Hilfe bei Gelenkschmerzen

Viele Menschen leiden unter Gelenksschmerzen. Miriam Wiegele kennt aber eine Reihe von Heilpflanzen die, bei Gelenksschmerzen, entzündungshemmend und schmerzstillend wirken.

Bei Gelenkserkrankungen unterscheidet man zwischen entzündlichen oder degenerativen Formen. Die Arthritis ist eine chronisch entzündliche Erkrankung unterschiedlicher Gelenke, deren Ursachen bis heute noch nicht vollständig geklärt sind. Sie zählt zum rheumatischen Formenkreis und es werden fehlgesteuerte Abwehrreaktionen des Körpers gegen die Gelenkinnenhaut angenommen, die zu massiven Entzündungsreaktionen im Gelenkbereich führen. Werden diese Prozesse nicht aufgehalten, kommt es zu immer stärkeren entzündlichen Schüben, an deren Ende die völlige Zerstörung des Gelenkknorpels steht.

Arthrose gehört zu häufigsten Erkrankungen

Die sekundäre Arthrose ist die Folge von entzündlichen Gelenkprozessen. Es gibt aber auch die primäre Arthrose, die durch ein Übermaß an Belastung, zum Beispiel durch Übergewicht, Überbelastung bei bestimmten beruflichen Tätigkeiten oder auch durch angeborene Gelenksfehlstellungen entstehen kann. „Gelenksverschleiß“ ist sozusagen die umgangssprachliche Bezeichnung für die Arthrosis deformans. Ungefähr 20 Prozent der Weltbevölkerung leiden im Alter an einer Arthrose, damit gehört die Arthrose zu den häufigsten Erkrankungen überhaupt.

Sendungshinweis

„Radio Burgenland Vormittag“, 3.3.2015

Arthrosen entstehen über einen längeren Zeitraum, es ist ein langsam fortschreitender Umbauprozess des Gelenkknorpel, die viele Jahre symptomlos verlaufen kann und sich erst viel später, wenn die degenerativen Veränderungen schon fortgeschritten sind, bemerkbar macht. Arthrosen entstehen meist durch falsche Belastung der Gelenke, doch nicht nur durch Überbeanspruchung, sondern auch durch zu wenig Bewegung in Kombination mit Übergewicht.

Beinwell

Miriam Wiegele

Beinwell

Folgen der Arthrose

Die Gelenkfläche wird bei der Arthrose vermehrt abgerieben. Die Folge ist eine zunehmende Zerstörung des Gelenkknorpels, eine Entzündung der Innenschicht der Gelenkkapsel und ein zunehmender Verlust der Gelenkfunktion.

Weil die Entzündungsreaktion eher gering ausfällt, wird die Arthrose als nichtentzündlich eingestuft, es gibt aber Situationen, wo es durch Überbelastung zu einer Reizung der Gelenksinnenhaut kommt - dann zeigt sich das Gelenk mit Entzündungszeichen, es ist rot, heiß, geschwollen und schmerzt.

So früh wie möglich zum Arzt

Es sollte selbstverständlich sein, dass man so früh wie möglich den Arzt aufsucht, um einen totalen Verschleiß des Gelenks zu vermeiden. Aber auch der Einsatz von Heilpflanzen sollte rechtzeitig erfolgen. Es gibt viele Studien, die gezeigt haben, wie wichtig gesunde Ernährung zur Vorbeugung von Gelenksbeschwerden sein kann. Also den Gemüseanteil in der Nahrung erhöhen, Übergewicht vermeiden, das sind Grundbedingungen.

Stoffwechselkur im Frühjahr

Weiters ist es wichtig, zur Entlastung des Bindegewebes die Ausscheidungsorgane Niere, Darm, Leber und Haut durch Heilpflanzen anzuregen. Das Frühjahr empfiehlt sich für eine solche Stoffwechselkur. Als Heilpflanzen kommen Löwenzahnwurzel, Birkenblätter und Brennnesselblätter, am besten in Form von Tees in Frage. Außerdem kann man die Gefäße und damit die Durchblutung steigern durch den Genuss von Bärlauch, Gundelrebe und anderen Wildkräutern.

