Immergrüne Pflanzen als Adventsymbole

Die Adventzeit ist noch immer geprägt von alten Symbolpflanzen wie Mistel, Stechpalme und anderem Immergrün. Das Wissen, dass viele dieser immergrünen Pflanzen auch als Heilmittel zu nutzen sind ist wenig bewusst.

Wir sind in unseren Breitengraden gewohnt, dass die Pflanzenwelt im Winter ihr grünes Laubkleid verliert. Nur in den Nadelwäldern bleibt ein Hauch von Grün in den kahlen Wäldern zurück. Dieses verheißungsvolle Grün ist auch in anderen Pflanzen zur Winterszeit gegenwärtig, zum Beispiel in Misteln oder Efeu.

Das Wintergrün spendet uns Trost und belebt unseren Glauben an das Wiedererwachen der Natur. Kein Wunder, dass unsere Ahnen immergrüne Pflanzen als heilige Gewächse verehrten und in ihnen ein Symbol der ewigen Lebenskraft, ein Symbol der Unsterblichkeit sahen. Daher brachten sie zur Zeit der längsten Nächte und der größten Dunkelheit etwas Grünes ins Haus.

Immergrün gegen Altersleiden

Grün ist die Hoffnung, die Hoffnung auf das Wiederkehren des Lichtes und der Natur im Frühjahr. Da man immergrüne Pflanzen als Symbol der Unsterblichkeit betrachtete, wurden sie immer im Sinne der Signaturlehre als Heilmittel gegen Altersleiden wie Rheuma, Sklerose, aber auch gegen Krebs betrachtet. Auch wenn die Naturwissenschaft ein solches analoges Denken als „mittelalterlich“ belächelt, stellte sich heraus, dass tatsächlich viele immergrüne Pflanzen wissenschaftlich bestätigt, gegen solche Leiden helfen können. Einige Pflanzen seien beispielhaft aufgezählt, die allerdings nicht als Tee, sondern nur in Form speziell aufbereiteter Präparate gegen Altersleiden verwendet werden:

Immergrün (Vinca minor): Verbessert die Gehirndurchblutung und wird als homöopathisch potenziertes Mittel bei Gedächtnisschwäche eingesetzt. Die Alkaloide des Immergrün werden in der Krebstherapie eingesetzt.

Buchsbaum (Buxus sempervirens): In homöopathisch potenzierter Form antirheumatisch, gegen Gicht und stark antiviral und immunstimulierend.

Stechpalme (Ilex aquifolium): In homöopathisch potenzierter Form entzündungshemmend und antirheumatisch.

Tannenwald

ORF

Die Tanne liefert den „Wipferlsirup“

Tanne: Im Weihnachtsbrauchtum dient die Tanne seit einigen Jahrhunderten als Zauber abweisendes Grün, das mit Zweigen über Fenster und Türen gehängt, vor den dunklen Mächten schützen sollte. Der Christbaum ist dagegen ein eher neuzeitlicher Brauch. Ob die Baumgeister sehr begeistert sind, dass Tannenbäumchen extra gezüchtet werden, um dann bald nach Weihnachten am Kompost zu landen? Um böse Geister abzuwehren, dachten unsere Altvorderen, reichen schon einige Zweige. Die Tannen zählen zu den höchsten Bäumen Europas- bis zu 50 Meter ragen sie wie ein schamanischer Weltenbaum in den Himmel. Solche Bäume machen die Baumverehrung unserer Ahnen verständlich.

Tanne, Fichte und Co. als Heilmittel

Als Arznei gebraucht man nicht nur den Wipferlsirup. Aus den zarten Triebspitzen von Tanne oder Fichte wird im Frühjahr der „Wipferlsirup“ hergestellt, der gegen Husten und überhaupt zur Stärkung der Atemwege noch immer gerne verwendet wird. Jetzt im Winter bekommt man ihn in der Apotheke. Wie alle Teile der Nadelbäume enthält er ein ätherisches Öl, das sich positiv auf die Atemwege auswirkt. Weniger bekannt ist, dass man auch die Tannen- oder Fichtennadeln verwenden kann. Man kann aus den frischen Nadeln Tee machen (1-2 TL abgestreifte Nadeln mit 1 Tasse heißem Wasser übergießen, 5 bis 10 Minuten ziehen lassen). Dieser Tee hilft, wenn man ihn trinkt oder zum Inhalieren nutzt, bei Atemwegsproblemen. Vor allem ältere Menschen, die häufig verschleimt sind und Raucher sollten die auswurffördernde Kraft des ätherischen Öles der Nadeln nutzen.

