„Lostage“ im Urbarialwald

In Burgenlands Wäldern sind wieder die Urbarialisten unterwegs. Bis 31. März 2014 darf Brennholz gemacht werden. Dazu bedarf es allerdings aufwändiger Vorbereitungsarbeiten. Der flächenmäßig größte Urbarialwald steht in Sankt Margarethen.

Die Urbarialgemeinden im Burgenland sind ein österreichisches Unikum. Es sind Agrargemeinschaften, die nach 1848 entstanden sind, als die Bauern von den Grundherren Wald, Weiden und Äcker erhalten haben. Sie haben bis heute ihre eigenen Gesetze und Rituale.

Derzeit wird der Wald in Sankt Margarethen zwei Tage lang von den Urbarialisten begangen, Bäume werden markiert, die Waldlose abgesteckt. Und diese abgesteckten Bereiche werden nummeriert und unter den Urbarialmitgliedern verlost. So werden 13 Hektar Wald pro Jahr in 226 Teile geteilt.

Arbeiten im Urbarialwald St. Margarethen

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Die Bäume in den „Waldlosen“ werden markiert

Arbeiten im Urbarialwald St. Margarethen

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Nummeriert und verlost

„Die Liniengeher machen die Linien. Wir machen sie 20 Meter breit. Dann gehen die anderen durch und schlagen die Linien, also die Kerben, in die Bäume. Hinterher gehen acht Leute und zählen die Bäume. Pro Los zählen wir 35 Bäume. Ein Baum ist ein Maß. Und ist einer kleiner oder stärker, teilen wir das auf“, erklärt Johannes Händler.

In den Bereichen darf bis 31. März 2014 Holz geschlägert werden, so wie seit mehr als 100 Jahren. Die betroffenen Gebiete dürfen dann 40 Jahre nicht angerührt werden, erst dann darf wieder Holz gemacht werden.

Seltene Baumsorten werden speziell gekennzeichnet und bleiben stehen. „Solche Bäume gehen ins Naturdenkmal über. Vom Speierling zum Beispiel gibt es auf 600 Hektar nur 100 Stück. Daher müssen die stehen bleiben“, sagt Forstorgan Alfred Flonner.

Aufteilung jedes Jahr neu

Die Urbarialmitglieder waren ursprünglich Lehensnehmer, die nach der Bauernbefreiung von 1848 Land zur Bewirtschaftung von den Grundherrn erhielten. Dieses Land gehört eben den Urbarialgemeinden und wird unter den Besitzern jedes Jahr neu aufgeteilt.

In Sankt Margarethen ist das historische Schriftstück von 1863, das die Übergabe regelt, noch erhalten. „Darin steht, wieviel Ablöse - wieviele Gulden, wieviele Eimer Wein - damals seiner fürstlichen Durchlaucht abgeliefert werden musste“, erzählt der langjährige Obmann der Sankt Margarethener Urbarialisten, Alois Fleck.

Historisches Dokument

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Das originale Schriftstück aus 1863

Unikum in Österreich

„Die Herrschaft hat dann ihren Teil getrennt und die Bauern bekamen einen Teil vom Wald und von Weiden - nicht von Wiesen - ins Urbarialeigentum übertragen. Der Name ist geblieben, obwohl er im übrigen Österreich fast unbekannt ist“, sagt Urbarial-Experte Franz Kögler.

Im Burgenland gibt es heute 231 Urbarialgemeinden, die etwa 30.000 Hektar bewirtschaften, 20.000 davon sind Wald.