Kirchen setzen Zeichen gegen Antisemitismus

Die Mitverantwortung der Kirchen an der Judenverfolgung durch die Nazis ist Thema eines ökumenischen Hirtenbriefes, den Bischof Zsifkovics und Superintendent Koch am Dienstag an Oberrabbiner Folger überreichten. Der Brief soll auch ein Zeichen gegen Antisemitismus und Diskriminierung sein.

Eine Gedenkveranstaltung zu den Novemberpogromen 1938 in der jüdischen Synagoge in Eisenstadt war der Rahmen für das Zusammentreffen der Religionsvertreter - mehr dazu auch in Ökumenischer Hirtenbrief zu Novemberpogromen. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 verübte das Nazi-Regime im gesamten „Deutschen Reich“ gewaltsame Ausschreitungen gegen Jüdinnen und Juden. Hunderte Menschen wurden ermordet, 30.000 verhaftet und in Konzentrationslager gebracht und mehr als 1.400 Synagogen und Gebetshäuser wurden zerstört.

Bischof Ägidius Zsifkovics und Superintendent Manfred Koch überreichen Oberrabbiner Arie Folger den Hirtenbrief

ORF

Überreichung des ökumenischen Hirtenbriefes

Schweigen der Christen zur Judenverfolgung

„Gegen ein Schweigen, das zum Himmel schreit“ lautet der Titel des Hirtenbriefs. Er enthält eine Erklärung zur Mitverantwortung der Kirchen an der nationalsozialistischen Verfolgung von Jüdinnen und Juden. „Von wenigen Ausnahmen abgesehen, haben katholische wie evangelische Christen sowohl in Österreich als auch in Deutschland zum Schicksal der Juden weithin geschwiegen, obwohl sie geahnt, wenn nicht sogar gewusst haben, was mit ihren Mitmenschen geschieht“, heißt es in dem Brief.

Zsifkovics: Auf der Lauer sein

Der Brief knüpfe an Vergangenes an, sagte Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics: „Aber er möchte uns warnen und auch ermutigen, heute in der Gegenwart und auch für die Zukunft, hier auf der Lauer zu sein und vielen Dingen im Kleinen schon zu wehren, die sich versuchen wiederum breit zu machen.“

Koch: Erinnern macht sensibel für Gegenwart

Der Brief beinhaltet auch einen Appell an die Gläubigen, sich mit der Vergangenheit auseinander zu setzen, "indem man nicht schamhaft verschweigt, dass unsere Vorfahren, dass die Christen auch Mitschuld tragen, an dem, was damals im Holocaust passiert ist, sagte Superintendent Manfred Koch. Gleichzeitig gehe es auch darum, dass das Erinnern für die Gegenwart sensibel mache.

Superintendent Koch in „Burgenland heute“

Superintendent Manfred Koch spricht auch im Gespräch mit Martin Gaster über den Hirtenbrief.

Folger: „Sehr, sehr bedeutend“

Oberrabiner Arie Folger schrieb dem Treffen in Eisenstadt große Bedeutung zu: „Um den Antisemitismus abzubauen, brauchen wir mehr Bekanntschaft, aber wir sind halt eine kleine Gemeinde und es ist sehr, sehr bedeutend, wenn Menschen aus anderen Religionsgemeinschaften sich dieses Unrechts des Antisemitismus und des wieder wachsenden Antisemitismus bewusst werden und sagen: Wir wollen etwas unternehmen.“ Der Hirtenbrief wird am 10. und 11. November in allen katholischen und evangelischen Gemeinden im Burgenland verlesen.

Link: