie Grüngemüse, Vollkorn und Hülsenfrüchten, womit eine Unterzuckerung und darauf folgende Heißhungerattacken vermieden werden können.

Vor allem Frauen mit schmerzhafter Brust sollten auf sogenannte leere Kalorien wie Zucker, Schokolade, aber auch auf Alkohol und Kaffee verzichten. Vor allem sollten sie in dieser Zeit salzarm essen.