Brennnessel

Miriam Wiegele

Brennnessel

Brennnessel

Die wichtigste Pflanze, die seit Urzeiten in der Rheumatherapie verwendet wird, ist die Brennnessel, die hemmend auf die Bildung von Zytokinen wirkt. Das sind Entzündungsmediatoren, eine Reduzierung wirkt somit deutlich schmerzlindernd. Studien haben ergeben, dass bei Patienten, die täglich 50 Gramm Brennnesselmus zu sich nehmen, eine signifikante Besserung der Symptome eintrat.

Also im Frühjahr so oft wie möglich Brennnesselspinat essen oder auf fertige Präparate zurückgreifen, die es in hochdosierter Form in der Apotheke gibt. Der Brennnesseltee dagegen ist harntreibend und regt damit die Harnsäureausscheidung an, was bei der Arthrose ebenfalls hilfreich sein kann.

Teufelskralle

Sie wächst in der Kalahariwüste und entwickelt großknollige Wurzeln, die als Arznei genutzt werden. Nur kurze Zeit im Jahr blüht die Teufelskralle und hat dann Zeit, Früchte zu entwickeln, die lange Arme mit Widerhaken aufweisen - daher der Name Teufelskralle. Die Teufelskralle ist mittlerweile stark bedroht, ein schonender Umgang mit den Wildbeständen ist daher notwendig.

Allerdings ist die Teufelskralle die wirkungsvollste Heilpflanze bei rheumatischen Erkrankungen und Verschleißerscheinungen. Die Teufelskralle enthält Bitterstoffe, dazu Phytosterine, Triterpene und Flavonoide. Wissenschaftlich gut untersucht kann man der Teufelskralle eine entzündungshemmende, antiarthrotische und schmerzlindernde Wirkung zusprechen. Aus Sicht der Phytotherapie kann also der Einsatz der Teufelskralle bei degenerativen Gelenkserkrankungen der Extremitäten und der Wirbelsäule empfohlen werden.

Anwendung: Der Tee ist sehr bitter, es gibt aber viele Fertigpräparate. Achtung: Nicht bei Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren.

Hagebutte

Der Hagebuttentee zum Frühstück ist sicher sehr gesund. Die Anwendung der Hagebutten gegen Gelenksprobleme erfolgt durch ein Pulver aus dem Fruchtfleisch der Hagebutten, das in Form von fertigen Präparaten in der Apotheke erhältlich ist. In Dänemark und Schweden wurden Hagebutten schon vor 20 Jahren quasi „entdeckt“ als Mittel gegen Arthrosen und in der Folge wissenschaftlich gut untersucht.

Das Fruchtfleisch der Hagebutte enthält neben vielen Vitaminen, Carotinoiden und Flavonoiden vor allem auch Galaktolipide, die für die positive Wirkung auf die Gelenke verantwortlich gemacht werden. Das Pulver, das aus der ganzen getrockneten Frucht samt den Kernen besteht, wirkt entzündungshemmend, schmerzlindernd und hilft, die Morgensteifigkeit, die bei Arthrose so typisch ist, zu bessern.

Studien zeigten, dass sich durch Einnahme des Pulvers die Hüft- und Kniegelenksbeweglichkeit verbessert. Außerdem kann das Pulver auch das LDL, das „negative“ Cholesterin senken, was sich positiv auf die Gefäße auswirkt.

Anwendung: Kurmäßig! Die volle Wirkung setzt nach vier bis sechs Wochen ein, bis dahin sollte eine Tagedosis von fünf Gramm Pulver eingenommen werden, die dann auf eine Erhaltungsdosis von 2,5 Gramm reduziert werden kann.

Schmerzlindernde Heilpflanzen

Eine große Anzahl von Heilpflanzen enthält Salicin, das dann im Körper zu Salicylsäure umgewandelt werden und schmerzstillend wirkt. Dazu zählt vor allem die Weidenrinde, aber auch das Mädesüß, pharmakologisch Wiesenspierstaude genannt, die Eschenblätter und die Pappelblätter.

Weidenrinde gibt es in der Apotheke als Tee oder fertige Präparate. Auch das Mädesüß gibt es als Droge für angenehm schmeckenden Tee. Eschenblätter, Pappelrinde und Weidenrinde gibt es in Kombination als fertiges Präparat (Phytodolor).

Äußerliche Heilpflanzenanwendungen

Begleitend zur innerlichen Einnahme empfehlen sich bei Arthrosen äußerliche Anwendungen von Heilpflanzen zur vermehrten Stoffwechselförderung im Gewebe, Entzündungshemmung und Schmerzlinderung. Sie werden entweder in Form von Ölauszügen, Tinkturen oder als Tees, die dann für Umschläge und Wickel genutzt werden, angewendet.

