Hofburg-Wahl: Eine Analyse

FPÖ-Kandidat Norbert Hofer hat bei der Bundespräsidentenstichwahl am Sonntag - wie schon bei der aufgehobenen Wahl im Mai - im Burgenland das stärkste Ergebnis erzielt. Was das für die Landespolitik bedeutet, analysiert ORF-Burgenland-Chefredakteur Walter Schneeberger.

Der Wahlerfolg Hofers im Burgenland ist so eindeutig wie vor sechseinhalb Monaten, Van der Bellen tat sich fast genau so schwer wie bei der aufgehobenen Stichwahl. Kein Wunder - die Wählerstruktur ist ja gleich geblieben und so wie im restlichen Österreich hat Hofer auch im Burgenland in den dünner besiedelten ländlichen Regionen seine meisten Anhänger - Großstädte gibt es ja im Burgenland keine. Wenn man sich nur Eisenstadt und die Bezirksvororte ansieht, zeigt sich schon ein anderes Bild. Da liegt Van der Bellen zumindest im Nordburgenland vorne bzw. nur knapp dahinter, wie etwa in Mattersburg. Erst ab Oberwart, in der Region, wo Hofer zu Hause ist, sieht es anders aus.

Hofer konnte wieder Heimvorteil nutzen

Das ist der zweite Faktor, der eine Rolle gespielt hat: Hofer ist Burgenländer und das war doch für viele ein wichtiges Wahlmotiv - besonders merkbar in Pinkafeld Umgebung, wo Hofer auf bis zu 80 Prozent der Stimmen kam. Noch ein Faktor spielte eine Rolle: Die rot-blaue Koalition hat sich eingespielt und damit auch FPÖ-Kandidaten leichter wählbar gemacht.

Was sich gegenüber der aufgehobenen Stichwahl geändert hat: Van der Bellen konnte eindeutig besser mobilisieren als Norbert Hofer und hat es so geschafft, Bürger, die bei der ersten Stichwahl zu Hause geblieben sind, für sich zu gewinnen. Nur in einer einzigen Gemeinde - nämlich Kleinmürbisch - konnte Hofer noch zulegen - sonst überall Van der Bellen.

Motivationsschub für Grün und Blau

Sowohl für die FPÖ als auch für die Grünen bedeutet das Ergebnis jedenfalls einen ordentlichen Motivationsschub. Auch wenn der Wahlkampf im Burgenland kaum spürbar war, gab es hohe mediale Präsenz von Grün und Blau. SPÖ und ÖVP haben sich im Gegensatz zu den Bundesparteien im Burgenland komplett herausgehalten und haben keine Wahlempfehlungen abgegeben. FPÖ-Chef Johann Tschürtz kann mit Hofer jetzt auch weiterhin die Burgenland-Karte ziehen und hat über das Ergebnis gar nicht so unglücklich gewirkt. Wie sehr die Grünen profitieren können, hängt von der Frage ab, in wie vielen Gemeinden sie es schaffen, Strukturen aufzubauen. In zehn Monaten wissen wir mehr - dann werden die Bürgermeister und Gemeinderäte gewählt.

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