„Sex-Tagebuch“: Teilerfolg für Betroffene

Der Fall aus Oberpullendorf hat für Schlagzeilen gesorgt: Eine Lehrerin wurde wegen eines fiktiven Sex-Tagebuches, das ihr Ex-Freund unter ihrem Namen veröffentlicht hatte, vorläufig suspendiert. Das Buch war über Amazon erhältlich, ist jetzt aber nicht mehr online.

Vergangenen Freitag habe man das Buch noch auf der Online-Plattform gefunden, erzählte der Rechtsanwalt der Frau, Rudolf Schaller am Montag - mehr dazu in „Sex-Tagebuch“: Opfer meldet sich zu Wort. Amazon hatte zwar den Verkauf mit dem Vermerk „Derzeit nicht verfügbar“ gestoppt, das Buch selbst war allerdings noch zu finden. Die „späte Einsicht“ bei Amazon sei dem geschuldet, dass man auch gegen den Konzern rechtlich vorgegangen sei.

Schaller: Wird dadurch nicht ungeschehen gemacht

„Wir haben Amazon im Sinne der Datenschutzverordnung aufgefordert, dass es rausgenommen wird. Das Unternehmen läuft nun allerdings weiter Gefahr, eine Strafe nach der Datenschutzverordnung zu bekommen“, erläuterte Schaller und ergänzte: „Es ist schön, dass es weg ist. Aber es wird dadurch nicht ungeschehen gemacht“.

Auf Amazon fanden sich unter vermeintlich echten Rezensionen zum Inhalt des Buches auch Wortmeldungen zum Fall der Lehrerin. Ein Verfasser riet in seiner Rezension mit dem Titel „Fake“ „dringlichst“ von dem Buch ab: „Jeder der diesen Fake weiterempfiehlt nimmt die Zerstörung des Privatlebens einer Person in Kauf, die mit diesem Buch absolut nichts zu tun hat.“

Anwalt schließt Mittäter nicht gänzlich aus

Der Ex-Freund, der für die Staatsanwaltschaft als Verfasser gilt, nahm sich vor knapp vier Wochen das Leben. Das Verfahren gegen ihn wurde wegen Todes beendet. Dass es mögliche Mittäter gibt, ist für den Anwalt noch nicht gänzlich auszuschließen. „Vergangene Woche war eine Frau bei mir, die meine Mandantin gar nicht kennt und sich außerhalb deren Bekanntenkreis bewegt, die ein Exemplar des Buches per Post zugeschickt bekommen hat. Meinen Informationen nach dürfte es weitere Personen geben, die vergangene Woche Bücher zugeschickt bekommen haben“, so Schaller im APA-Gespräch.

Auch Briefe kamen nach dem Ableben des Ex-Freundes bei verschiedenen Personen an. Diesen Entwicklungen müsse man nachgehen. Seitens der Staatsanwaltschaft Eisenstadt hieß es auf Nachfrage dazu, dass es keinen Hinweis auf Mittäterschaft gebe, man aber prüfen werde, sobald eine Anzeige einlange.

Eine Lesung, die in lokalen Medien für 30. September in Wien - ebenfalls mit Bild und Namen sowie Titel des Buches - angekündigt wurde, habe im Übrigen nicht stattgefunden, teilte Schaller mit. „Das war eine Fake-Veranstaltung.“

Betroffene: Schritt in die Medien Befreiungsschlag

Für das Opfer war der Schritt in die Medien vergangene Woche „eine Art Befreiungsschlag“, meinte der Rechtsanwalt. Nun ist noch offen, wie es dienstrechtlich für die Frau weitergeht, die nach Bekanntwerden des Falls vom Landesschulrat Burgenland (LSR) aus dem Unterricht genommen wurde. Vergangene Woche behandelte eine Disziplinarkommission den Fall. Der schriftliche Bescheid dürfte nächste Woche einlangen, so ein Sprecher des Landesschulrates. Schaller rechnet mit einem positiven Abschluss.