Efeu, Immergrün gegen Altershusten

Hedera helix ist der botanische Name und er zeigt uns, dass der Efeu klettert: Hedera, von griech. hedra, sitzen, womit das „Festsitzen“ der Wurzeln gemeint ist und helix, von griech. helissein, sich winden. Der Efeu ist ein Schlinggewächs aus der Gruppe der Wurzelkletterer und eine alte Kult- und Heilpflanze. Wie andere immergrüne Pflanzen war der Efeu als Sinnbild des fortdauernden Lebens in der Weihnachtszeit bedeutsam. Da der Efeu ohne eine Unterlage nicht klettern kann, diese aber fest umschlingt und nicht mehr los lässt, war der Efeu auch immer das Symbol von Treue, vor allem ehelicher Treue.

Als Hustenmittel ist Efeu sehr populär. Efeublätter sollten aber nicht als Tee verwendet werden, sondern in Form standardisierter Präparate, da die Saponine, die zwar schleimlösend wirken, die Magenschleimhaut reizen könnten. Die Efeublätter enthalten Triterpensaponine, die das Bronchialsekret verflüssigen, das heißt, Efeu kann zähen Schleim in den Bronchien lösen und auswurffördernd und krampflösend wirken. Efeupräparate sind daher ganz besonders bei altersbedingten Bronchialproblemen zu empfehlen. Da die Triterpensaponine aber auch stark antiviral und antibiotisch wirken, kann Efeu auch bei akutem Husten, vor allem bei Krampfhusten verwendet werden.

Die Thuje, giftig und heilsam

Mit dem Tod hat die Thuje (Thuja occidentalis) durchaus viel zu tun- je nach Dosis könnten die Inhaltsstoffe tödlich wirken. Die giftige Substanz in der Thuje ist das Terpen Thujon im ätherischen Öl. Vergiftungen sind allerdings hauptsächlich von Kleinkindern beschrieben, die an den Zweigen kauten. Thujon führt zu Vergiftungen, die mit Krämpfen und Durchfall mit starken Schmerzen beginnen und zu Leber- und Nierenschädigungen führen können.

Immunstärkende Thuje

Neben dem ätherischen Öl enthält die Thuje auch Polysaccharide. Auf diese ist wissenschaftlich gut untersucht ihre immunstärkende Wirkung zurückzuführen. Man hat herausgefunden, dass die T- Zellbildung (T- Lymphozyten sind wichtige Bausteine des Immunsystems, deren Botenstoffe den B- Lymphozyten die Information zur Bildung der passenden Antikörper liefern)angeregt wird und die Bildung von Interleukin, einem dieser Botenstoffe.

Die Thuje wird in der Regel nicht alleine, sondern in Kombination mit Rotem Sonnenhut (Echinacea purpurea) und der Färberhülse (Baptisia tinctoria), die übrigens allesamt aus Nordamerika stammen, in Form eins Fertigpräparates in Apotheken angeboten. Dieses Mittel kann schon vorbeugend zur Stärkung des Immunsystems eingenommen werden. Vor allem ist aber der Einsatz bei Viruserkrankungen wie Influenza, Herpes- Infektionen, Gürtelrose, Pfeiffer’schem Drüsenfieber, etc zu empfehlen.

Misteln mit Früchten

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Die Mistel wirkt blutdrucksenkend

Die heilsame Mistel und ihre Mythen

Unseren Vorfahren erschien die immergrüne Pflanze geheimnisvoll, da sie hoch oben in den Bäumen wächst. Weil sie so geheimnisvoll war, dachte man, dass sie über Zauberkräfte verfügen müsse und schmückte vor allem in den dunklen Winternächsten, wenn die wilde Jagd durch die Finsternis braust, das Haus damit, um sich vor den bösen Geistern zu schützen.

