Die Kräuter-Hausapotheke für den Winter

Es ist zwar nicht gegen jede Krankheit ein Kraut gewachsen, wie oft behauptet wird, aber es lohnt sich, die Hausapotheke auch mit pflanzlichen Heilmitteln auszustatten. Miriam Wiegele hat die entsprechenden Tipps.

Vor allem bei Erkältungserkrankungen ist es sinnvoll, die pflanzlichen Heilmittel schon vorrätig zu haben, damit man nicht schnupfend und triefend erst in die Apotheke laufen muss. Aber auch sonst sollte die Kräuterhausapotheke für alle Fälle- von Bauchweh bis Verletzung- ausgestattet sein.

ORF-Burgenland-Gesundheitsexpertin Miriam Wiegele weiß, welche „Muss-Mittel“ in der Kräuter-Hausapotheke für die kalte Jahreszeit vorhanden sein sollten.

Kräuter-Hausapotheke zusammenstellen

Falls man nicht selber im Sommer die Kräuter gesammelt und richtig aufbereitet hat, ist nun der Weg in die Apotheke notwendig, um die wichtigsten Kräuter für die Hausapotheke vorrätig zu haben. Nicht alle Kräuter verwendet man als Tee, manche sollte man auch in Form von Ölauszügen (z.B. Johanniskrautöl) oder Tinkturen (z.B. Arnikatinktur) oder Salben (z.B. Ringelblumensalbe) vorrätig haben. Generell kann man sagen, dass Kräuter, gleich in welcher Form, ein Jahr haltbar sind.

Gegen Grippe und Erkältungserkrankungen

Taigawurzel: Unser Immunsystem kann durch stressbedingte Belastungen geschwächt werden. Durch Studien ausreichend belegt ist die immunstimulierende Wirkung der Taigawurzel. Die unspezifische Abwehr besteht aus Makrophagen (Fresszellen, die Bakterien, Pilze, Viren einschließen können), sie bilden die „erste Angriffswelle“ gegen Feinde.

Die „spezifische Immunantwort“, auch humorale Abwehr genannt, besteht aus Lymphozyten, die gezielt gegen feindliche Eindringlinge vorgehen. Beide Abwehrsysteme werden durch die Taigawurzel gestärkt. Taigawurzel hilft also, den Körper widerstandsfähiger allgemein gegen Infektionen, vor allem aber durch Viren hervorgerufene Erkrankungen wie Influenza zu machen. Die Anwendung erfolgt am besten in Form fertiger Präparate wie Dragees.

Viel trinken

Flüssigkeitszufuhr in Form von Teetrinken ist bei einer Grippe in jedem Fall sinnvoll. Folgende Heilpflanzen haben auch eine immunstärkende Wirkung:

Holunderblüten und Lindenblüten wirken als Tee nicht nur schweißtreibend, sondern auf Grund ihrer Flavonoide auch immunstärkend. Man kann diese Tees, die im Aufguss (1 TL/1 Tasse heißes Wasser) zubereitet werden, daher schon vorbeugend trinken und im Falle einer Erkrankung mehrere Tassen pro Tag.

Mädesüß ist eine Pflanze, die natürliche Salicylsäure enthält. Im Unterschied zur synthetischen Acetylsalicylsäure enthält der Mädesüßtee auch immunstärkende Flavonoide. Der Tee hilft gegen alle Formen von Grippe, aber vor allem dort, wo sie mit Kopf- und Gliederschmerzen einhergeht. Im Aufguss zubereitet trinkt man davon mehrere Tassen pro Tag.

Mädesüß

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Mädesüß

Kräuter gegen Husten

Die kalte Jahreszeit ist auch Hustenzeit. Und auch da hat Mutter Natur einiges aufzubieten.

Eibischwurzel enthält Schleimstoffe, die sich wie ein Schutzfilm über die Schleimhäute und somit über das gereizte Flimmerepithel ziehen. Dieses kann sich somit beruhigen und der Hustenreiz wird dadurch gelindert.