Johanniskrautöl wirkt durchblutungsfördernd und durchwärmend, somit muskelentspannend. Es kann als Einreibung oder als angewärmte Ölkompresse angewendet werden. Gut geeignet ist es als Trägeröl für ätherische Öle wie Rosmarin, Lavendel und Wacholder, wodurch das Wirkungsspektrum erweitert wird.

Arnikatinktur: Sie ist das „Volksheilmittel“ bei Gelenksbeschwerden. Bei äußerlicher Anwendung ist sie hervorragend bei allen rheumatischen und neuralgischen Schmerzzuständen, was auch Studien belegt. Arnika hilft vor allem bei Gelenksbeschwerden mit morgendlichem Zerschlagenheitsgefühl. Arnikatinktur für Umschläge muss immer zehnfach verdünnt werden, sonst kann es zu Hautirritationen kommen. Als Fertigpräparate gibt es aber auch Salben. Achtung: Nicht bei Korbblütlerallergien.

Wacholdertinktur: Wacholder wirkt durchblutungsfördernd, erwärmt und entschlackt die Muskeln und entlastet dadurch die Gelenke. In der Apotheke gibt es Wacholder nur als Zusatz bei Mischpräparaten. Er lässt sich aber leicht selber herstellen.

Zubereitung: Ein Glas zur Hälfte mit Wacholderbeeren füllen, mit 40-prozentigem Alkohol übergießen. Drei Wochen an einem warmen Ort stehen lassen, abfiltern. Anwenden als Einreibung.

Beinwell: Beinwellsalbe ist wieder in der Apotheke erhältlich. Sie hilft, wie Studien zeigten, vor allem bei schmerzhafter Arthrose des Kniegelenks, kann aber sicherlich auch bei Problemen mit anderen Gelenken verwendet werden.

Auflagen und Wickel

Chronische Prozesse reagieren gut auf Wärme, akute eher auf Kälte. Also bei akuten Schmerzen und Schwellungen eher einen kalten Topfenwickel anwenden. Bei chronischen Schmerzen empfiehlt sich die Anwendung eines Heublumensackes, den es in der Apotheke zu kaufen gibt. In Wasserdampf 15 Minuten erhitzen, vorsichtig ausdrücken und dann so heiß wie möglich auf die betroffene Stelle auflegen, mit einem Wolltuch fixieren und etwa 40 Minuten liegen lassen.

Der Kohlwickel stammt auch aus der Volksmedizin, kann aber sehr empfohlen werden. Man nimmt Kraut- oder Kohlblätter, wälzt sie mit einer Flache, so dass der Saft auszutreten beginnt. Vor der Anwendung über Wasserdampf erwärmen und dann auf das betroffene Gelenk auftragen. Kohlwickel verbessern die Situation um die Gelenke, wirken Schmerz- und Verspannungszuständen entgegen und fördern die Durchblutung.

Gemmotherapie gegen Arthrosen

In der Gemmotherapie, die bei uns leider noch zu wenig bekannt ist, werden die Knospen der Pflanzen verwendet. Sie werden in Form von Glycerinmazeraten eingenommen und wirken quasi als „Reparaturmechanismen“ in unserem Körper. Vor allem die Knospen der Nadelhölzer helfen, Gelenke wieder zu „reparieren“.

Tanne: Das Mazerat aus den Wipfeln hat sich bei allen Dekalzifikationserscheinungen bewährt. Anwendungsgebiete: Hat sich zur Behandlung von Arthrosen sehr bewährt. Abwechselnd mit Bergfichtenmazerat einnehmen.

„Bergfichte“: Im Handel ist das Mazerat unter dem fälschlichen Namen „Bergfichten- Knospen“. Tatsächlich stammt es von der Berg-Kiefer, die besser als Latsche bekannt ist. Wirkungsrichtung: Remineralisiert die Knochen und hilft bei Abnützungserscheinungen , entzündungshemmend. Anwendungsgebiet: Bei vielen Arthrosen (Hüft-, Kniegelenks-, Rückenwirbelarthrosen), rheumatoiden Prozesse, Osteoporose. Einnahme: morgens 10 Tropfen Tanne, abends 10 Tropfen Bergfichte über längeren Zeitraum einnehmen.