Niessl zu Bildungsreform: Noch Luft nach oben

Die Ergebnisse der Bildungsreform seien ihm recht, sagte Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) am Dienstag. Aber er ortete „noch viele Möglichkeiten nach oben“. Im „Burgenland heute“-Studiogespräch sagte er auch, dass es noch weitere SPÖ-FPÖ-Kooperationen geben werde.

Positiv beurteilte Niessl bei der Bildungsregion etwa die Schulautonomie und die Objektivierung der Leiterbestellungen. Bisher gab es die Bundesbehörde Landesschulrat, nun komme eine gemeinsame Behörde von Land und Bund: „Insofern hat sich nicht allzu viel im Verwaltungsbereich wirklich verändert“, so Niessl.

Im Burgenland habe man sowohl die Pflichtschullehrer als auch die Lehrer der mittleren und höheren Schulen im Landesschulrat gebündelt. „Wir haben das seit zehn Jahren, jetzt hat der Bund auch die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen“, meinte Niessl. Fünf Bundesländer hätten „gewartet, bis der Bund aktiv wird“. Auch den Vizepräsidenten des Landesschulrates habe man im Burgenland bereits abgeschafft, so Niessl.

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Hans Niessl im Studiogespräch

Im „Burgenland heute“-Studiogespräch nahm Landeshauptmann Hans Niessl zur Bildungsreform und zur Frage einer SPÖ-FPÖ-Koalition auf Bundesebene Stellung.

Niessl: Vorreiter Burgenland

Auch bei den Modellregionen sieht der Landeshauptmann das Burgenland in einer „Vorreiterfunktion“: In den Bezirken Jennersdorf und Güssing gebe es bereits keine AHS, sondern nur mehr die Neue Mittelschule. Man rechne nun aus, „ob wir nicht schon über den 15 Prozent sind“. Das verpflichtende zweite Kindergartenjahr gebe es im Burgenland praktisch bereits, „weil 99,7 Prozent der Drei- bis Fünfjährigen im Burgenland den Kindergarten besuchen“.

Schulautonomie als guter Ansatzpunkt

Die Schulautonomie sehe er „als sehr, sehr guten Ansatzpunkt“, sagte Niessl. Er begrüße es, wenn die Direktoren aufgewertet werden und Schwerpunkte in den Schulen setzen könnten. Auch die Befristung auf fünf Jahre finde er gut, diese gebe es in der Landesverwaltung bereits in vielen Bereichen. „Ausdrücklich für gut“ halte er es, Konzepte für die Elementarpädagogik zu entwickeln, denn diese sei bis jetzt unterbewertet: „Was die Ausbildung der Kindergartenpädagoginnen und die Arbeitsbedingungen betrifft, da gibt es einen Handlungsbedarf.“

Niessl: Geld von der Verwaltung ins Klassenzimmer

Das Wichtigste bei der Bildungsreform sei es, die Qualität des Unterrichts weiter anzuheben, dass die Pädagoginnen und Pädagogen vom Kindergarten bis hin zu den berufsbildenden, mittleren und höheren Schulen gute Rahmenbedingungen vorfänden, sagte Niessl im „Burgenland heute“-Gespräch. Das Geld müsse vom Verwaltungsbereich in das Klassenzimmer kommen. Ihm gehe es darum, dass die Schulautonomie gestärkt werde, dass der Direktor mehr Entscheidungsmöglichkeiten habe und mit den PädagogInnen und mit den Eltern Schulprofile erarbeiten könne.

Für Ausweitung der Modellregionen

Bei den Modellregionen für die gemeinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen sei die Obergrenze von 15 Prozent sehr niedrig gegriffen, so Niessl. Das sollte man weiter ausweiten. Dort wo die Lehrer und Eltern das wünschten, solle diese gemeinsame Schule als weitere Modellregion umgesetzt werden. Sein Regierungspartner FPÖ, der bisher ja immer gegen die Gesamtschule war, lege ebenso wie die Sozialdemokratie großen Wert auf die Mitsprache der Eltern.

Niessl kündigte in diesem Zusammenhang auch Befragungen an. Wenn die Mehrzahl der Eltern und der PädagogInnen das begrüße, dann sei er überzeugt, dass man dem Wunsch der Burgenländerinnen und Burgenländer auch nachkommen werde.

Niessl: Man muss mit FPÖ reden

Auf die Frage, ob es bei der SPÖ in Hinblick auf die Haltung zu einer Koalition mit der FPÖ auch auf Bundesebene einen Strategiewechsel geben müsse, meinte Niessl, er gehe davon aus, dass es weitere Koalitionen zwischen Sozialdemokraten und den Freiheitlichen geben werde. Er sei der Überzeugung, dass man mit einer Partei, die demokratisch gewählt sei und die momentan österreichweit einen sehr hohen Stimmenanteil habe, reden müsse, zusammenarbeiten könne und vor allem müsse man Probleme lösen.

Steiner warnt vor Gesamtschulen

Bei der ÖVP betrachtete Parteiobmann Thomas Steiner neben „einigen positiven Ergebnissen der Bildungsreform“ die Einführung von Modellregionen kritisch. Die ÖVP warnte am Dienstag vor der Gesamtschule und forderte neuerlich die Unterstützung von Gymnasien.

Den Grünen geht die Bildungsreform nicht weit genug. Landessprecherin Regina Petrik bezeichnete das Ergebnis als mager. Die Reform gebe keine Antwort auf fehlende Bildungsgerechtigkeit im Schulsystem.

Seitens der Schülerunion Burgenland sieht man die Bildungsreform als einen ersten Etappensieg. Die Reformen dürften aber nicht aufhören, sagte der Landesobmann der Schülerunion Burgenland, Lukas Faymann. Man sehe es deshalb als einen Erfolg, weil man sich endlich mit dem wichtigsten Zukunftsthema, der Bildung, befasse.

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