Wichtig: Eibischwurzeltee kalt ansetzen (2TL Droge mit 1 Tasse kaltem Wasser übergießen, mindestens 1 Stunde ziehen lassen, abseihen und auf Trinktemperatur erwärmen)

Schwarze Stockrose: Vor allem für Kinder ist dieser Tee (1-2TL/auf 1/4 l Wasser im Aufguss 10 Minuten ziehen lassen) optimal. Auf Grund der bakterienhemmenden und immunstärkenden Anthocyane wird der Tee zart lila, was Kinder sehr beeindruckt. Außerdem hat er eine reizmildernde Wirkung.

Lindenblüten: Primär ist Lindenblütentee als schweißtreibender Tee bei Grippe bekannt. Noch besser wirkt er zur Reizlinderung bei trockenem Husten im Anfangsstadium ( 1TL auf 1/4 l Wasser im Aufguss, 10 Minuten ziehen lassen) und verhilft Kindern auch zu gutem Schlaf.

Thymian ist der Tee mit der stärksten Wirkung auf die Atemwege. Wann immer man unsicher ist, welcher Hustentee der richtige wäre- Thymian ist immer angezeigt! Thymian wirkt sehr gut antibakteriell, krampflösend, hilft Schleim verflüssigen und dann abhusten. Man kann den Tee auch längere Zeit hindurch anwenden. Zubereitung: 2TL mit ¼ l heißem Wasser im Aufguss, maximal 5 Minuten ziehen lassen.

Thymian

APA/Stefan Kiefer

Thymian

Kräuter gegen Verdauungsprobleme

Das häufigste Problem, das manchmal ganz schnell kommt, ist der Durchfall, daher sollte man immer Heilpflanzen dagegen vorrätig haben.

Heidelbeeren: Die getrockneten Früchte, die man in der Apotheke bekommt, sollte man eher nicht kauen, wie oft angeraten wird. Besser ist es, die zusammenziehenden Gerbstoffe zu lösen, indem man einen Tee kocht: 3 EL getrocknete Heidelbeeren mit ½ l Wasser aufkochen und ca. 10 Minuten kochen lassen.

Heidelbeeren enthalten Gerbstoffe, die das Eiweiß in den Zellen der Darmschleimhaut so binden, dass Bakterien dort keinen Nährboden mehr vorfinden. Die Farbstoffe der Heidelbeeren, die Anthocyane, haben eine zusätzliche bakterienwachstumshemmende Wirkung.

Pfefferminze: Das Menthol der Pfefferminze wirkt desinfizierend, gärungswidrig und krampflösend. Beim Durchfall wirkt es daher gegen die auslösenden Bakterien und die Folgen. Dazu kommt auch noch eine fast lokalanästhetische Wirkung auf die Magenschleimhaut, die Brechreiz mildern kann. Pfefferminztee hilft daher besonders bei Brechdurchfällen. Der Tee (1TL auf 1/4 l Wasser) wird im Aufguss zubereitet und sollte nicht länger als 10 Minuten ziehen.

Pfefferminze

APA/Karl-Josef Hildenbrand

Pfefferminze

Kräuter gegen Harnwegsprobleme

In der kalten Jahreszeit sind auch Blasenprobleme häufig und es ist sinnvoll, dagegen Kräuter in der Hausapotheke zu haben.

Bärentraube: Verwendet werden die Blätter, die man in der Apotheke kauft und im Kaltwasseransatz ( 1TL mit 1/4 kaltem Wasser übergießen, 2 bis 3 Stunden stehen lassen, dann abseihen und auf Trinktemperatur erwärmen). Der Tee hat eine desinfizierende Wirkung auf den Harn und hilft so, die Entzündung zu hemmen. Achtung- nicht in den ersten Monaten der Schwangerschaft und während der Teekur Harn ansäuernde Nahrung (Fleisch, Alkohol,etc) meiden.

Goldrute: Der Tee wird im Aufguss zubereitet und hat eine entzündungshemmende und krampflösende Wirkung auf den Harnwegsbereich.

Schachtelhalm: Dieser Tee hat auf Grund seines hohen Kieselsäuregehaltes vor allem eine gewebsstärkende Wirkung und ist funktionsstärkend bei der Neigung zu chronischen Blasenentzündungen. In akuten Situationen hilft er durch seine harntreibende Wirkung. Man bereitet den Tee zu, indem man 2 TL mit 1/4 l Wasser einige Minuten sprudelnd kochen lässt.

