Wiegele: Tipps für besseres Gedächtnis

Mit dem Alter nimmt auch die Leistung unseres Gehirns ab. Das heißt noch lange nicht, dass wir dement werden, sondern einfach nur etwas vergesslicher. Miriam Wiegele rät daher unser Gehirn immer wieder zu trainieren und hat wertvolle Tipps.

Man muss nicht erst alt werden, um manchmal Probleme mit dem Gedächtnis zu haben. Doch spätestens dann, wenn man einen ständigen Kampf gegen das Vergessen führt, sollte man etwas unternehmen. Man kann natürlich Kurse besuchen, die helfen, das Gedächtnis zu trainieren. Sowohl heimische Heilpflanzen als auch solche aus dem Ayurveda oder der TCM können dem Gedächtnis auf die Sprünge helfen.

Das Gehirn

Man würde es nicht glauben, aber von allen Organen unseres Körpers verbraucht das Gehirn die meiste Energie. Es ist ein wahres Wunderwerk und fast unbegreiflich in seiner Funktion. Es lässt uns eine Tasse heben, an den Mund setzen und den Kaffee trinken, es sagt uns, ob der Kaffee gut schmeckt oder gezuckert gehört. Es lässt uns den Duft einer Rose erkennen, wir brauchen das Gehirn, um ein Auto durch den Straßenverkehr zu steuern und das Gehirn hilft uns, einen wissenschaftlichen Artikel über das Gedächtnis inhaltlich wahrzunehmen, zu verstehen und das Wesentliche daraus zu speichern.

Wie funktioniert das Gedächtnis

Sendungshinweis

„Radio Burgenland am Vormittag“, 12.5.2015

Vereinfacht zusammengefasst, funktioniert das Gedächtnis ungefähr folgendermaßen: wenn wir mit Neuem konfrontiert werden, dann speichern wir diese Information zunächst einmal im Kurzzeitgedächtnis. Hält sie das Gehirn für „merkwürdig“, dann kommt sie ins Langzeitgedächtnis und wird dort eingraviert. Gleichzeitig fragt sich unser Hirn, ob diese anscheinend neue Information nicht doch schon einmal wahrgenommen und gespeichert wurde.

Wenn ja, dann wird diese Information mit den damals dazugehörigen Gefühlen wahrgenommen und ans Großhirn weitergeleitet, um beantwortet zu werden. Vom Gehirn aus führen dann Bahnen entweder direkt zum Organ, das reagieren soll oder über verschiedene Umschaltungen übers Rückenmark zu den Nerven im gesamten Körper. Um das alles leisten zu können, braucht das Hirn eine gute Durchblutung und einen intakten Stoffwechsel, aber bei dieser Schwerarbeit ist es kein Wunder, dass nicht immer alle Funktionen voll da sind.

Anders als bei der Festplatte eines Computers lassen sich nicht immer die gewünschten Daten sofort abrufen, ein Name oder eine Telefonnummer wollen uns einfach nicht einfallen. „Mattscheibe“ zu haben, also Gelerntes und Gespeichertes plötzlich nicht wiedergeben zu können, hat wohl jeder schon erlebt. Vor allem, wenn wir müde sind oder unter massiven Stress stehen, kann die Gedächtnisleistung abfallen. Ebenso lässt mit zunehmendem Alter die Gehirnfunktion nach, wir werden vergesslicher und langsamer. Trifft diese Verschlechterung massiv auf, erhält sie Krankheitswert und wird Demenz genannt.

Was sind Hirnleistungsstörungen

Die Menschen werden immer älter und damit wächst die Anzahl der Personen mit altersbedingten degenerativen Gefäßerkrankungen, die unter einem Nachlassen der Hirnfunktionen leiden. Der Krankheitsprozess einer organisch bedingten Hirnleistungsstörung verläuft meist über längere Zeit progredient und zeigt sich in Symptomen wie Gedächtnisstörungen, Konzentrationsschwäche, Schwindel, Ohrensausen bis hin zu depressiven Verstimmungen. Im fortgeschrittenen Zustand kommt es zu Orientierungslosigkeit, Verwirrtheit, Einschränkung des Denkens und der Wahrnehmungsfähigkeit bis hin zu Persönlichkeitsstörungen und dem klinischen Bild der Demenz.

Wann zum Arzt

Bei einem übermäßigem Nachlassen des Gedächtnisses sollte man sehr bald zum Arzt gehen, weil viele Erkrankungen diese Symptome haben, zum Beispiel eine Unterfunktion der Schilddrüse, eine schlecht eingestellte Zuckerkrankheit, oder auch eine Depression. Mit der Behandlung der Grundkrankheit verschwindet dann auch die Gedächtnisschwäche. Handelt es sich wirklich um eine beginnende Demenz, gibt es Tests, mit denen man den Grad der Vergesslichkeit feststellen kann. Die Therapie sollte so früh wie möglich beginnen und gerade im Frühstadium können Heilpflanzen sehr viel bewirken.

Allgemeine Ratschläge

  • Beizeiten mit Gedächtnis-, Koordinations- und Bewegungstraining beginnen, aber immer nach dem Grundsatz: Förden durch Fordern, aber nicht überfordern.
  • Auf eine entsprechende Diät sprich „Brainfood“ achten: Hülsenfrüchte, Vollkorngetreide, Eier und Käse enthalten Cholin, das vor allem das Kurzzeitgedächtnis aufpoliert, also Reis, Nudeln, Gratins etc. essen. „Gehirnschmalz“ liefern die ungesättigten Omega- 3- Fettsäuren, die uns vor allem Fische liefern.
  • Emotionale Zuwendung, feste Bezugspersonen und ein klar strukturiertes Tagesprogramm erleichtert verwirrten Patienten das Leben.

Pflanzen zur besseren Hirndurchblutung

  • Weißdorn: Die altbewährte Heilpflanze hilft nicht nur bei Herzinsuffizienz, sondern hilft durch eine verbesserte Pumpleistung des Herzens, dass auch das Gehirn besser durchblutet wird.
    Anwendung: Crataegus- Urtinktur, täglich dreimal zehn Tropfen.
  • Knoblauch: Der Knoblauch verbessert die Durchblutung in den peripheren Gefäßen, somit auch im Gehirn. Knoblauch sollte man an sich in Form der rohen Knoblauchzehen anwenden, doch stehen auch viele fertige Präparate zur Verfügung. Empfehlenswert wären Kapseln, bei denen Weißdorn, Knoblauch und Mistel enthalten sind, die man in der Apotheke bekommt.
  • Buchweizen: Durch seinen hohen Gehalt an Flavonoiden wie Rutin verfügt das Buchweizenkraut über Eigenschaften, die zur Abdichtung der zarten Kapillargefäße führen. Buchweizentee und- Präparate werden heute nicht nur zur Verbesserung der venösen Durchblutung empfohlen. Klinische Studien zeigen, dass Buchweizen auch bei Hirndurchblutungsstörungen unterstützend eingesetzt werden kann.
  • Ginkgo: Der Ginkgo gilt als „Gedächtnisschutzmittel“. Ginkgo bessert, wie Studien zeigten,, die Mikrozirkulation des Blutes, erhöht die Strömungsgeschwindigkeit im Kapillargebiet, verbessert die Fleißeigenschaften des Blutes und bewirkt damit eine deutliche Steigerung des Blutflusses im Gehirn. Ginkgo verbessert die Gehirnleistung, das Lernvermögen und die Stressadaption, verbessert den zerebralen Energiestoffwechsel und schützt die Gehirnzellen vor vermehrtem Abbau und zunehmender Zerstörung. Ginkgo kann also helfen, die Informationsverarbeitung im Gehirn zu verbessern. Anwendung: Nur in Form fertiger Präparate, aber Achtung, dass es sich bei diesen um hochdosierte Arzneimittel handelt und nicht um sogenannte Nahrungsergänzungsmittel. In der Apotheke erhält man Ginkgo in Form der Arzneimittel, Dosierung je nach Präparat.

