Rote Rübe: Gesunde Farbenpracht

Rote Rüben sind ein ideales Wintergemüse, voll mit den Inhaltsstoffen, die der Körper in der kalten und lichtarmen Zeit braucht. Die runden roten Knollen werden auch Rohnen, Randen oder Rote Bete genannt. Sie werden jetzt geerntet.

Die Rote Rübe ist so wie Spinat, Mangold oder Melde ein Gänsefußgewächs. Diese gedeihen bestens auf salzhaltigen Böden und die Stammform der Runkelrüben, wächst noch immer im Küstenbereich vom Mittelmeer bis zur Nordsee. Die Römer kultivierten „Beta“ - daher die Bezeichnung Rote Bete - als erste. Im Mittelalter kam die Pflanze über die Benediktiner in die Klostergärten und landete dann auch in den Bauerngärten.

Inhaltsstoffe der Roten Rübe

Rote Rüben bestehen zwar zu 87 bis 92 Prozent aus Wasser, doch sie enthalten reichlich Kohlehydrate, vor allem Saccharose, sprich Zucker, was den typisch süßen Geschmack der Roten Rüben ausmacht. Eiweiß enthalten sie zwar wenig, dafür ist es aber aus den besonders wertvollen Aminosäuren Asparagin, Glutamin und Betain zusammengesetzt.

Beeindruckend ist der Mineralstoffreichtum: Calcium, Phosphor, Kalium, Magnesium, Natrium, Eisen und Kupfer für die Blutbildung. Rote Rüben sind auch reich an Spurenelementen wie Jode oder Lithium. Von diesem vermutet man, dass es ein lebensnotwendiger Stoff ist, der depressive Zustände verhindern hilft. Durch den hohen Mineralstoffgehalt sind die Roten Rüben basenüberschüssig und helfen somit, das Säure-Basen-Gleichgewicht im Körper aufrecht zu erhalten.

Die Roten Rüben sind auch vitaminreich, vor allem der hohe Gehalt an Vitaminen des B-Komplexes beeindruckt. Sie enthalten reichlich Folsäure, die zusammen mit dem hohen Eisengehalt eine positive Wirkung auf die Blutbildung hat. Folsäure ist aber auch jene Vitaminsubstanz, die dazu beiträgt, dass sich die embryonale Wirbelsäule richtig entwickelt und es nicht zur Spina bifida, der Wirbelsäulenspaltung, kommt. Werdende Mütter sollten daher vor allem in den ersten Monaten der Schwangerschaft oft Rote Rüben essen.

Eine besondere Bedeutung für die Gesundheitswirkung der Roten Rüben kommt den Farbstoffen zu. Die Betazyane gehören wie die Anthocyane zu den antioxidativ wirkenden Farbstoffen.

Rote Rübe

Miriam Wiegele

Rote Rübe

Die Heilkraft der Roten Rüben:

  • Eine leberschützende Wirkung ist dem Betain zuzusprechen. Der etwas komplizierte Wirkmechanismus lässt sich so beschreiben, dass Betain für den Aufbau von Methionin sorgt und dieses leitet die laufende Entgiftung der Leber ein. In Zeiten ständiger Belastungen der Leber kann das nur nützlich wirken.
  • Gemeinsam mit dem Cholin hilft das Betain bei dessen wichtiger Arbeit, nämlich dem Abbau von störendem Fett in der Leber. Üppiges Essen und reichlicher Alkoholgenuss kann zu Fetteinlagerungen und in der Folge zu Veränderungen im Bindegewebe der Lebersubstanz führen. Außerdem macht das Cholin, ein Bestandteil des Cholesterins, die Blutfette flüssiger und verhindert damit deren Anlagerung an die Gefäßwände.
  • Die Flavone, vor allem Rutin und Betanidin, festigen die Gefäßwände und die Widerstandsfähigkeit der Kapillaren.
  • Gleichzeitig schützen sie durch ihre antioxidative Wirkung Zellen vor dem Angriff von Sauerstoff- Radikalen und verbessern die „Zellatmung“. Damit können sie möglicherweise auch Krebsentstehung verhindern.
  • Die Betazyane sind der Farbstoff, der aus der Rübe eine Rote Rübe macht. Sie wirken antibakteriell, sind vermutlich immunstärkend und können auch tumorvorbeugend sein, da sie die Zellen vor den Angriffen der freien Radikalen schützen.

Rote Rüben als Mittel für die Hausapotheke

Rote Rüben werden üblicherweise als Saft, den es auch in Apotheken und Drogerien zu kaufen gibt, angewendet. Dieser Saft hilft das Immunsystem zu stärken und kann daher bei Grippe und grippalen Infekten angewendet werden, aber auch in der Rekonvaleszenz. Mit dem Saft kann man auch Kuren bei Eisenmangel, chronischer Müdigkeit und Schwäche machen.

