Johann Heinrich Merck Preis für Pollack

Das Verdrängen und das Vergessen stehen im Mittelpunkt der Arbeiten des südburgenländischen Autors Martin Pollack. Am Samstag erhält er dafür den mit 20.000 Euro dotierten Johann Heinrich Merck Preis für literarische Kritik und Essay.

Er ist Historiker, Übersetzer, Südosteuropaspezialist und Autor. Martin Pollack schreibt, worüber sonst geschwiegen wird: die Verbrechen der Nationalsozialisten - in seiner Familie und im Allgemeinen. Darunter auch das Massaker an 200 Juden in Rechnitz (Bezirk Oberwart) oder das Schicksal der burgenländischen Roma.

Gegen das Verdrängen und Vergessen

Mit dem Johann Heinrich Merck Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung wird der Autor für sein Gesamtwerk gewürdigt, für seine unermüdliche Beschäftigung gegen das Vergessen und Verdrängen. Das sei auch eine Ermunterung weiterzumachen, in der selben Richtung weiterzumachen - auch politisch. Und sich nicht beirren zu lassen und nicht nachzugeben, so Pollack im ORF-Burgenalnd-Interview. „Und nicht irgendwie, das stünde mir ja altersmäßig zu, dass ich mich auf die faule Haut lege, das ist auch nicht so meine Geschichte“, sagte Pollack.

Porträt Martin Pollack

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Martin Pollack wird am Samstag mit dem Johann Heinrich Merck Preis ausgezeichnet

„Die Demokratie wird nachhaltig beschädigt“

Martin Pollack hört also nicht auf, Gräueltaten aus vergangener Zeit auf den Grund zu gehen und sie offen auf den Tisch zu legen. Ein Blick in die Zukunft bereitet ihm große Sorge. Es sei auf jeden Fall so, dass auch in Österreich jetzt - was sich da abspiele, das nehme zunehmend die Form an, die man von anderswo schon kenne, so Pollack. Das sei einfach, dass die Demokratie nachhaltig beschädigt werde und wo das hinführe, das würden wir alle nicht wissen. Heute könne niemand abschätzen wie weit das gehen könne, wie weit auch die Bevölkerung Widerstand leisten werde und wie weit man darauf vorbereitet sei, sagte Pollack.

Porträt Martin Pollack

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Pollack arbeitet derzeit an einem neuen Buch

Neben seinem Kampf gegen das Vergessen und Verdrängen, wurde der gebürtige Oberöstereicher vor fünf Jahren mit einem neuen Thema konfrontiert, seiner Krebserkrankung. Der heute 74-Jährige geht mit der Krankheit sehr offen um. Natürlich sei man in gewissem Maße auch gehandikapt. Man spüre das. „Aber ich kann leben“, so Pollack. Derzeit arbeitet Martin Pollack an einem neuen Buch. Es ist ein Rückgriff auf seine Familiengeschichte die rund um das Jahr 1945 in Slowenien spielt.

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Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung