Cholesterin: Gut oder schlecht

Üppiges Essen kann den Cholesterinspiegel in die Höhe treiben. Wenn man sich wieder gesund und vernünftig ernährt, reguliert er sich üblicherweise von selbst. Miriam Wiegele kennt Heilpflanzen, die eine positive Wirkung auf den Cholesterinspiegel haben.

Cholesterin ist ein Begriff, den viele Menschen mit Krankheit assoziieren. Ob Ärzte oder Ernährungswissenschaftler, ständig hört man, dass zuviel Cholesterin schlecht ist und via Herzinfarkt sogar zum Tode führen kann. Cholesterin ist eine lebenswichtige Substanz, die im Körper viele Funktionen übernimmt. Es ist nicht nur im menschlichen Körper vorhanden, sondern auch bei Tieren. Cholesterin ist wichtig für alle Zellen, und zwar für deren Membran. Diese Membran umgibt die Zelle und schützt so ihren Inhalt vor der Außenwelt. Cholesterin ist die Vorstufe von Steroidhormonen, vor allem den Sexualhormonen Östrogen und Testosteron, von Cortison, einem körpereigenen Hormon, das für die Entzündungsabwehr im Körper nötig ist und es ist auch wichtig zur Bildung von Vitamin D im Körper.

Cholesterin ist für den Menschen so lebenswichtig, dass der Körper in der Lage ist, es in der Leber selbst herzustellen. Wird Cholesterin zusätzlich mit tierischen Lebensmitteln aufgenommen, sorgen Regulationsmechanismen im Allgemeinen für die Drosselung der körpereigenen Produktion. Ist dieser Mechanismus gestört, können die Cholesterinwerte im Blut über ein normales Maß steigen.

Das „gute“ HDL und das „böse“ LDL

Das Cholesterin wird an zwei „Fetttransporter“ gebunden: HDL (High Density Lipoproteins, engl. high density, hohe Dichte) und LDL (Low Density Lipoproteins, engl. low density, geringe Dichte). Ein hoher LDL-Wert sagt also aus, wie viel Cholesterin im Körper zirkuliert. Der HDL-Wert sagt also aus, wie viel Cholesterin aus der Peripherie in die Leber zurück gelangt. Daher sollte dieser Wert möglichst hoch sein. Wenn nur der Gesamtcholesterinwert bekannt ist, geht das Verhältnis von LDL und HDL dabei nicht hervor. Es sollten daher diese beiden Werte bestimmt werden.

Viel LDL kann für Probleme sorgen

Die im Blut schwimmenden LDLs können zur Schädigung der Gefäßwände führen. Oxidiert das LDL-Cholesterin unter Einwirkung von Sauerstoffradikalen, wird es von Makrophagen, den Fresszellen unseres Immunsystems als Fremdkörper attackiert und zu Schaumzellen umgewandelt, die sich als Plaques an den Gefäßinnenwänden der Arterien anlegen. In diesen Plaques kann sich Calcium anreichern und so wird im Laufe der Zeit aus einer elastischen Arterie ein starres Rohr. Diese langsam fortschreitende Veränderung der Gefäße nennt man Arteriosklerose und davon sind vor allem die Arterien des Herzmuskels, des Gehirns, der Nieren und der Beine betroffen. Um also einer solchen Gefäßveränderung und möglichen Folgen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall vorzubeugen, ist es wichtig, darauf zu achten, dass der LDL-Spiegel nicht zu hoch ist.

Gesundes Essen gegen „fettes“ Blut

Auch wenn der Körper über Regulationsmechanismen für Cholesterin, das aus der Nahrung aufgenommen wird, verfügt, zeigt die Erfahrung, dass eine konsequente Ernährungsumstellung Fettstoffwechselstörungen positiv beeinflussen kann. Gesättigte Fettsäuren aus tierischen Produkten sollten reduziert werden. Transfettsäuren, die in gehärteten Fetten vorkommen oder beim Frittieren entstehen, haben einen negativen Einfluss und sollten vermieden werden. Einfach ungesättigte Fettsäuren (z.B. aus Olivenöl oder Rapsöl) und auch mehrfach ungesättigte Fettsäuren, vor allem die wertvolle Linolsäure (au Sonnenblumen- oder Distelöl) sollten bevorzugt werden. Auch Omega-3-Fettsäuren (in Fischölen, Sanddorn, Walnüssen und Leinöl) entfalten gefäßschützende Wirkungen.