Rote Rüben sollten im Winter regelmäßig entweder als Saft oder Salat verwendet werden. Menschen, die zu Nierensteinen neigen, sollten allerdings wegen des relativ hohen Gehaltes an Oxalsäure Rote Rüben nur in geringen Mengen zu sich nehmen.

Rote Rüben, ein Wundermittel gegen Krebs?

Wahre Wunder sollen sie vollbringen, wenn man der Volksmedizin glauben will: Krebspatienten sollen durch das literweise Trinken von Rote- Rüben-Saft wieder gesund geworden sein und auch Leukämie soll man damit heilen können. Der Vorarlberger Rudolf Breuss, der zwar Elektrotechniker war, aber in erster Linie als Naturheilkundiger arbeitete, entwickelte eine „42 Tage Saft-Fasten-Kur“, mit der Krebs „ausgehungert“ werden sollte und ein wichtiger Bestandteil dieser Säfte-Zusammensetzung waren die Roten Rüben.

Auch der ungarische Arzt Ferencsi, der den Farbstoff der Roten Rübe wissenschaftlich erforschte, meinte, dass man damit Krebs behandeln könne. Die Schulmedizin weist alle Hinweise auf eine heilende Wirkung der Roten Rüben bei Krebserkrankungen weit von sich. Allerdings haben weltweite Studien gezeigt, dass vor allem den Farbstoffen der Roten Rüben eine starke antioxidative Wirkung zugesprochen werden kann, deshalb kann man die Roten Rüben mit Sicherheit als „Krebsschutzstoffe“ betrachten. Sie zählen somit zu den Gemüsearten, die man regelmäßig und reichlich essen sollte, um der Bildung von Tumoren vorzubeugen.

Heilmittel in der ganzen Welt

Die Traditionelle Chinesische Medizin benutzt die rote Wurzel zur Herzstärkung, zur Dämpfung eines übererregten Gemütes, zur Verbesserung des Blutes und gegen Trägheit der Leber. Auch im Ayurveda steht die „chukandar“ genannte Wurzelknolle in gutem Ruf als blutbildendes Mittel und das war - analog zur „blutroten“ Farbe - auch die Auffassung der traditionellen abendländischen Medizin, die eine Verwendung das Saftes bei Leberleiden, Verstopfung und Darmproblemen empfahl und auch gegen Pickeln und schlechte Haut, was auf Grund des Schwefelgehaltes durchaus sinnvoll sein könnte.

Rote Rüben in der Küche

Im Winter sollten Rote Rüben regelmäßig am Speiseplan stehen. Gekocht und mit Kren und Kümmel als Salat zubereitet, kennt sie wohl jeder. Roh geraspelt und mit Äpfeln und Orangen in Marinade angemacht, sind sie eine wunderbare Vorspeise. Im traditionellen Wiener Heringssalat dürfen sie genauso wenig fehlen wie in polnischen und russischen Fischsalaten.

Sendungshinweis

„Radio Burgenland Vormittag“, 29.9.2015

Eingesäuert sind sie in diesen beiden Küchentraditionen natürlich auch ein Muss für die Borschtsch, die Suppe, die dort fast täglich am Speiseplan steht. Aber auch ungesäuert kann man mit Roten Rüben vorzügliche Suppen machen, die sich auf Grund ihrer gesundheitsfördernden Wirkung auf Leber und Cholesterinspiegel als wunderbare Vorspeise zu nachhaltigeren Fleischgerichten eignen.

Rote-Rüben-Suppe mit Krennockerl:

Drei bis vier Rote Rüben waschen und in Salzwasser mit Kümmel weich kochen, auskühlen lassen, schälen und zerkleinern. Mit zirka einem Liter Rindssuppe oder Gemüsebrühe pürieren, pfeffern und mit einem bis zwei Teelöffel Zitronensaft abschmecken. Ein Achtelliter Schlagobers steif schlagen und darunter rühren.

Serviert wird die Suppe mit Krennockerl: Einen Eidotter mit fünf Dekagramm Butter schaumig rühren, zwei Dekagramm Grieß, zwei Dekagramm griffiges Mehl und vier Dekagramm Semmelbrösel darunter rühren, salzen und zum Schluss den steif geschlagenen Schnee von dem Ei sanft darunter ziehen. Eine Viertelstunde ziehen lassen, drei Dekagramm geriebenen Kren darunter mischen und eher ziehend in einer Suppe kochen lassen. Die fertigen Nockerl in der Roten-Rüben-Suppe servieren.