Ayurvedische Heilkräfte für das Gedächtnis

  • Gotu Kola (Centella asiatica): Besonders auffällig ist diese Pflanze nicht, aber im Ayurveda hat sie große Bedeutung. Gotu Kola wächst in den tropischen Wäldern Indiens und Südostasiens, dort wo die Elefanten grasen. Diese haben angeblich ihr legendäres Gedächtnis von dieser Pflanze. Gotu Kola wird auch Tigerkraut genannt, da angeblich die Tiger ihre besondere Kraft und Stärke vom Genuss dieser Pflanze bekommen. man merkt, Gotu Kola ist eine legendäre Pflanze. Im Ayurveda betrachtet man Gotu Kola überhaupt als ein wichtiges „Verjüngungsmittel“. Der Ayurveda schreibt Gotu Kola eine anregende Wirkung auf Nerven und Gehirnzellen zu, es soll gegen Senilität wirken und das Gedächtnis stärken. Die Inhaltsstoffe, Triterpene wie Asiatsäure und Asiaticosid haben antioxidative Wirkung, man kann daher Gotu Kola nicht nur eine durchblutungsfördernde, sondern auch eine gegen Arteriosklerose zusprechen. Gotu Kola hilft also, das Gehirn vor oxidativen Schäden, wie sie beim Alterungsprozess auftreten, zu schützen.
  • Brahmi (Bacopa monnieri): Ähnlich wie Gotu Kola wächst Brahmi in ganz Asien in sumpfigen Gebieten, im Unterschied zu diesem hat es aber kleine fleischige Blättchen. In einer seit dreißig Jahren laufenden Studie in Indien konnte die Wirkung von Brahmi erforscht werden. Es hilft, die Eiweißsynthese im Hippocampus zu erhöhen. Der Hippocampus ist sozusagen die Schaltzentrale unseres Gedächtnisses, vermutlich indem der Hippocampus die Informationen selektiert und nur das zur Speicherung weitergibt, was für den Menschen notwendig ist. Tatsache ist, dass Brahmi das Langzeitgedächtnis verbessert. Anwendung beider Pflanzen: Wenn man die Möglichkeit hat, Pflanzen zu bekommen, könnte manntäglich einige Blättchen essen. Fertige Präparate gibt es derzeit nur in Apotheken, die sich auf Ayurveda oder TCM spezialisiert haben.
Brahmi, Centella

ORF

Brahmi

Brahmi, Centella

ORF

Centella Asiatica

Adaptogene gegen Stress und Vergessen

  • Ginseng: Der Ginseng gilt in der Pharmakologie als Adaptogen, als Mittel, das hilft mit psychischem oder biologischem Stress besser fertig zu werden. Da Stress als eine mechanische Sperre für das Gedächtnis gilt, können Ginseng- Präparate helfen, die Konzentration des Stresshormons Cortisol, das wahrscheinlich Nervenzellen im Gehirn schädigen kann, zu senken. Eine groß angelegte Studie unter Hochschulstudenten in Schweden zeigte vor einigen Jahren, dass bei der Versuchsgruppe, die regelmäßig Ginsengkapseln schluckte im Vergleich zu der Gruppe, die nur Placebo-Kapseln nahm, die Gedächtnis- und damit auch die Prüfleistungen signifikant besser waren. Fast jeder kennt die Situation: Man lernt für eine Prüfung, steht im Druck, sich alles zu merken und fühlt in einer inneren Panik, dass es zuviel wird. Hier hilft die stressabbauende Wirkung des Ginseng gelassener und ruhiger zu werden. Ginseng führt auch zu einer Verbesserung des Gehirnstoffwechsels und somit zu einer eindeutigen geistigen Leistungssteigerung. Bei älteren Menschen haben Tests gezeigt, dass Ginseng die Lern-, Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit verbessert. Dabei nimmt das intellektuelle Leitungsvermögen wieder zu. Auch das allmähliche Nachlasen der Organfunktionen im Alter und die abnehmende Widerstandkraft werden durch Ginseng positiv beeinflusst. Anwendung: In der Apotheke nachfragen nach Ginseng- Präparaten, die standardisiert sind und nach Angabe anwenden
  • Rhodiola rosea: Eine Gebirgspflanze, die Rosenwurz genannt wird, ist seit einigen Jahren der neue Stern am Himmel der Mittel zur besseren Stressbewältigung. Rhodiola steigert die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit und zählt wie der Ginseng zu den Adaptogenen. Die Resultate zahlreicher klinischer Studien zeigen deutliche Verbesserung von Lern- und Erinnerungsfähigkeit, Denkleistung und Aufmerksamkeit. Die gesteigerte Gehirnaktivität macht lebendiger und führt zu besserer Konzentration. Auch der Endorphinspiegel wird erhöht, führt zu besserer Stimmung und positiv gestimmt merkt man sich notwendige Informationen gleich besser. Es gibt noch nicht viele Präparate, doch seit 2009 ist in Österreichs Apotheken ein Spezialextrakt erhältlich. Fragen Sie Ihre Apotheker danach.
  • Melissentinktur: Auch die Melisse könnte man als Adaptogen bezeichnen. Immerhin hat auch sie eine leicht ausgleichende Wirkung auf unser vegetatives Nervensystem, was sich besonders bei Wetterfühligkeit bemerkbar macht. Studien an der Northumbria University konnten nachweisen, dass die Melisse die Denkleistung erhöht und bestätigen somit die Kräuterkundigen des 16. Jahrhundert, die Melisse als „Geistesbeschleuniger“ betrachteten. Anwendung: Am besten in Form der Melissentinktur, die in Apotheken erhältlich ist. Dosierung: 3 mal tgl. 10 Tropfen.