Sendungshinweis

„Radio Burgenland Vormittag“, 22.4.2014

Ballaststoffe gehören zu den wichtigsten Lipidsenkern und sollten Bestandteil jeder gesunden Ernährung sein, also den Gemüse- und Obstanteil erhöhen. Leinsamen reduzieren bei Männern den Cholesterinspiegel, wie eine aktuelle amerikanische Studie zeigte. Auch Nüsse können den Cholesterinspiegel senken.

Mit Heilpflanzen gegen Fettstoffwechselstörungen

Zur konkreten Behandlung von Cholesterinproblemen können einige Heilpflanzen eingesetzt werden.

Artischocke

Miriam Wiegele

Artischocke

Artischocke: Artischockenblätter, entweder als Tee, in Form fertiger Präparate oder als Saft, können den Cholesterinspiegel signifikant senken und helfen daher, einer Arteriosklerose vorzubeugen. Artischockenblätter können, wie klinische Studien zeigten, sowohl das Gesamtcholesterin als auch den Triglyceridspiegel senken. Darüber hinaus haben sie eine leberschützende Wirkung, was sich bei Fettstoffwechselstörungen nur positiv auswirken kann. Artischockenpräparate sind gut verträglich und sollten mindestens sechs Wochen angewendet werden. Sie eignen sich aber auch zum Dauergebrauch.

Knoblauch: Nach der Artischocke ist der Knoblauch die wichtigste Heilpflanze zur Behandlung von Fettstoffwechselstörungen und Arteriosklerose. Er hemmt die Cholesterinbiosynthese, bewirkt eine Senkung des LDL und der Triglyceride und führt zu einer Erhöhung des HDL. Er vermindert die Bildung freier Radikale und damit die Oxidation von LDL, weshalb er ausgeprägte antiarteriosklerotische Eigenschaften besitzt. Zudem erweitert Knoblauch die Gefäße und kann damit den Blutdruck senken. Er hemmt die Gefahr der Verklumpung von Thrombozyten und reduziert damit die Gefahr der Entstehung von Thromben und Herzinfarkt oder Schlaganfall. Die notwendige Tagesdosis ist zwei bis vier Gramm frischer Knoblauch, als Alternative dazu Knoblauchpulver, das es in Form vieler standardisierter Präparate gibt. Knoblauch eignet sich zur Langzeittherapie, ein Wirkungsbeginn ist nach zwei bis drei Monaten zu erwarten.

Olivenblätter: Dass Olivenöl günstig für die Regulierung des Cholesterinspiegels ist, ist bekannt. Weniger bekannt ist die Wirkung der Olivenblätter, die vor allem in der französischen und italienischen Kräuterheilkunde verwendet werden. Olivenblätter enthalten antioxidativ wirkende phenolische Verbindungen, was eine Fülle von Wirkungen (immunstärkend, entzündungshemmend, durchblutungsfördernd) ergibt. Studien aus Mailand zeigten, dass ein Olivenblattextrakt sich auch positiv auf den Cholesterinspiegel auswirken kann: Es kam zu einer signifikanten Senkung des LDL ohne das HDL zu beeinflussen. Durch die antioxidative Wirkung wird auch die Oxidation des LDL und damit der Plaque- Bildung in den Gefäßen vorgebeugt. Tagesdosis sind ein bis drei EL täglich, Olivenblattextrakt sollte lange im Mund belassen werden, damit die Wirkstoffe über die Mundschleimhaut vollständig aufgenommen werden.