Die Mistel galt auch als Glücksbringer und Fruchtbarkeitssymbol. Das drückt sich auch in vielen Bräuchen aus. Vor allem in England ist es heute noch Brauch, Mistelzweige an die Decke zu hängen und sich darunter gegenseitig Glück zu wünschen. Besonders viel Glück bringt es den Mädchen, die von einem Mann unter diesem Mistelbuschen überrascht werden. Der Mann hat dann nämlich das Recht, das Mädchen zu küssen, und so etwas soll ja manchmal der Beginn einer glücklichen Ehe sein.

Geheimnisvolle Mistel

Die Mistel ist alles andere als eine „normale“ Pflanze. Sie blüht im Spätwinter und fruchtet im Frühwinter. Trotz winterlicher Kälte behält sie ihre ledrigen grünen Blätter, als ob die Jahreszeiten sie nichts angingen. Als Halbschmarotzer, der seiner Wirtspflanze Wasser und Mineralstoffe entzieht, ist sie unabhängig von der Photosynthese. Als Pflanze, die im Baum wächst, entwickelt die Mistel auch keinen Geotropismus, sprich- sie wächst nicht aus einer Wurzel aufrecht in die Höhe. Ihre Kugelform gibt ihr die Möglichkeit, sich an die verringerten Lichtverhältnisse in der Baumkrone anzupassen. Im Winter sehen wir aber dann die grünen Kugeln aus den Bäumen leuchten.

Die Mistel in der Volksmedizin

Sendungshinweis

„Radio Burgenland Vormittag“, 22.12.2015

Die Volksmedizin schätzte die Anwendung der Mistel schon immer, sicher auch, weil sie als Zauberpflanze galt. Wissenschaftlich bestätigt konnten Wirkungen wie fruchtbarkeitsfördernd oder blutdrucksenkend bislang allerdings nicht. Dem steht die Beliebtheit in der Volksmedizin gegenüber, die auf empirischen, positiven Erfahrungen beruht. Vor allem Pfarrer Kneipp schätzte die Mistel sehr und empfahl sie bei Kreislaufschwäche und beschleunigtem Puls. Hoher Blutdruck wird gesenkt, meinte er, und die begleitenden Erscheinungen wie Kopfblutandrang und Schwindel werden verbessert. Dies bestätigt übrigens auch die Homöopathie, die Viscum D6 vor allem bei Schwindel einsetzt.

  • Bluthochdruck: Eine blutdrucksenkende Wirkung konnte sehr wohl in einigen Tierversuchen festsgestellt werden, allerdings nur parenteral, also unter Umgehung des Magen – Darm – Kanals in Form intravenöser Spritzen. Da die Anwendung von Misteltee – oder Dragees keine Nebenwirkungen zeigt, kann empfohlen werden, zur Unterstützung einer blutdrucksenkenden Therapie Mistel anzuwenden.
  • Tinnitus: Einen Versuch wert ist auch die Verwendung von Mistel bei Ohrensausen, also Tinnitus, Schwerhörigkeit nach Erkältungen und überhaupt bei Schwerhörigkeit, wie mittelalterliche Kräuterdoktoren empfahlen.
  • Arteriosklerose: Unterstützend kann Misteltee auch bei der Behandlung von Gefäßveränderungen eingesetzt werden, da gefäßerweiternde Wirkstoffe gefunden wurden.
  • Rheumatische Erkrankungen: Bei entzündlichen Gelenksproblemen ebenso wie bei altersbedingten Abnützungserscheinungen wird Misteltee in der Volksheilkunde ebenfalls recht zufriedenstellend verwendet.

Abschließend ist zu sagen, dass die Mistel, gleich ob als Tee oder Dragee, längere Zeit, also einige Wochen angewendet werden muss. Man muss also geduldig sein. Geduld ist eine Tugend des Alters, somit zeigt sich, dass die altüberlieferte Signaturlehre mit ihrer Meinung über die Wirkung von immergrünen Pflanzen gegen Altersleiden recht hat.

Zubereitung von Misteltee:

2 Teelöffel Mistelkraut mit einem Viertelliter kaltem Wasser übergießen, acht bis zwölf Stunden ziehen lassen. Da man pro Tag zwei bis drei Tassen Tee trinken soll, kann man gleich eine entsprechend größere Menge Tee ansetzen und dann jeweils eine Tasse abseihen und auf Trinktemperatur erwärmen.