Schwere Vorwürfe gegen Kindergarten

Eine Mutter erhebt schwere Vorwürfe gegen einen Kindergarten im Nordburgenland. Laut der Frau sollen Kinder in einem Hochstuhl festgeschnallt worden sein. Eltern haben Anzeige erstattet.

Die Kinder hätten bis zu zwei Stunden lang ohne Spielzeug und ohne Beschäftigung in dem Stuhl sitzen müssen. Das berichtete die Tageszeitung „Kurier“ am Donnerstag (Onlineausgabe). Man sei von Mitarbeiterinnen der Krippe im Bezirk Mattersburg informiert worden, dass die Kinder im Hochstuhl festgeschnallt worden sein sollen, so die Mutter gegenüber der Tageszeitung.

Spielplatz, Kindergarten von außen

ORF

Der betreffende Vorfall ereignete sich schon vor eineinhalb Jahren.

Zur Strafe im Stuhl angeschnallt

Beim Versuch, sich zu befreien, sollen auch Kinder samt Hochstuhl umgekippt sein. Die Mutter, die die Vorfälle angezeigt hat, ist selbst Pädagogin in der Kinderkrippe. Einmal sei sie selbst Zeugin eines Vorfalls gewesen. Eine Kollegin habe ein Kind zur Strafe im Stuhl angeschnallt. Sie soll den Kindern gedroht haben, sie bekämen nichts zu essen oder zu trinken, wenn sie nicht sitzen bleiben würden. Sie selbst habe unter Mobbing gelitten und sei derzeit im Krankenstand, so die Pädagogin.

Vorfall ereignete sich schon vor eineinhalb Jahren

Wie sich am Freitag herausstellte, soll sich der betreffende Vorfall schon vor eineinhalb Jahren ereignet haben, so die Leiterin der Kindergarten-Aufsicht des Landes, Claudia Prieber. In all dieser Zeit sei beim Land keine Beschwerde gegen den Kindergarten eingegangen. Der Bürgermeister einer Nachbargemeinde, aus der ebenfalls Kinder den besagten Kindergarten besuchen, sagte im Gespräch mit dem ORF Burgenland, dass schon vor Längerem mehrere Eltern an ihn mit Vorwürfen herangetreten seien. In Folge habe er im vergangenen Februar die Gemeindeaufsicht des Landes über pädagogische Defizite im Kindergarten informiert – allerdings ohne eine Rückmeldung erhalten zu haben.

Land prüft angebliche Vorfälle

Am Donnerstag sei die Angelegenheit dann dem Land gemeldet worden, heißt es von der Kindergarten-Aufsicht des Landes. Seitens der zuständigen Abteilung habe man eine Stellungnahme von allen Bediensteten der Krippe beziehungsweise des Kindergartens eingefordert, so ein Sprecher von Bildungslandesrätin Daniela Winkler (SPÖ). Die Kindergartenaufsicht des Landes kümmert sich derzeit gemeinsam mit einer Psychologin um den Fall. Das bestätigte ein Sprecher der Landesrätin gegenüber dem ORF Burgenland. Sofern es möglich sei, werde man alle Vorwürfe prüfen. Sollten rechtliche Verfehlungen zutage kommen, werde man die entsprechenden Konsequenzen ziehen, hieß es seitens des Landes.

Spielplatz, Kindergarten von außen

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Die betreffende Pädagogin wurde vom Bürgermeister der Gemeinde vorerst dienstfrei gestellt.

Die Eltern bekämen die Möglichkeit zu einem Gespräch mit der Psychologin, sagte die Leiterin der Kindergarten-Aufsicht des Landes, Claudia Prieber. „Wenn wir bei Fixieren von Anschnallen aus Sicherheitsgründen sprechen, dann ist das, denke ich, verständlich“, so Prieber. Wenn es aber wirklich um ein Anschnallen im Sinne von Bewegungsfreiheit einschränken und sich nicht mehr kommunikativ ausdrücken zu können handle und das Kind ignoriert wurde, dann sei das nicht in Ordnung, so Prieber.

Zuvor anonyme Anzeige wegen Veruntreuung

Nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe wurde die betreffende Pädagogin vom Bürgermeister der Gemeinde vorerst dienstfrei gestellt. Er selbst wollte sich, solange die Ermittlungen laufen, zu den Vorfällen nicht äußern. Bei der Staatsanwaltschaft sei die Anzeige, die bei der Polizei erstattet wurde, noch nicht eingegangen, sagte Staatsanwaltschaftssprecherin Petra Bauer auf Nachfrage des ORF Burgenland.

Es habe bereits einmal eine anonyme Anzeige in Bezug auf den betreffenden Kindergarten im Bezirk Mattersburg gegeben. Dabei sei es jedoch nicht um Missstände in der Kinderbetreuung gegangen, sondern um angebliche finanzielle Veruntreuung. Laut Staatsanwaltschaft sei damals kein Anfangsverdacht einer strafbaren Handlung festgestellt worden.