Botschafter aus Oberwart mitten in Türkei-Chaos

Ein Burgenländer mitten im Weltgeschehen: Der Oberwarter Klaus Wölfer ist österreichischer Botschafter in der Türkei und hat den Putschversuch hautnah miterlebt.

Botschafter Klaus Wölfer befindet sich momentan auf Heimaturlaub im Burgenland. Die Nacht des gescheiterten Militärputsches in Ankara bleibt ihm dauerhaft in Erinnerung. „Es war ein Freitag, und ich bin gerade von einer Veranstaltung nach Hause gekommen. Plötzlich, um circa 21:45, fliegen zwei Düsenflieger in großen Bögen über die Innenstadt. Zunächst habe ich mir nur gedacht, dass sich die Flieger auf eine Parade vorbereiten oder üben“, beschreibt Wölfer den Beginn des Putschversuches.

Mulmiges Gefühl

Die tieffliegenden Kampfbomber lösen immer wieder den ohrenbetäubenden Überschallknall direkt über den Häusern aus - und Klaus Wölfer ist mitten im Geschehen, schließlich liegt die österreichischen Botschaft direkt im Zentrum von Ankara, nur einen Steinwurf vom Parlament entfernt. „Es war eine sehr dramatische Situation. Wir wussten nicht, wie es ausgehen wird. Zum Glück hatten wir in unserem Krisenteam eine gute Mischung“, so Wölfer.

Oberwarter als Botschafter in der Türkei

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Nach dem turbulenten Putschversuch genießt Wölfer die Ruhe im Burgenland

Als besonders wichtig stellte sich etwa ein österreichischer Militärbediensteter in der Botschaft heraus. Dieser erklärte dem Botschaftsteam, dass die Düsenjets keine Bedrohung seien, sondern die Menschen nur Erschrecken sollten. „Allerdings, gegen zwei Uhr in der Früh, hat das Haus plötzlich gewackelt. Wir wussten: Das ist nicht gut, jetzt wird geschossen“, erzählte Wölfer.

Parlament wird beschossen

Bald stellte sich für Wölfer heraus, dass die Putschisten das türkische Parlament mit großkalibriger Munition von den Hubschraubern beschossen haben. „Das Gebäude wurde nicht in Schutt und Asche gelegt, aber doch sehr beschädigt“, sagte Wölfer.

Vom Mut der Bevölkerung beeindruckt

Es stellte sich aber schnell heraus, dass die Putschisten scheitern würden. „Die Bevölkerung hat es nicht zugelassen, dass das Militär übernimmt. Die Leute haben vor unserem Haus die Autos quergestellt, damit die Panzer nicht weiterfahren können. Die Panzer sind trotzdem drüber gefahren“, war Wölfer von dem Mut der Türken beeindruckt. In diesem Moment sei auch die Sorge vor einem Bürgerkrieg entstanden.

Wölfer lebt mit seiner gesamten Familie in der Türkei. „Kriminalität ist fast nicht existent. Man braucht sich nicht fürchten, dass man überfallen wird“, so der Botschafter. Türkei-Reisenden empfiehlt er, die Reisewarnungen auf der Homepage des Außenministeriums zu lesen.