Düfte für das Gehirn

Im Stammhirn, sozusagen dem „primitiveren“, älteren Teil des Hirns liegt neben dem Limbischen System, das unsere Gefühlswelt steuert, ein Zellkern, der Hippocampus., der als eine Art Schaltpult für das Gedächtnis dienen soll. Er wägt neue Fakten ab, wertet sie und leitet sie weiter, so dass sie sich zu schon vorhandenen ähnlichen gespeicherten Informationen des Gehirns zugesellen können. Ätherische Öle und deren Duftmoleküle regen nicht nur das Limbische System, sondern manche von ihnen auch den Hippocampus an.

Düfte können Erinnerungen auslösen, sie können aber auch das Gedächtnis stärken. Da das Limbische System unsere Gefühlswelt regiert, können durch Düfte vor allem auch gefühlsbedingte Sperren unseres Gedächtnisses ausgelöscht werden. Angewendet werden ätherische Öle beispielsweise in der Duftlampe, man kann sie aber auch auf Nacken und Arme auftragen (auf 50 Milliliter Mandelöl je fünf Tropfen ätherisches Öl dazu mischen)

  • Salvia lavandulifolia: Der Spanische Salbei ist neuerdings von britischen Neurowissenschaftlern untersucht worden und es konnte gezeigt werden, dass er die Gedächtnisleistung verbessern kann. Vermutlich wird dabei das Enzym Acetylcholinesterase gehemmt, das auch Angriffspunkt von Medikamenten gegen die Symptome der Alzheimerkrankheit ist. Acetylcholinesterase baut den Botenstoff Acetylcholin ab, der positiv für das Funktionieren des Gedächtnisses ist. Wird das Enzym gehemmt, arbeitet das Gedächtnis besser, Spanisches Salbeiöl wird von etlichen Firmen, die eine große Produktionspalette an ätherischen Ölen haben, angeboten.
  • Rosmarin (Rosmarinus officinalis): Von Sokrates wird berichtet, dass seine Schüler Rosmarinkränze um die Stirn tragen mussten, wenn sie etwas auswendig lernen sollten und auch Shakespeare lässt seine Ophelia sagen :“Rosemary, that`s for remembrance“. Moderne Untersuchungen zeigten, dass Rosmarinduft speziell die Erinnerung an gespeicherte Informationen wie Zahlen, Sätze (Gedichte!!) oder Namen stärkt. Zudem hat der Duft eine ausgeprägte konzentrationsstärkende Wirkung.
  • Zitrone (Citrus limon): Das ätherische Öl aus der Schale der Zitrone regt den Hippocampus stark an, wie moderne Untersuchungen zeigten. Man vermutet vor allem, dass der Duft auch logisch- analytische Informationen besser erkennen hilft. Japanische Untersuchungen zeigten auch, dass die Fehlerquote bei Teleworkern mit Zitronenduft gesenkt werden konnte. Insgesamt kann man sagen, dass Zitronenöl die Denkfähigkeit stärkt.
  • Basilikum (Ocimum basilicum): Dieser Duft hilft bei der Überwindung von geistiger Erschöpfung. Er hat insgesamt eine nervenanregende Wirkung. Man kann ihn bei allen nervösen Störungen einsetzen, vor allem aber solchen, die mit Entschlusslosigkeit und Schwäche einhergehen. Der Duft stimuliert das Gehirn und stärkt somit auch das Gedächtnis.
  • Pfefferminze (Mentha x piperita): Der frische Duft fördert klares denken und erfrischt den Geist. Wie Rosmarin und Zitrone wirkt er nachweislich auf den Hippocampus. Bewährt bei geistiger Müdigkeit, Konzentrations- und Gedächtnisschwäche.