Weißdorn

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Weißdorn

Kräuter fürs Herz und Kreislauf

Wir sollten nicht warten, bis unser Herz die ersten Signale sendet, dass es müde und schwach wird, verrückt spielt und aus dem Takt kommt.

Weißdorn: Er ist sozusagen das Herzprophylaktikum schlechthin. Der Weißdorn ist wissenschaftlich intensiv untersucht worden. Seine herzleistungsstärkende Wirkung ist wie bei allen Heilpflanzen dem Zusammenspiel aller Inhaltsstoffe zuzuschreiben. Als Hauptinhaltsstoffe gelten aber derzeit das Procyanidin und die Flavonoide. Sie steigern die Durchblutung des Herzmuskels relevant, indem sie die Herzkranzgefäße (Koronargefäße) erweitern.

Verwendet werden sowohl die Blüten, die Blätter der Triebspitzen als auch die Früchte. Daraus kann man Tee im Aufguss (10 Minuten ziehen lassen) machen oder ihn als Fertigpräparat in der Apotheke kaufen, von denen sehr viele angeboten werden. Diese sind meist auf der Basis eines alkoholischen Auszugs, sprich einer Tinktur hergestellt.

Kräuter für Schlaf und Nerven

Es gibt sehr bewährte schlaffördernde Heilpflanzen. Die richtige Auswahl ist daher maßgeblich für eine optimale Wirkung.

Baldrian verwendet man am besten als Tinctura valerianae, sprich „Baldriantropfen“ aus der Apotheke. Die chinesische Medizin empfiehlt den Baldrian denen, die nicht einschlafen können, weil sie „an morgen denken“. Also den Menschen, die dauernd daran denken, was sie alles morgen erledigen müssen, welche Rechnungen sie zu zahlen haben, wen sie anrufen müssen, wem sie schreiben müssen und ähnliches.

Baldriantropfen wirken eigentlich nur entspannend und helfen, wie es die Homöopathie sagt, die Gedanken zu ordnen. Die wirkungsvolle Dosis liegt zwischen 20 und 30 Tropfen der Tinktur vor dem Schlafengehen.

Kräuter

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Baldrian

Schwäne in Haferfeld

APA/Frank May

Schwäne in Haferfeld

Sendungshinweis

„Radio Burgenland Vormittag“, Sendung vom 11. Oktober 2011

Hafer empfiehlt die chinesische Medizin denen, die nicht einschlafen können, weil sie „an gestern denken“. Damit ist gemeint, dass man ständig nachdenkt, was man noch nicht erledigt hat, was man besser machen hätte können, welche Fehler einem unterlaufen sind. Man fühlt sich von den täglichen Pflichten überfordert und ist ständig erschöpft.

Hafer besorgt man sich in der Apotheke als Avena sativa Urtinktur und nimmt 10 Tropfen vor dem Schlafengehen oder regelmäßig 3mal 5 Tropfen täglich.

Passionsblume kann als Tee oder auch in Form fertiger Präparate in der Apotheke gekauft werden. Die Passionsblume hilft den Menschen, die „aus der Ordnung gefallen sind“, sprich, die aus dem Gleichgewicht gekommen sind, nervös und ständig unruhig sind, unter Ängsten leiden und sich daher nicht entspannen und einschlafen können. Am besten verwendet man den Tee oder die Präparate dann regelmäßig über den Tag verteilt.

Verletzungen

Die wichtigsten Mittel bei Verletzungen aus der Kräuter-Hausapotheke sind Arnika, Ringelblume und Johanniskraut.

Arnika: Hilft als Arnika- Tinktur (1:1 mit Wasser verdünnt als Umschlag auflegen) bei Prellungen, Zerrungen, Verstauchungen, Quetschungen, also überall dort, wo das Gewebe stumpf- traumatisch verletzt wurde.

Ringelblume: Hilft als Ringelblumensalbe bei Schürfwunden, vor allem wenn, sie zu eitern beginnen.

Johanniskraut: Als Ölauszug gegen alle Muskelschmerzen, Hexenschuss, etc.