Kritik: Zu wenig Geld für Männerberatung

Die Welle der Gewalt gegen Frauen reißt nicht ab, am Wochenende wurde in Niederösterreich eine 75-jährige Frau getötet. Zur Gewaltprävention gehöre auch die Täterarbeit, doch dafür gebe es zu wenig Geld, kritisiert die Männerberatung.

Die Männerberatung Wien betreut im Rahmen der opferschutzorientierten Täterarbeit das Nordburgenland mit, die Männerberatung Steiermark den Süden des Landes. Letztere hat in Oberwart seit eineinhalb Jahren ein kleines Büro eingerichtet. Sozialarbeiter Robert Gamel kümmert sich um Gefährder und Gewalttäter.

Gewaltverhalten abbauen

Die Männer kommen entweder freiwillig oder werden von einem Gericht dazu verpflichtet. Oberstes Ziel ist es, das Gewaltverhalten abzubauen. Man versuche zu klären, worüber sich ein Klient konkret ärgere, wo er sich ohnmächtig fühle - das sei bei jedem etwas anderes. Dann gehe es darum, zu lernen, damit umzugehen - den Ärger besser und früher wahrzunehmen. Deswegen sei es auch ganz wichtig, schon zu Beginn darauf zu schauen, in welchen Situationen es zu Gewalt komme, so Gamel.

Männerberatung in Oberwart

ORF

Die Beratungsstelle in Oberwart betreute im Vorjahr 35 Gefährder

Programm dauert acht bis zwölf Monate

Das Trainingsprogramm dauert in der Regel acht bis zwölf Monate. Es gibt nicht viel Zeit, um intensiv zu arbeiten, denn die Fachstelle für Gewaltarbeit ist nur einen Nachmittag in der Woche geöffnet. Viel Geld gibt es auch nicht: 15.000 Euro kommen jährlich vom Innenministerium. In dem kürzlich beschlossenen Maßnahmenpaket für Opferschutz und Gewaltprävention der Bundesregierung ist nicht mehr Geld vorgesehen. Doch es wäre wichtig, den Bereich gut auszustatten und zu schauen, dass es ein schnelles und fundiertes Angebot gebe, meinte Gamel.

Forderung: Männerberatung aktiv informieren

Außerdem fehlt für Gamel eine neue Säule der Gewaltprävention. Wenn eine Frau sich bedroht fühlt, die Polizei verständigt und es daraufhin zu einer Wegweisung oder einem Betretungsverbot für den Täter kommt, wird das Gewaltschutzzentrum informiert und nimmt mit ihr Kontakt auf. Das wünsche man sich seit langer Zeit für die Gefährderseite genauso, dass die Männerberatung die Daten der Gefährder bekomme und mit ihnen Kontakt aufnehmen könne, so Gamel. Im Vorjahr arbeitete die Männerberatung in Oberwart mit 35 Gefährdern. Der Beratungsbedarf wäre aber um ein Vielfaches höher, sagte der Sozialarbeiter.